The Statesboro Revue / Ramble On Privilege Creek
Ramble On Privilege Creek Spielzeit: 44:22
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2013
Stil: Roots Rock

Review vom 16.06.2013


Steve Braun
Gut drei Jahre nach ihrem überaus bemerkenswerten Blue Rose-Debüt Different Kind Of Light legt die Statesboro Revue mit "Ramble On Privilege Creek" ihren nun bereits vierten Silberling vor - und die Zeit hat offenbar einiges verändert. Das Offensichtliche: Bandchef Stewart Mann hat seinen jüngeren Bruder Garrett an exponierter Position - als Gitarrist, Co-Autor und Background-Sänger an seiner Seite - platziert. Das Hintergründige: Hatte für den Vorgänger noch die gesamte Band für das Cover posiert, ist dort jetzt nur noch das Brüderpaar zu finden - ein Fingerzeig auf neue 'Machtverhältnisse'? Immerhin hat Stewart Mann erneut das Line-up durchgeschüttelt. Das Subtile: Die Musik hat sich verändert - allerdings eher evolutionär. Ein erster direkter Vergleich mit "Different Kind Of Light" mag vielleicht erstmal ernüchternd ausfallen, aber lassen wir uns von diesem ersten Eindruck nicht täuschen: Einzelne Songs mögen vielleicht nicht ganz so spektakulär wie die sensationellen "The Painter", "Shine On" oder "Alone" vom Vorgänger ausgefallen sein, dafür stellen die zwölf neuen Werke von "Ramble On Privilege Creek" eine tiefschürfende, enorm dichte Weiterentwicklung des Vorgängers dar. Es gibt eben manchmal Wachstumsphasen, da wächst eine Band vielleicht nicht in die Höhe - dafür in die Tiefe und legt genau damit eine breitere Basis für künftige Großtaten!! Genau an diesem Punkt scheint die Entwicklung der Statesboro Revue gerade stehen.
Die experimentelle Flippigkeit, der Black Crowes-Faktor, ist zwar noch unterschwellig wahrnehmbar, aber einer unglaublichen emotionalen Tiefe gewichen. "Ramble On Privilege Creek" gewinnt mit jedem Hördurchgang, nimmt den Hörer gefangen und auf eine Rundreise durch den Süden der US - nicht nur durch die texanische Heimat der Manns sondern rund um den Golf von Mexico. 'Klassische' Jam Rock-Elemente müssen kürzer treten - die Songs sind durch die Bank kompakter geworden, dafür zieht sich eine ganze Menge schrammeliger Roots- und verspielter Country Rock sowie leicht melancholischer Folk durch die gesamte Scheibe. Es ist eine ganze Menge von dem überaus emotionalen Spirit wahrnehmbar, den man gerne als 'Americana' bezeichnet, aber keine Sorge: Ohne die erbarmungswürdige Weinerlichkeit, die einem aus dieser Ecke manchmal entgegenschlägt! Und als ob die Manns sich auch musikalisch auf eine Zeitreise begeben wollen, bezieht sich der Titel des Albums auf die Familienhistorie: Großmutter lebte am Privilege Creek und deren Vater spielte bei der Hillbilly String Band Bluebonnet Ramblers.
Mögen sich die Songs bei den ersten Hördurchgängen auch nicht so recht in den Ohren festsetzen, sie gewinnen mit jedem weiteren und so entwickelt "Ramble On Privilege Creek" einen regelrechten Suchtfaktor. Ein gutes Beispiel für einen solchen 'Schleicher' ist "Huck Finn". Hier wird das Lebensgefühl am Mississippi des 19. Jahrhunderts perfekt eingefangen, als ob Mark Twain mitkomponiert hätte. Herzzerreißend, wie hier Mandoline und Fiddle um die Wette wimmern - durch die gleiche vom Folk inspirierte Furche zieht übrigens auch das tolle "Lil Mary's Last Stand" und das tief die Seele anrührende "Isabella". Aber immer wenn die Orgel kräftig schiebt, kommt Zug in diese Kiste und so bilden Midtempo-Nummern wie "Live A Little" und "Love Run Easy" das Bindeglied zwischen Schmachtfetzen und Abrockern, wie dem sensationell Crowes-lastigen "Til I Leave" und dem noch am ehesten jam-rockige "Hands On The Sun". Diese Kategorie ist zwar - wie schon angemerkt - diesmal in der Minderzahl, aber wenn man dafür mit solchen seelenvollen Balladen wie "Cold November" oder "Another Day In Rome" entschädigt wird...
Über alldem schwebt die wandlungsfähige, charakteristische Stimme des omnipräsenten Masterminds Stewart Mann, der mal wie Ed Jurdi - mal wie der unvergessene, begnadete Adam Hirsh von den Hatters klingt.
Vielleicht ist "Ramble On Privilege Creek" nur ein Quantensprüngchen gegenüber dem übermächtig erscheinenden Vorgänger "Different Kind Of Light", aber auf jeden Fall meines Erachtens ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt der Statesboro Revue. Ein wirklich kaufenswertes Album mit Tiefgang und Suchtpotenzial...
Waren die Jungs aus Austin/Texas eigentlich zwischenzeitlich schon mal auf Tour durch Europa und vor allem durch Deutschland?? Keine Ahnung, aber falls nicht, wird es nun langsam höchste Zeit!!
Line-up:
Stewart Mann (vocals, acoustic guitar, harp, percussion)
Garrett Mann (acoustic/electric guitars, percussion, piano, background vocals)
Ben Bradshaw (bass, piano, percussion)
Mike Peters (drums, percussion)
Erik James (keys, organ)
Preston Wimberley (electric guitar)
Rhett Price (violin/fiddle)
Steve Ledet (electric guitar)
Scott McConnell (percussion)
Sonya Moore (background vocals)
Sheree Smith (background vocals)
Scott Nubert (everything under the sun...)
Tracklist
01:Fade My Shade Of Black (2:50)
02:Huck Finn (3:44)
03:Cold November (3:52)
04:Til I Leave (3:38)
05:Half Mile To Lincoln (3:54)
06:Live A Little (4:27)
07:Lil Mary's Last Stand (2:52)
08:Isabella (3:41)
09:Love Run Easy (3:14)
10:Another Day In Rome (4:20)
11:Wildflower (2:55)
12:Hands On The Sun (4:45)
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