Strange Here / II
II Spielzeit: 45:52
Medium: CD
Label: Minotauro Records, 2015
Stil: Psychedelic Doom Metal

Review vom 07.05.2015


Andrea Groh
Alexander Scardavian (der 1974 als Alessandro Scardavi geboren wurde) war schon seit seiner Kindheit von Musik umgeben, Blues, Psychedelic, Prog und auch Soundtracks, all dies lernte er kennen durch seinen älteren Bruder Giles, der 1984 auf "17 Day" auf der "Detaching From Satan" von Paul Chain Violet Theatre sang.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass im Proberaum im Hause Scardavi zeitweise auch Mitglieder von Death SS ein- und ausgingen. Alexander, der mit vier Jahren begann Schlagzeug zu spielen, wurde geprägt von Auftritten der legendären italienischen Band. Später war er häufig Gast auf Aufnahmen von Steve Sylvester und noch mehr bei Paul Chain, z. B. 1990 auf "Whited Sepulchres".
2002 erschien unter dem Namen Alexander Scardavian seine Solo-Scheibe "Strange Here", nun 2015 gibt es den Nachfolger, schlicht betitelt "II", dieses Mal ist Strange Here die Bandbezeichnung. Wobei Band in diesem Fall meint: Neben Alexander selbst Domenico 'Dom' Lotito (der mal bei den italischen Thrashern Hand Of God war) als Gitarrist/Bassist und drei Gastmusiker.
Die Musik auf "II" erinnert an Paul Chain - was niemanden verwundern sollte. Das bedeutet Doom mit zeitweiligem Psychedelic Einschlag.
Beginnend mit ziemlich fiesen Gitarren, wonach man eigentlich härtere Musik erwarten würde, kommt bald ein Schwenk zu eher düster-rockigen Klängen im Opener "Still Alone". In "Kiss Of Worms" (das er ursprünglich zusammen mit Paul Chain geschrieben aber jetzt erstmals aufgenommen hat) wirkt das Ganze ein wenig doomiger, auch bedingt durch das gedrosselte Tempo. Die Kombination aus der rauen Gitarre und dem kaputt-verzweifelt wirkenden Gesang verleiht dem Song etwas Unheimliches.
"Born To Lose" ist tatsächlich noch doomiger und überzeugt durch tiefen Gesang und dunkle Gitarrenharmonien. Bei "Black, Grey And White" wird es hingegen akustisch und psychedelisch, nicht zuletzt durch den Einsatz von Keyboard und Hammond. Das kann man als etwas langatmig empfinden oder wenn man sich darauf einlassen kann, als faszinierend (ich tendiere zu letzterem…)
Wieder mehr doom-metallische Gitarren gibt es in "Acid Rain", sollte alle diejenigen freuen, denen es vorher doch ein wenig zu 'strange' wurde. Aber Achtung, zehn Minuten Spielzeit bei "Only If…" lassen vermuten, hier könne es wieder mehr in die abgefahrene Richtung gehen… und richtig, genauso ist es. Sanfte, fast schon schwebend wirkende Klänge schaffen eine mystisch wirkende Atmosphäre bevor es mit "Shiftless" wieder rockiger wird.
Erwartungsgemäß sollten hier Fans von Paul Chain zuschlagen, nicht nur wegen dessen vergangener Zusammenarbeit mit Alexander Scardavian, sondern auch weil Paolo Catena 2003 sein künstlerisches Schaffen als Paul Chain beendet hat und Strange Here gewissermaßen einen Ersatz darstellt.
Allerdings gibt es hier keine Texte in einer seltsamen Kunstsprache, sondern (gewöhnliches) italienisch - das sollte jedoch keinen Hinderungsgrund darstellen, denn musikalisch sind durchaus einige Parallelen vorhanden, auch wenn Strange Here vielleicht nicht ganz so einzigartig/eigenwillig agieren.
Line-up:
Alexander Scardavian (vocals, backing vocals, guitars, drums, percussion, organ, keyboards & all effects)
Domenico 'Dom' Lotito (bass, electric & acoustic guitars, backing vocals)

Guests:
Richie Raggini (drums - #1,2,3)
Enri Zavalloni (Hammond and keyboards - #4)
Red Crotalo (lead guitar - #6)
Tracklist
01:Still Alone (3:49)
02:Kiss Of Worms (4:15)
03:Born To Lose (8:51)
04:Black, Grey And White (8:31)
05:Acid Rain (5:01)
06:Only If… (10:05)
07:Shiftless (5:14)
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