Martin Stier: Ich möchte über mich reden.
Rocktimes Interview Der Mann hat viel erlebt und richtig viel zu erzählen... Martin Stier ist nicht nur Schauspieler und Sozialarbeiter sondern auch ein sehr guter, charismatischer Sänger. Und weil man diese drei Facetten seiner Persönlichkeit schlecht trennen kann, wollen wir über den Menschen Hans Martin Stier 'ganzheitlich' reden. Und weil er soviel zu erzählen hat, konnte er so manche Frage von mir vorweg beantworten, der Schlingel. Das Gespräch hat einfach NUR Spaß gemacht...

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Interview vom 09.11.2010


Steve Braun
RockTimes: Martin, Du bist als bekannter Schauspieler ein viel beschäftigter Mensch. Wie kann man das mit einem ähnlich zeitraubenden Projekt wie einer Rockband unter den berühmten Hut bringen?
Martin: Das sieht - glaube ich - alles nach mehr aus als es eigentlich ist. Die ganze Dreherei beschränkt sich ja zumeist lediglich auf einzelne Tage. Wir werden als Schauspieler ja immer tageweise gebucht. Jetzt vor den Sommerferien kamen noch mal drei Kinoprojekte dran, aber das ist trotzdem immer wieder nur tageweise. Das hat den Urlaub immer wieder zerschnitten, hochgeflogen, wieder gedreht und wieder zurück in den Urlaub. Danach ging der Dreh an "Vorstadtkrokodile" weiter... Aber das hält sich in Grenzen und lässt sich irgendwie alles arrangieren.
Stier RockTimes: Du hast ja ein mehr als bewegtes Leben hinter Dir - und Du 'möchtest über Dich reden'. Lass 'uns' mal über Musik quatschen:
Du hast ja bereits in 60ern mit der Musik begonnen. Erzähl uns mal etwas über Deinen Werdegang vor der Törner Stier Crew-Geschichte...
Martin: Das fing eigentlich in der Schule im Religionsunterricht, wo ich immer so schön laut mitschallern konnte, an. Der Pfarrer sagte: »Stier, Du bist die Stütze vom ganzen Verein.« Dann ging es mit meiner damaligen Teilnahme im CVJM weiter - Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre, wo ich dann ordentlich die Fahrtenlieder mitgeschmettert habe.
1966 gründeten wir die erste Schülerband, in der ich zuerst versucht habe, Schlagzeug zu spielen. Da das nicht hingehauen hat, habe ich es mit dem Singen probiert. Der erste Song war "Spinning Wheel" von Blood Sweat & Tears. Danach bin ich zur See gefahren, wo wir an Feiertagen gemeinsam 'deutsche Weisen' gesungen haben. Einfach um die Seelenlage fernab der Heimat halbwegs zu stabilisieren oder um einen gemeinsamen Kontext mit den Kollegen zu finden.
RockTimes: Was waren Deine musikalischen Einflüsse zur damaligen Zeit? Was hast Du gehört?
Martin: Das ging Anfang der 1960er Jahre los, als meine Schwester eine Bertelsmann-Platte mit nach Hause brachte. Meine erste bewusst wahrgenommene Nummer war damals "(I'm a) Little Red Rooster" von den Rolling Stomes. Damals gab es ja auch schon den 'Beat-Club', den man im Fernseher verfolgen konnte. Bald konnte ich mir auch einen Kassettenrecorder von Philips leisten, mit dem ich versuchte, die Sendungen mitzuschneiden.
RockTimes: Das kenne ich auch noch aus meinen Anfangstagen, das war reichlich abenteuerlich...
Martin: Scheißegal, wie das klang! Hauptsache, es ging ab und man konnte Musik hören. In meinem Heimatkaff, Bad Ems, gab es zudem in der Eisdiele eine Jukebox und dort konnte sich die Dorfjugend versammeln und die gerade aktuellen Songs hören. Jeden Sonntag spielten in den Jugendclubs der Umgebung irgendwelche Coverbands, die sich immer an die allerneusten Gassenhauer gewagt hatten.
TSC RockTimes: Lass uns mal ein wenig über die TSC reden: Wie und wann kamst Du mit den Jungs der Törner Stier Crew zusammen?
Martin: 1974 kam ich nach meinem Sozialpädagogikstudium in Koblenz nach Münster und dort begann - wenn man so sagen will - meine musikalische Karriere. Ein Kumpel fragte mich, ob ich in seiner Haus Langen Band singen wolle. "Symphony For The Devil" und so 'n Kram. Danach kam ich bei Sea Wind aus Hamm unter - die machten Südstaaten-Rock mit drei Gitarren à la Lynyrd Skynyrd. Da bin ich nach einem Jahr - das war 1976 - weg, weil die keine deutschen Texte machen wollten. Das war mir aber wichtig, denn ich wollte das, was ich täglich erlebte in meiner Sprache authentisch rüberbringen. Dann war ich kurzzeitig bei den Gebrüder Engel und bei Messerschmitt, was allerdings nicht so gut lief.
1977 hatte ich dann auf einem Open Air in Münster Wotan und damit Charlie Steinberg, Freddy Homann und Hölmölm Vieth kennen gelernt. Kurz danach - im Herbst 1977 - haben wir dann Törner aus der Taufe gehoben. Der Name entwickelte sich aus meinem Spitznamen 'Törner Stier' den ich in Messerschmitt-Zeiten erhalten hatte. Zu Beginn haben wir Sachen von Little Feat und so gecovert, weil wir keine eigenen Songs zum Auftreten hatten. Schon nach etwa der zweiten Probe konnten wir die ersten Gigs rund um Münster machen. Nach einem halben Jahr hatten wir das Glück, von den Amis im Rhein-Main-Gebiet zwanzig Gigs in Recreation Areas zu bekommen.
RockTimes: Du nimmst mir zwar gerade alle Fragen weg, aber mach' ruhig weiter...
Martin: [...lacht...] Das waren etwa zwölf Mille und für zehn davon haben wir uns erstmal einen wunderbaren, großen Setra S9 gekauft. Wir haben den Bus schön ausgebaut, Kochecke, Betten... und dann sind wir jedes Wochenende von Münster aus nach Rhein-Main gefahren, um bei den Amis zu spielen.
RockTimes: Wie kam es, dass ausgerechnet das US-Verteidigungsministerium Euch Gigs in deutschen US-Basen vermittelt hat? Ihr wart doch eher links-alternativ ausgerichtet...
Martin: Tja, es ging dabei eigentlich eher nicht so um die politische Ausrichtung. Klar waren wir links-alternativ ausgerichtet, aber es ging uns in erster Linie darum, zu spielen. Wir sind auch nicht davon ausgegangen, dass die Soldaten alles so 'rechte Köppe' sind. Das lief eigentlich ganz gut, wobei es uns auch etwas erschreckt hat, wenn wir als weiße Band in den Club kamen und die 'Schwarzen' alle abgehauen sind. Umgekehrt haben wir auch gehört, dass, wenn eine 'schwarze' Band kam, kein 'Weißer' da war. Oder sie saßen da und haben einfach Zeitung gelesen.
Wir mussten stets drei, vier Sets spielen - immer wieder Pause dazwischen, so richtig begeistert hat uns das alles nicht. Aber die Vorteile waren da: klar, das Geld... aber auch dass wir uns musikalisch und handwerklich verbessern konnten. Wir haben viel gejammt, auch auf deutsch improvisiert - was die Amis so gar nicht verstehen konnten. An Silvester '78 waren wir beim Soundcheck, als der Manager uns ansprach. Er hätte von der (deutschen) Putzfrau gehört, dass wir 'naughty' - also schmutzige - Texte machen würden. Fand er überhaupt nicht gut - seine Soldaten sollten 'ordentliche' Musik hören. Er gab uns dann die Kohle, wir sollten bloß abhauen und nie wiederkommen. [...großes Gelächter...] Waren wir natürlich sehr froh darüber...
RockTimes: Ihr wart ja auch nicht mehr lange darauf angewiesen. Ihr habt kurz darauf den Nachwuchspreis der Deutschen Phonoakademie (den heutigen Echo) als beste Rockband gewonnen... und dann ging's ja richtig ab!
Martin: Ja, das war '79 - da hat Karl (Charlie Steinberg) eine Kassette bei der Phonoakademie eingeschickt. Von etwa 500 Einsendern kam Törner Stier Crew unter die letzten Sechs. Und eines Tages kam bei uns zuhause - wir wohnten alle zusammen bei Münster als WG auf einem Bauernhof - die Nachricht an, dass wir nach Würzburg zur Endrunde eingeladen waren: Fahrt wird bezahlt, Hotel steht zur Verfügung. Freitags war die Anreise, samstags Probe und abends die große Gala im Stadttheater. Fanden wir natürlich total toll...
Stier Wir sind dann hingefahren, haben während der Probe unseren Song "Miss McGilly Gully" gespielt. Der Bayrische Rundfunk hat das alles aufgezeichnet. An einer Stelle heißt es da »Ralfi Rabbit, der Karnickelficker steht am Plastikkicker und guckt dull...« und da riss sich der eine Kameramann, ein Bayer, den Kopfhörer runter und rief: »So einen Scheiß, nehm' I ned uff...«
RockTimes: »...weil's schwimmend in der Lauge zum Kauen nicht mehr tauge. «
Martin: [...Gelächter...]
RockTimes: Ja, der BR hat sich ja in diesen Jahren als letzte Bastion für Sitte, Anstand und Moral im öffentlichen Rundfunk verstanden...
Martin: ... aber genau mit diesem Song haben wir dann abends den Preis gewonnen, obwohl da wirklich noch einige sehr, sehr gute Bands dabei gewesen waren. Die eine hieß One-O-One und war möglicherweise technisch viel besser als wir - aber wir haben einfach alles 'nach vorne geschmissen'.
RockTimes: Genau das war ja ein Markenzeichen und die große Stärke der Törner Stier Crew: unheimlich Power machen, Gas geben, Anarchie und Chaos auf der Bühne...
Martin: ...genau, viel improvisieren - mitten im Song abbrechen, aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen Chaos verbreiten. Jeder dachte, wir hätten das alles geprobt, aber das waren eigentlich immer 'Impros'. Ein Blick - jeder weiß Bescheid - jeder achtet auf jeden - und so hat das eigentlich immer funktioniert und sah fast wie einstudiert aus.
RockTimes: Um die TSC abzurunden: Du bist ja merkwürdigerweise ausgestiegen, als es nach dem Nachwuchspreis so richtig losging. Warum?
Martin: Das war 1981 nach einem Gig mit Zeltinger auf den Kölner Rheinwiesen. Ich war vorher sehr stark politisch engagiert, u.a. bei einer Hausbesetzung. Da gab es Verhaftungen bei der Räumung, worauf es wieder Demos gab - eine wilde Zeit. In der Halle Münsterland wurde das Konzert einer befreundeten Band durch Demonstranten abgebrochen. Ich bin dann auf die Bühne und habe erzählt, was da wirklich bei der Räumung passiert ist, denn in den Zeitungen stand etwas völlig anderes. Ich versuchte halt die Plattformen zu nutzen, die mir zur Verfügung standen und ich kam mir dann selber immer politischer vor. Aber das war bei der TSC nicht so wohl gelitten. Der Drummer, der jüngste von uns, meinte nur, Musik sei nicht politisch. Das fand ich schon mal Scheiße - das fand ich nicht gut! Wir haben ja deutsche Texte gemacht und ich wollte auch in den Songs rüberbringen, was mich zu diesem Zeitpunkt beschäftigt hat.
Zum anderen habe ich immer sehr aus dem Bauch heraus Musik gemacht, daher kam ja auch immer dieses Improvisieren, das ganze Chaos auf der Bühne. Das war für mich auch immer so eine Art Kampf, positive Aggression, auf die Zuschauer zugehen, alles raus zu lassen. Da stehe ich bei besagtem Konzert auf den Kölner Rheinwiesen auf der Bühne und merke, wie ich plötzlich neben mir stehe. Merke, wie ich so tue, als ob ich aus dem Bauch Musik machen würde und merke, dass ich das gar nicht bin. Dazu war mir aber die Musik zu nahe und zu wichtig. Ich brauchte einfach eine Pause - die Jungs wollten weitermachen und das taten sie dann auch. Schließlich war gerade das zweite Album, "Monster, Blut und kleine Mädchen" raus gekommen und es waren unheimlich viele Gigs geplant. Ich hab mich dann auf die "Outlaw", einem großen Segelschiff, verabschiedet und bin mit einer Handvoll straffällig gewordener Jugendlicher - ein abenteuerpädagogisches Projekt - als Steuermann auf Weltreise gegangen.
Stier RockTimes: Danach kam also diese Sozialarbeitsgeschichte, das Theater und die Schauspielerei... Was mich interessiert: Gab es in den etwa 25 Jahren bis zur Gründung der Kahlen Mönche 2007 musikalische Side-Projekte von und mit Dir?
