Steel Mill / Jewels Of The Forest (Green Eyed God + …)
Jewels Of The Forest Spielzeit: 77:43
Medium: CD
Label: Rise Above Relics, 2011 (1971)
Stil: Heavy/Prog


Review vom 25.04.2011


Michael Ebermayer
Steel Mill gehören zu den mysteriösesten britischen Bands der frühen 70er Jahre. Bis heute waren kaum nähere Informationen zur Band verfügbar. Es erschienen damals zwei Singles und das "Green Eyed God" betitelte Album, das sich auf dieser Zusammenstellung hier findet. Das 1971 aufgenommene Album erschien 1972 in Deutschland und merkwürdigerweise erst drei Jahre später in England. Die Original LPs sind seit längerem gesuchte Sammlerstücke, die heute sehr teuer sind. Dies hatte natürlich zur Folge, dass immer wieder inoffizielle Bootlegs des Albums auf dem Markt aufgetaucht sind.
Gegründet wurden Steel Mill im Jahre 1969 von Musikern, die vorher schon in den Bereichen Jazz, Folk und Rhythm'n'Blues unterwegs waren. All diese Einflüsse finden sich auch in der Musik von Steel Mill wieder, jedoch nicht in ihren Reinformen. Das "Green Eyed God"-Album bietet einen sehr abwechslungsreichen, psychedelisch angehauchten, überwiegend harten Rock mit einer Prise afrikanischer, fernöstlicher und orientalischer Elemente, der für die damalige Zeit durchaus progressiv war. Die Band existierte noch einige Jahre nachdem das Album aufgenommen wurde. Aufgrund der häufigen Besetzungsänderungen kam den übriggebliebenen Bandmitgliern jedoch irgendwann die Motivation abhanden, auch der kommerzielle Flop ihrer Musik dürfte für die Auflösung ausschlaggebend gewesen sein.
Die Platte eröffnet mit einem schleppend riffigen Midtempo-Stück, das immer wieder von Breaks unterbrochen wird, im Mittelteil wird es ruhiger. Das Saxofon übernimmt in "Blood Runs Deep" das von der Gitarre vorgegebene Riff, aber auch Soli werden eingestreut.
Anschließend folgt mit "Summer's Child" eine folkige Ballade, bei der eine Flöte als dominantes Melodieinstrument eingesetzt wird. Ausgeschmückt wird der Track durch ein feinfühliges Gitarrensolo in der Mitte, ehe das Anfangsthema wieder erklingt. Der Gesang kommt dabei sehr gefühlvoll, weniger aggressiv als im Opener.
Das leicht bluesige "Mijo And The Laying Of The Witch" beginnt recht gemächlich, bis ein kantiges Gitarrenriff die Führung übernimmt. Gesang und Saxofon lassen auch nicht lange auf sich warten. Beachtlich, wie viele überraschende Wendungen dieses Stück bis zum Ende durchläuft.
"Treadmill" weckt durch das dunkle Riff Erinnerungen an Black Sabbath. Das knapp 10-minütige Titelstück beginnt mit sehr melodiösem, düster anmutendem Flöteneinsatz, ein hypnotischer Rhythmus baut sich auf, bis nach einiger Zeit Gesang einsetzt. Unterbrochen wird das einrahmende Thema durch zahlreiche Breaks und eine wüst rockende Orgie mit fetzigen, hart rockenden Riffs und Soli von Gitarre und Saxophon. Melancholisch wird es im durchgehend ruhig gehaltenen "Turn The Page Over", bei dem ein Piano die tragende Rolle spielt.
Ein weiteres Highlight hingegen stellt "Black Jewels Of The Forest" dar, hier fühlt man sich wirklich in eine dunkle Waldgegend versetzt. Eingeleitet von Flöte, setzt bald ein stampfender Rhythmus ein, während der Gesang düstere Gestalten herbeizubeschwören scheint. Das Album wird abgeschlossen von "Har Fleur", einer kurzen wehmütigen Instrumentalnummer, geprägt von Flötenklängen.
Insgesamt eine lobenswerte Wiederveröffentlichung dieses schwer erhältlichen Albums mit reichlich Bonusmaterial, welches die Band von einer raueren, noch etwas unausgereifteren Seite zeigt. Es handelt sich dabei um die auf Single veröffentlichten Tracks, sowie unveröffentlichte Studioaufnahmen aus dem Jahre 1970. Interessant ist dieses Zusatzmaterial auf jeden Fall. Das Album ist für Freunde und Sammler obskurer Progressivalben aus den frühen 70ern ohnehin ein Muss! Der letzte Bonustrack, der im Jahre 2010 aufgenommen wurde, zeigt, dass die Band auch heute noch in der Lage ist, ihren damaligen Stil musikalisch konsequent fortzuführen. Auch das Booklet ist in seiner Ausführlichkeit, sowie mit tollen Fotos und Abbildungen sehr gelungen.
Warum für dieses Reissue allerdings ein anderes Cover verwendet wurde kann ich nicht nachvollziehen, das Originalcover war doch sehr ansprechend und passte gut zum Inhalt. Dennoch finde ich auch dieses Artwork sehr gelungen. Eine klare Empfehlung also, diese Wiederveröffentlichung, zumindest für diejenigen, die das Album noch nicht in ihrer Sammlung haben und sich für die progressive Szene der frühen 70er Jahre interessieren!
Line-up:
Dave Morris (vocals, keyboards)
John Challenger (sax, woodwind)
Terry Williams (guitar)
Jeff Watts (bass)
Chris 'The Rat' Martin (drums, percussion)
Ricky 'Rupert ' Baer (drums - #10,11)
Derek Chandler (bass - #10-17)
Colin Short (drums - #12-16)
Graham Parker (guitar - #17)
Tracklist
01:Blood Runs Deep
02:Summer's Child
03:Mijo And The Laying Of The Witch
04:Treadmill
05:Green Eyed God
06:Turn The Page Over
07:Black Jewels Of The Forest
08:Har Fleur

Bonustracks:
09:Get On The Line
10:Zangwill
11:Green Eyed God 7" Version
12:Confusion
13:Monday Arrives
14:Super Clean Man
15:Keep Working
16:Growing Bald
17:A Forgotten Future/A Future Past
Externe Links: