Stream Of Passion / Embrace The Storm
Embrace The Storm
Eine kurze Beschreibung, eine knackige Definition vorab?
Stream of Passion hört sich an wie Nightwish für Erwachsene!
Die Musik verbreitet Unruhe. Sie klingt dramatisch, energisch und aufwühlend. Warum ist das so? Weil eine absolute Sirene wie aus der antiken griechischen Mythologie die Vocalklangfarben hervorzaubert, ein ergreifendes Flügelspiel die Kompositionen akzentuiert und alles von Arjen Lucassen ausgedacht und zusammengehalten wird.
Ayreon-Fans ist die Sängerin Marcela Bovio von dem Output "The Human Equation" bekannt. Auch auf der Special Edition von "The Final Experiment" war sie mit einer prachtvollen Arie vertreten. Die Mexikanerin nahm damals aufgrund eines Aufrufs auf Arjens Website Kontakt mit dem Holländer auf. Ihr Demo überzeugte den Gitarristen dermaßen, dass sie nicht nur bei Ayreon mitsingen durfte, sondern er unbedingt weiter mit ihr arbeiten wollte. Was übrigens nicht nur an ihrer Stimme liegen könnte...
Ihre Fähigkeiten als Sängerin, Violinistin und Songschreiberin bilden nun den Grundstein für die vom Meister produzierte Band Stream Of Passion. Wobei natürlich zuallererst die elfengleichen Gesangspassagen ins Ohr fallen. Marcela dachte sich für das Debütalbum wunderschöne Gesangslinien aus. Insbesondere aber wenn sie mit der Zweitstimme agiert, werden aus den Songs Oden an die Gefühlswelt. Doch Vorsicht: Wer dabei Devotionalien erwartet, wird enttäuscht. Stream Of Passion gestalten dem Musikfan den Zugang zu ihrer Musik nicht sonderlich einfach. Es braucht schon eine Weile, um den Grund der Produktion zu erreichen.
Arjen Lucassen lässt Ayreon, Ambeon oder Star One weit neben sich, wenn er sich mit Stream Of Passion beschäftigt. Die verspielte und so gekonnt vertonte Science Fiction Thematik hat auf "Embrace The Storm" keinen Raumhafen gefunden. Die Band nähert sich den schon etwas düsteren Arrangements von einer ernsten Seite. Der betörende, teilweise anklagende Gesang Marcelas rüttelt das Limbische System des Zuhörers gehörig auf, gerade dann, wenn sie ihre spanische Muttersprache bemüht. Auf der gleichen Ebene operiert ihr Landsmann Alejandro Millan am Flügel. Er zeigt, was mit diesem Instrument alles angerichtet werden kann.
Die Gitarrenarbeit teilt sich Arjen mit Lori Linstruth. Die amerikanisch-schwedische Koproduktion wurde aus den Mitgliedern der Ayreon Yahoo Fanschar rekrutiert und frickelt sich an der Leadguitar zurecht, während Lucassen die Rhythmusarbeit übernimmt. Die Grundaussage der Gitarren heißt Heavy Rock. Lori weiß die sechs Saiten durchaus gekonnt einzusetzen.
Die 12 Stücke auf "Embrace The Storm" sind hervorragend produziert. Sie donnern, wenn nötig; sie füsilieren, wenn erforderlich; sie sind filigran, wenn's am besten passt. So müssen Songs auch klingen, wenn sie Namen tragen wie: "Passion", "Calliopeia" oder "I'll Keep On Dreaming". Die Streicher und Cello Sounds sind übrigens echt - Keyboards wurden dazu nicht verwendet. Die harten, rockigen Passagen geben dem Album eine besondere Note. Es ist deutlich zu merken, welch geistig Kind Arjen Lucassen doch ist und wie er musikalisch sozialisiert wurde.
Ein bisschen fehlt den Songs die sofortige Eingängigkeit. Die Platte benötigt schon ein paar Umläufe, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Inwieweit Stream Of Passion eine richtige Band ist, wird die Zukunft zeigen. Eine Tour ist für das Frühjahr 2006 geplant. Bei dieser Gelegenheit können sich die Musikfans einen zweiten Eindruck schaffen.
Leidenschaft, Härte! Klangvielfalt, Unruhe! Dramatik, Ambiente! All das trifft auf "Embrace The Storm" zu und verhilft Stream of Passion zu 8 aufwühlenden RockTimes- Uhren.
Der Musikfan wird sicherlich sofort mit der Special Edition liebäugeln. Ein erweitertes Artwork sowie eine Bonus-DVD mit Hintergrundinformationen und dem VC zu "Passion" bieten Kaufanreiz genug.


Spielzeit CD: 53:58, Medium: CD, InsideOut Music/SPV, 2005
1:Spellbound, 2:Passion, 3:Deceiver, 4:I'll Keep On Dreaming, 5:Haunted, 6:Wherever You Are, 7:Open Your Eyes, 8:Embrace The Storm, 9:Breathing Again, 10:Out In The Real World, 11:Nostalgia, 12: Calliopeia
Olli "Wahn" Wirtz, 11.10.2005