Straight Arrows / Rising
Rising Spielzeit: 32:45
Medium: CD
Label: Agitated Records (Cargo Records), 2014
Stil: Beat/Rock/Punk/Psychedelic

Review vom 19.08.2014


Sabine Feickert
Schöne Scheiße aber auch – da bringt ne Band ein Debütalbum raus, mit dem sie die Messlatte verdammt hoch anlegt. So richtig geiles Zeugs auf CD und Vinyl bannt. So richtig heiß auf mehr macht – und dann auch tatsächlich was nachschiebt. Nicht so schnell, wie wir hier vielleicht meinen, denn das Debüt "It's Happening" erschien in der australischen Heimat der Truppe bereits vor vier Jahren, fand aber erst letztes Jahr den Weg in die alte Welt und unsere Redaktion.
Ne Riesenportion Nachschlag hab ich mir damals gewünscht und mit "Rising" auch bekommen. Denn der Zweitling steht in puncto Qualität der Songs dem Debüt in nix nach. In puncto Quantität toppt er seinen Vorgänger sogar mit zwei Songs und fast acht Minuten mehr. Nur die (möglicherweise unverschämte) Hoffnung, dass sie noch einen draufsetzen, erfüllt sich nicht ganz. Doch wer so hoch einsteigt, der darf auch auf diesem hohen Niveau stagnieren, zumindest bei der zweiten Platte. Keine Scheiße also - nur schön!!
Noch immer dürfte der Tontechniker zwischen Entsetzen und Erstaunen rumschlingern. Doch kann "Rising" als Beweis dafür gelten, dass das Debüt kein Zufallstreffer war, sondern der Sound gewollt oder zumindest reproduzierbar.
"Introduction" erzeugt rein instrumental eine Stimmung, dass man meint, da kommt gleich der Glöckner von Notre Dame um die Ecke gebogen. "Fruit Of The Forest" bohrt sich unbarmherzig in die Gehörgänge und bringt wieder dieses britische Feeling mit, das auch schon beim Vorgänger so aufgefallen ist. "Continental Son", "Don't Tell Me" und "Make Up Your Mind" hauen in die gleiche Kerbe. Ne gute Ladung Dreck unter den Fingernägeln und wieder dieser sehr spezielle Sound, der einerseits natürlich im Rahmen von (Vorsicht – böses R-Wort!!) Retro schwimmt, dabei aber doch so eigenständig daherkommt, dass er nicht 08/15 rüberkommt, geschweige denn nervt. Mich zumindest nicht.
Ein bisschen Pogo geht dann beim schön schraddeligen "Can't Stand It" – ganz, ganz frühe Stranglers fallen mir dazu ein. "Rotten Teeth" – huuuuh, das könnt der Soundtrack für die nächstbeste Zombie-Apokalypse werden, holt schon mal eure Werkzeuge raus.
"Petrifield" trommelt. Wumba-bum-bum-bumba! Der Song wird von der Bass Drum angeführt, die Gesang und Gitarre an der kurzen Leine führt und keinen Moment Zweifel aufkommen lässt, wer hier der Boss ist. Dabei gibt’s hier aber kein willenloses Geknüppel, sondern sehr warmen und runden Rhythmus.
"Don't Call My Name" quäkt mit so einem bisschen Frühe-Sechziger-Flair vor sich hin. Auch der "Breakdown" könnte in dieser Dekade angesiedelt sein und gemeinsam mit "Changing Colours" in einer dieser frühen TV-Shows auftreten, in denen die späteren Enfants terribles noch frischgekämmt im braven Anzug vor der Kamera posierten.
"Never Enough" kommt dagegen eindeutig aus dem Proberaum oder der Garage. Scheppernd, schleppend, schwer und der Bierkasten klirrt im Takt mit. Nicht durchgehend im gleichen, denn hier wird im Song rumgespielt, das Tempo gewechselt, experimentiert und rückgekoppelt.
Alles in allem macht auch diese Scheibe Riesenspaß. Zwar fehlt mir der ganz große Boah!!-Effekt des ersten Albums, wer das aber noch nicht kennt, sollte sich unbedingt mal überraschen lassen. Und wer's kennt, der freut sich sicher auch ein Loch in den Bauch über diesen schnellen Nachschlag.
Line-up:
Owen Penglis (vocals, guitar, bass, percussion)
Alex Grigg (vocals, guitar)
Angela Garrick (bass)
Adam Williams (vocals, drums)
Tracklist
01:Introduction
02:Fruit Of The Forest
03:Can't Stand It
04:Petrified
05:Continental Son
06:Don't Tell Me
07:Rotten Teeth
08:Make Up Your Mind
09:Without Ya
10:Don't Call My Name
11:Breakdown
12:Changing Colours
13:Never Enough
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