Martin: Ja, ab 1985 gab es Reunion-Konzerte mit der Törner Stier Crew , aber ich wollte das Ding nicht wieder neu starten. Nach meiner Meinung sollte das ein 'Klassentreffen', so etwa alle zwei Jahre, werden. Ich konnte ja auch wegen der Theater- und Schauspielengagements nicht öfter - Theater ging immer vor.
Zwei Jahre später hatte ich dann in Hamburg eine Serie - die "Feuerengel" - für RTL gemacht und da kam wieder die Zusammenarbeit mit Charlie Steinberg zustande, der mir Playbacks für die Hintergrundmusik geschickt hatte. Wir haben dann öfter in Drehpausen in seinem Studio improvisiert... und so sind wir wieder enger zusammengekommen. Aber nicht sehr lange, weil Steinberg dann eine Zeitlang so 'heidelbeermäßig' drauf war.
Damals lernte ich den jetzigen Stier-Gitarristen Lee C. Pinsky kennen. Wir konnten nicht auftreten, weil wir noch keine Band hatten, aber wir haben Songs gemacht. Dann kamen noch Tom Günzel und Walter Stöver dazu und wir nannten uns Kahle Mönche. Wir haben aber gemerkt, dass dieser Name bei den Gigs nicht so gut rüber kam. Wir wurden immer wieder darauf angesprochen, warum wir nicht alle kahlköpfig seien. Warum habt ihr keine Kutten an - ihr seid doch Mönche? Das nervte... und so nannten wir uns um und fanden, dass Stier am besten zu der Musik passte.
RockTimes: Wobei hier zudem Dein bekannter Nachname und Dein Gesicht natürlich für die Band hilfreich sein könnte...
Martin: Daran sind aber auch viele Schauspieler mit ihren musikalischen Versuchen gescheitert. Ochsenknecht & Co. - ich finde, das kannst Du alles vergessen. Mich interessiert das nicht, das geht mir nicht in die Eier, macht mich nicht an. Deshalb haben wir mich und meine Schauspielerei wirklich nicht so sehr in den Vordergrund gestellt.
RockTimes: Reden! ist der Titel Eurer aktuellen Scheibe. Was hat denn der Sänger Martin Stier den Rockfans mitzuteilen?
Martin: Meine Texte sind Erfahrungen. Texte sind Geschichten aus meinem Leben. Texte sind Ergebnisse - darüber will ich reden - will mich mitteilen - will etwas über meine Beziehungen erzählen. Darin liegt der Ursprung zum Text des Songtitels und letztendlich auch der Titel des Albums als Quintessenz.
RockTimes: Was treibt Dich auf die Bühne, Martin? Als Schauspieler wie als Sänger entblößt man sich ja quasi vor dem Publikum. Gefällt Dir dieser 'Seelenstrip'?
Martin: Ich mag gerne die Situation, wenn ich auf der Bühne bin, wenn ich Musik im Rücken habe. Das bewegt mich. Bei jedem Gig kann ich soweit in die Musik eintauchen, bis ich alles um mich herum vergessen habe - mich von der Musik fortspülen lasse.
RockTimes: Also: Kopf abschalten und alles in den Bauch gehen lassen... Das ist genau das, was ich auch beim Hören von "Reden!" empfunden habe - voll in die Magengrube einschlagend.
Martin: Ja voll, immer voll rein - das war auch damals bei Törner nicht anders. Das ist meine Art, mich auszudrücken. Das Größte ist eigentlich, wenn Du dann auf der Bühne stehst. Du musst die Jungs 'drauf bringen' und dann mit den Jungs zusammen Dich selbst 'drauf bringen', um dann das Publikum mitzunehmen... und dann können sich alle zusammen 'losgelöst', 'kopfbefreit' und 'bauchzentriert' zur Musik verhalten.
RockTimes: Wer zeichnet für die Musik verantwortlich? Lass' mich raten: Lee C. Pinsky ist daran maßgeblich beteiligt...
Martin: Es war ein großer Glücksfall, Lee kennen zu lernen. Wir haben einen sehr guten Draht zueinander. Er kann Songs machen, die genau auf den Punkt zugeschnitten sind. Ist halt ein alter Punker. Lee kümmert sich also hauptsächlich um die Musik, weil er ein richtig guter Songschreiber ist. Er schreibt die meisten Texte, einige sind auch von mir. Steinberg hat ebenfalls zwei Sachen auf "Reden!" gemacht, aber - wie gesagt - Lee kümmert sich maßgeblich um die Musik.
RockTimes: Ihr scheint Euch also recht gut zu ergänzen...
Martin: Das kann man wirklich so sagen... wirklich!
RockTimes: Lass uns mal über Ausblicke reden. Ich hab da irgendetwas läuten hören - Stier 2011 auf Wacken, stimmt das?
Martin: Jaaaa, da ist was dran, natürlich! Ist doch geil, oder? Da freue ich mich total drauf und dann werden wir mal gucken, dass wir die alle an die Wand spielen. [...lacht...]
RockTimes: Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Was steht sonst noch im kommenden Jahr an?
Martin: Ja, wir sind jetzt gut aufgestellt. Wir haben mit Fastball + Sony Music Plattenfirma und Vertrieb und den Verlag bei Warner Chappell. Dann haben wir jetzt ein Management, zwei sehr gute Leute, die schon sehr lange im Musikbusiness sind, der eine kennt uns noch aus Törner-Zeiten. Jetzt brauchen wir eigentlich nur noch einen kompetenten Booker.
RockTimes: Und dann geht's ab?
Martin: Ja, wenn wir dann die Möglichkeit haben, Gigs zu machen, dann werden wir die Leute schon rüberkriegen. Wobei es heute wirklich anders als vor dreißig Jahren ist. Es gibt so viele Bands... es wird für Gigs fast nichts mehr bezahlt...
Stier RockTimes: Und obendrein noch das große Clubsterben...
Martin: Es überleben nur die Clubs, die sich große Acts leisten können. Für unbekannte Bands - und das sind wir ja leider noch, wir sind ja noch kein eingeführter Name - da wollen die nichts mehr zahlen. Kannst noch froh sein, wenn Du was zum Essen und 'ne Poofe kriegst, und das war's dann... Ohne viel Idealismus kannst Du einpacken. Es geht kein Gig ab, ohne dass Du als Band voll investierst. Danach sitzt man dann manchmal zusammen und da denke ich: Das ist doch geil... so eine Freundschaft. Andere haben ihren Kegelverein oder gehen Golf spielen, aber wir haben dieses gemeinsame Erlebnis auf der Bühne, diese Ekstase, das zusammen zu erleben, sich dann zu kennen und zu vertrauen - das ist absolut geil. Da habe ich richtig Bock drauf!
RockTimes: Ich habe gelesen, dass Du lieber auf der Bühne als im Studio stehst. Wann geht es denn wieder ins 'ungeliebte' Studio, um das zweite Album zu produzieren?
Martin: Das will ich so nicht sagen, aber natürlich ist mir die Bühne lieber. Früher war es ja noch viel schlimmer - da wollte ich ja überhaupt nicht ins Studio. Heutzutage geht das schon...
Also wir sind jetzt eigentlich schon dabei, das neue Album vorzubereiten. Wir haben schon einiges an Material. Der Studiotermin ist noch nicht fest. Wir sammeln erstmal bis wir fünfzehn, zwanzig Stücke zusammen haben, damit wir auswählen können und dann werden wir einen Termin klarmachen.
RockTimes: Zielgerade: Was steht schauspielerisch bei Dir in der nächsten Zeit an?
Martin: Da laufen jetzt drei Kinofilme, in denen ich mitgewirkt habe, an. Am 21. Januar kommt "Vorstadtkrokodile Teil 3" raus. Da habe ich den Antagonisten, den bösen Gegenspieler der Kinder, gespielt. Dann kommt im Frühjahr "Eine Insel namens Udo" raus. Das ist ein Kinofilm mit dem Kurt Kroemer und Fritzi Haberlandt, an dem ich auch beteiligt war. Und dann kommt noch "Ohne Gnade" im Frühjahr oder Sommer - das steht noch nicht genau fest - raus. Das ist eine Asi-Komödie von der Birgit Stein, der Freundin vom Prochnow, selbst geschrieben und inszeniert. Da machen u.a. Leute wie Helge Schneider, der den Elvis spielt, Jan Fedder, Rolf Zacher, Christoph Orth, Tom Gerhardt und Jürgen Prochnow mit - ich spiele dort den Horst. Also ab Januar mache ich wieder die Lichtspielhäuser unsicher...
RockTimes: Martin, ich freue mich sehr auf mein erstes Stier-Konzert am 3. Dezember in Köln im Kulturbunker. RockTimes dankt Dir für dieses Interview.
Martin: Ja, freue mich auch, Dich mal endlich kennen zu lernen. Scheinst 'nen guten Musikgeschmack zu haben. [...lacht...] Bring ein paar Leute mit und dann wird's schon abgeh'n.
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