Street Legal / Bite The Bullet
Bite The Bullet Spielzeit: 49:39
Medium: CD
Label: Frontiers Records (Soulfood), 2009
Stil: Hard Rock

Review vom 02.07.2009


Markus Kerren
Street Legal waren schon mal da. Und wie! Im Jahr 1999 spielten sie auf einer Tour den Headliner W.A.S.P. regelrecht an die Wand und 2000 erschien das Debüt-Album "Thunderdome", für das hervorragende Kritiken eingefahren werden konnten. Es dauerte allerdings nicht sehr lange, bis dann so ziemlich alles schief lief, was daneben gehen konnte. Gemäß Bassist und Sänger Björn Boge gingen vereinzelte Mitglieder der Band durch Scheidungen, mussten schwere Unfälle verkraften und Depressionen überwinden. »Die einzigen Probleme, die wir nie hatten, waren Drogen-Probleme«, so Boge.
Schließlich raufte man sich jedoch zusammen, rekrutierte neue Bandmitglieder, bzw. Musiker und enterte das Studio, um das lange überfällige Zweitwerk einzuspielen.
"Loading Up" macht den Anfang und zeitgleich ohne Kompromisse klar, wohin die Reise dieser Scheibe geht. Das ist kraftvoller, energischer Hard Rock im Stil der späten siebziger Jahre mit einem ganz heftigen Thin Lizzy-Einschlag. Wie man nicht nur hier, sondern über weite Strecken des Albums feststellt, erinnern vor allem die Gitarren und der Gesang des viel zu früh verstorbenen Phil Lynott an die in Irland gegründete Legende. Wobei sich Björn Boge manchmal auch ein bisschen wie David Coverdale (Ex-Deep Purple, Whitesnake) anhört.
Aber Thin Lizzy sind eindeutig die treibende Inspiration hinter Street Legal. Deutlich zum Beispiel auch bei "Unconditional Love", das aber trotz der vielen Querverweise, wie auch schon die beiden Eröffnungsnummern sehr cool rüber kommt. Wesentlich härter dann jedoch "Warriors Of Genghis Kahn" rüber. Zwar erneut mit einer gesanglichen Mischung aus Lynott und Coverdale versehen, wirkt der Sound hier doch deutlich mehr in der Gegenwart platziert. Und Spaß macht das eigentlich schon, geht gut ab, kracht aus den Boxen wie Huberts Lumpi und macht jede Menge Laune.
"Shadow In My Heart" ist dann die bereits erwartete Ballade, die aber keinesfalls weh tut und den bisherigen, guten Eindruck abrundet. Bis auf ganz wenige Zeilen klingt Boge beim Gesang mal wie er selbst, was durchaus angenehm in Erscheinung tritt. Die Gastmusiker machen ihre Sache vortrefflich, an dieser Baustelle gibt es keinerlei Beschwerden oder gar Ausfälle zu beklagen. Vor allem können sich die beiden Gitarristen Rolf Bjarseth und Tore Ostby auszeichnen, die den Tracks schon ganz alleine richtig Feuer verleihen. Die Soli versprühen in ihren besten Momenten richtig Funken und die Double-Leads sind alles andere als von schlechten Eltern.
So zieht das Album der Skandinavier also seine Kreise und, trotz des qualitativ guten Songwritings und der starken Einspielung wünscht man sich doch irgendwann mal ein kleines bisschen mehr Eigenständigkeit. Denn die uralte, aber nach wie vor all gegenwärtige Frage wird auch weiterhin bestehen bleiben: Warum sich eine Kopie antun, wenn man auch das Original vorrätig und jederzeit greifbar hat? Aber ich will die Jungs von Street Legal auch nicht schlechter machen, als sie eigentlich sind. Vor allem im zweiten Teil des Albums wird dann doch noch etwas mehr Wert auf Eigenständigkeit gelegt und potz Blitz: Das funktioniert auch sehr gut!
Speziell mit Nummern wie "Trapped", dem Instrumental "The Battle Of Kringen" und "Silent Tear" können die Norweger dann doch noch kräftig Punkte sammeln. Was die Jungs allerdings dazu getrieben hat, den Achtziger Pop-Hit "Maniac" zu verrocken, bleibt mir nach wie vor verschlossen. Klar geht es hier wesentlich heftiger zu als auf dem Original, aber auch aus musikalischem Schrott kann man nun einfach mal kein Gold machen. Was soll's, live 'on stage' geht diese Geschichte davon abgesehen wahrscheinlich richtig gut ab, zumindest der Stil ist prädestiniert für die Bühnenbretter.
Was diese Scheibe aber durchaus zum Anchecken qualifiziert, ist, dass die Protagonisten mit einer Spielfreude und einem Enthusiasmus ans Werk gingen, dass es die eher ungeliebten Punkte fast schon wieder vergessen lässt. Alte Kost wird geboten, dafür aber frisch und appetitlich aufbereitet verabreicht. Und manchmal heißt es ja auch, dass die Reste vom Vorabend am nächsten Tag sogar besser schmecken. Aber da ist jeder sein eigener Koch, bzw. hat jeder seinen eigenen Gaumen.
Line-up:
Björn Boge (vocals, bass)
Oystein Boge (drums)

With:
Rolf Bjarseth (guitars left speaker)
Tore Ostby (guitars right speaker)
Dag Selboskar (keyboards)
Tommy Newton (guitar - #4)
Tommy Kristiansen (additional alien guitars)
Björn Bolstad Skjelbred (string arrangements - #5)
Tracklist
01:Loading Up
02:Somebody Up There Likes Me
03:Unconditional Love
04:Warriors Of Genghis Kahn
05:Shadow In My Heart
06:Bite The Bullet
07:Starship Trooper
08:Trapped
09:The Battle Of Kringen
10:Maniac
11:Silent Tear
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