Steppin' Out / Live And Unplugged
Live And Unplugged Spielzeit: 72:17
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Blues


Review vom 08.01.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Heimspiel für die Bluesband Steppin' Out.
Zwei Konzertabende wurden im Kasseler Kulturzentrum Schlachthof aufgezeichnet und in vierzehn Songs sowie einem Livevideo ("Keep It") auf dem Album "Live And Unplugged" zusammengefasst.
Auch bei der Spielzeit hat man sich in keiner Weise lumpen lassen, denn die CD bringt es auf beachtliche zweiundsiebzig Minuten und die sind mit feinster Musik gefüllt. Den Begriff 'Blues' habe ich bewusst nicht benutzt, weil das Quartett auch mit Abstechern in andere Genres eintaucht.
Die Mixtur aus eigenen Kompositionen und der Interpretation von Coversongs ist sehr gelungen und da wären wir auch schon mittendrin im Geschehen.
In "Stormy Monday" zelebriert das Quartett gefühlvoll den T-Bone Walker-Song.
Diese Nummer wird in den Händen der nordhessischen Band zu einem, nicht nur wegen der Länge, Hinhörer erster Güte, denn besonders Hugo Scholz am Saxofon entführt diesen doch schon so oft gehörten Song in irgendeinen Jazzkeller, den man an einem Wochenendtag als erste Anlaufstation ausgesucht hat. Allerdings ist Scholz nicht alleine unterwegs. Er hat sich mit Frank Pecher verabredet. Der begleitet ihn und unterhält den Hörer mit seinem Solo auf den sechs Saiten seiner akustischen Gitarre auf allerfeinste Art und Weise. Verdienter Szenenapplaus ist angesagt und dann macht es der Scholz, nachdem er das Stück schon auf seinem Holzblasinstrument einleitet, sowohl relaxt wie auch virtuos noch einmal. Wow, diese Lesung ist gigantisch gut. »The eagle flies« nicht nur »on Friday«.
Vice versa geht es im nächsten Track zu.
Die im Original jazzige Billie Holiday/Arthur Herzog Jr.-Nummer "God Bless The Child" erhält eine musikalisch-geografische Verlagerung ins Mississippidelta. Mann, können die Vier mit den Kompositionen anderer Künstler jonglieren!
Da ziehe ich bereits jetzt meinen imaginären Hut. Alleine schon dann, wenn Pecher die Saiten mit dem Bottleneck bearbeitet. Mit exquisit gesetzten Breaks und einem unwiderstehlichen Groove hat Steppin' Out ein Ticket in der ersten Klasse des Blues eingelöst. Es ist schließlich insgesamt eine Teamleistung, solche Songs hinzubekommen.
Der Groove ist auch eine feste Größe im folgenden "Baby What You Want Me To Do".
Die Nummer atmet die frische Luft des 12-Takters und abermals erklingt das Mississippi-Saxofon. Dem Titel des Songs zufolge kann man nur schreiben... noch mehr "Live And Unplugged".
"Darling Miss Nowhere" hat schon den Gipfel der eigenen Klassiker erreicht und Scholz singt ihn mit seiner gewohnt guten sowie ab und an rauen Stimme. Die passt so gut zum Blues.
Auch in den träumerischen Phasen werden die Musiker zu Punktesammlern. Zwischen dem Gesang greift der Frontmann wieder zum Saxofon und wechselt direkt zur Harp. Bevor es aber so richtig mit dem shuffeligen "Sloppy Drunk" losgeht, liefert der Mundharmonikaspieler eine tolle Trainsong-Einlage ab. Der Track ist gespickt mit Soloeinlagen, in denen zunächst der Kontrabassist Rolf Denecke und dann Marcus Wickel glänzen.
Mit einer neuen Komposition kann man auch aufwarten und der hat das Autorengespann Pecher/Scholz den Namen "Whenever I See You" gegeben. Eine Singer/Songwriter-Liebesballade, bei der Wickel wohl zu den Jazzbesen gegriffen hat, denn die Fellbearbeitung kommt entsprechend sanft rüber. Ein Lovesong, der nach und nach Energie aufbaut und am Ende abermals verträumt wird.
Mit dem "Feelin' Alright" ist es wie bei den bereits weiter oben beschriebenen Coversongs: Steppin' Out macht sein eigenes leckeres Ding daraus. 'Furioso' Hugo aktiviert mehrmals die Oktavklappe des Saxofons und verlangt seinen Lungen alles ab, um die höchsten spielbaren Töne zu erreichen. Denecke bietet ihm mit seinem Tieftönersolo ein Päuschen...
Nach viel Abwechslung gibt es noch ein "Dust My Broom", in dem abermals das Bottleneck geschwungen wird und der Groove wieder Einzug hält.
Ganz besinnlich lässt man die CD ausklingen.
Getreu dem Motto 'einen haben wir noch' gibt es schließlich etwas ganz Besonderes... "I Sometimes Love Livin' In This World" mit einem riesigen Line-up.
2004 wurde der Titel mit The Kassel Allstars anlässlich einer Benefiz-Platte, die aber nie erschien, aufgenommen.
Außer den Sängern waren auch Bläser, ein Keyboarder (Roland Oumard) sowie Gitarrist (Oliver Franke) Mitwirkende. Nicht nur durch die namhaften Musiker lohnt sich die Veröffentlichung dieses Stückes.
Das Spektrum der Platte wird um eine weitere Spielart, den Reggae expandiert und insgesamt bekommt das Album "Live And Unplugged" eine Tippgrafik von mir...
Line-up:
Hugo Scholz (lead vocals, harmonica, saxophone)
Frank Pecher (guitar, vocals)
Rolf Denecke (upright bass)
Marcus Nickel (drums)

With:
The Kassel Allstars:
Oliver Franke (solo guitar - #15)
Kerstin Röhn (saxophone - #15)
Detlef Landeck (trombone - #15)
Roland Oumard (keyboards - #15)
Carmine Biscosi (vocals - #15)
Sabine Roppel (vocals - #15)
Kurt Sogel (vocals - #15)
Susanne Vogt (vocals - #15)
Hartmut Roschinski (vocals - #15)
Thomas 'Stolle' Stolkmann (vocals - #15)
Tracklist
01:Keep It To Yourself (5:16)
02:Stromy Monday (7:18)
03:God Bless The Child (6:01)
04:Baby What You Want Me To Do (4:50)
05:Darling Miss Nowhere (4:31)
06:Sloppy Drunk (6:27)
07:Whenever I See You (3:38)
08:Feelin' Alright (5:41)
09:Our Next Life [In Memoriam Of Karl Fintz] (3:49)
10:You Didn't Think About That (3:50)
11:Can't Hold Out Much Longer (5:33)
12:Dust My Broom (3:17)
13:Down To It (5:41)
14:Life Song (3:10)

Bonus Track:
15:I Sometimes Love Livin' In This World (3:15)

Live Video:
Keep It [mp4] (5:07)
Externe Links: