Stream Of Passion / A War Of Our Own
A War Of Our Own Spielzeit: 59:22
Medium: CD
Label: PIAS/Rough Trade, 2014
Stil: Prog-/Symphonic Metal

Review vom 14.04.2014


Jürgen B. Volkmar
Nach den Vorgängern "Darker Days" und "The Flame Within" erscheint das neue Album "A War Of Our Own" der niederländischen Symphonic-/Progressive Metal-Band Stream Of Passion auf einem nicht gerade traditionellen Weg. Um das Projekt zu realisieren, wurde eine internationale Crowdfunding-Kampagne auf der Indiegogo-Plattform initiiert, bei der Goodies und Events mit persönlichem Bezug zur Band ersteigert wurden, so dass letztendlich 44.000 Euro zusammengekommen sind. Mit dieser Veröffentlichung wurde zugleich der Schlussstrich unter die Phase gezogen, in der die Band gezwungen war, um ihre Existenz zu kämpfen, nachdem der Deal mit ihrem letzten Label beendet war.
Vielleicht ist daraus herzuleiten, dass sich der Konflikt auf diesem neuem Lebenszeichen zum alles beherrschenden Thema entwickelte - ein Werk, das im Vergleich zu den bisherigen Alben doch eine beträchtliche musikalische Weiterentwicklung darstellt. Gegründet 2005, hat sich die Band um Sängerin Marcia Bovio auch mit dem vorherrschenden Konflikt in Marcias Heimatland Mexiko, dem alles beherrschenden Drogenkrieg, der bisher ca. 80000 Opfer gekostet hat, in "Monster", einer Art Breaking-Bad-Story, auseinandergesetzt. Am Anfang beinahe wie eine Theaterinszenierung, entwickelt sich die Komposition in einem orchestral-düsteren Stil und öffnet doch noch ausreichend metallische Blickwinkel.
Selbst der Titelsong "A War Of Our Own" atmet pure Ambition, indem der Ruf nach vollkommener Freiheit mit viel progressiven und melodischen Elementen umgesetzt wird. Jedoch stets mit einer Beinahe-Verbeugung vor eleganten Hooklines und Gesang im Chorus-Format. Pianoeinlagen, die stets an der richtigen Stelle zu hören sind, offenbaren die hohe musikalische Qualität von Stream Of Passion. Ab und an kommen Facetten von Leaves' Eyes oder auch Nightwish zum Vorschein. Aber wer kann das noch genau einordnen, denn Einflüsse gibt es genug - entscheidend ist die Ausrichtung, und diese ist paritätisch in Lyrik und Melodik aufgeteilt.
Allerdings ist die anfangs erwähnte stilistische Kurskorrektur etwas verhaltener ausgefallen, als es zuerst den Anschein hatte. "The Curse" und "Autophobia" entsprechen der vorgegebenen Erwartungshaltung. Im Ansatz metallisch-progressiv, aber dennoch leicht abstrakt intoniert, ohne ins Sphärische abzurutschen, bleibt die Stimme immer dominant, ohne ins Experimentelle abzugleiten. Dafür gebührt Respekt, denn auf diesem Pfad abseits der Standardinterpretationen genügt meistens nur ein kleiner Schritt und das Gesamtwerk mit dem Anspruch an Innovation gleitet komplett in unterschiedliche dissonante Passagen ab.
Traditionalisten werden bei der Ballade "For You" ihre wahre Freude empfinden. Klargesang aus einer melancholischen, aber vielschichtigen Welt, beinahe tieftraurig aber mit absoluter Gänsehautgarantie. Marcia Bovio zeigt hier Glanzstücke von ihrer kristallklaren Stimme, ich bemühe mich bewusst, keine Vergleiche anzuführen, aber hätte Nightwish nicht die Vakanz der weiblichen Vorsängerin beendet, dann ... aber brechen wir derartige Spekulationen an dieser Stelle lieber ab. Sogar "Delirio", eines der außergewöhnlichsten Stücke in diesem an Überraschungen nicht gerade armen Album, eröffnet ein Hörerlebnis in Marcias Landessprache und erinnert anfangs an Tonelemente aus typischer Cocktailbar-Atmosphäre, die allerdings später ab und zu durch metallische Politur veredelt werden.
Stream Of Passion wurde selbstbewusster und hat ihrer Musik durch die Zugabe von mehr Refrains und energetischen Riffs den nötigen Zündstoff geliefert, der notwendig ist, um von der zweiten Reihe in die erste katapultiert zu werden. Entstanden ist ein eigenständiger Mix, der die richtige Aggressivität hat, um sich wohltuend vom Mainstream abzusetzen.
"A War Of Our Own" ist gekonnt inszeniert und darf schon deswegen nicht schnell wieder in Vergessenheit geraten. Hörer dieses Genres, es liegt nun an Euch, diesem Material Euer Votum zu geben, denn ihr werdet es sicherlich nicht bereuen.
Line-up:
Marcela Bovio (vocals, violin)
Johan van Stratum (bass)
Jeffrey Revet (keyboards)
Eric Hazebroek (guitars)
Stephan Schultz (guitars)
Martijn Peters (drums)
Tracklist
01:Monster
02:A War Of Our Own
03:The Curse
04:Autophobia
05:Burning Star
06:For You
07:Exile
08:Delirio
09:Earthquake
10:Secrets
11:Don't Let Go
12:Out Of The Darkness
13:The Distance Between Us (Digipack Bonus Track)
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