Styx / The Grand Illusion + Pieces Of Eight Live
The Grand Illusion + Pieces Of Eight Live Spielzeit: ca. 131 Minuten
Technische Daten:
Bildformat: NTSC 16:9
Soundformate: DTS-Digital, Dolby Surround 5.1, Dolby Digital Stereo
FSK: 0
Untertitel (nur Bonusmaterial): Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch
Medium: DVD
Label: Eagle Vision, 2012
Stil: Rock


Review vom 06.02.2012


Andrea Groh
1977… (herrje, 35 Jahre ist das schon her)…da kam der erste Teil (nach heutiger Zählung Episode IV) von "Star Wars" ins Kino und es erschien die siebte Studioscheibe von Styx. Diese trug den Titel "The Grand Illusion" und hatte als inhaltliches Konzept eine kritische Auseinandersetzung mit der Scheinwelt der Werbung, des Ruhmes und was in Boulevard-Magazinen vorgegaukelt wird über das Leben der Reichen und Schönen.
Kurioserweise brachte genau diese Scheibe der Band den Durchbruch und machte sie selbst zu Stars, ließ sie die Vor- und Nachteile davon erleben. Dieses Thema wurde auch auf späteren Veröffentlichungen wieder aufgegriffen, darunter im Titellied des Nachfolgers "Pieces Of Eight" von 1978.
Beide Werke haben (nicht nur meiner Meinung nach) den Erfolg verdient, sind Meilensteine der 70er und haben meine Jugend geprägt (ebenso wie die alte Trilogie von George Lucas). Daher freut es mich sehr, dass Styx im Zuge ihres allgemeinen Recyclings von altem Material in neuer Besetzung (siehe auch Regeneration ) am 09. November 2010 im historischen Orpheum Theater in Memphis, Tennessee, beide Klassiker komplett gespielt und mitgeschnitten haben. Okay, neu ist diese Idee nicht mehr, aber bei DER Wahl will ich nicht meckern…
Das Ganze erscheint als Blu-ray, DVD und Doppel-CD.
Bei aller Kritik am Wiederaufbereiten von altem Material war ich doch total gespannt, ob und wie die Live-Umsetzung so viele Jahre später und in veränderter Besetzung gelingen würde. Vorweg schon mal: funktioniert sehr gut.
Zu Styx haben für mich schon immer - neben unzähligen guten Songs - auch Konzepte und optische Umsetzungen von Inhalten gehört. Erfreulicherweise gibt es dies auch hier.
Nach einer "Star Wars"-artigen Einleitung (dafür schon mal einen Sympathie-Bonus-Punkt) sehen wir einen jungen Mann, der 1978 in seinem Schallplattenstapel (yep, das Original-Vinyl von A&M) kramt und die "The Grand Illusion" auflegt.
Dann folgt ein Kameraschwenk auf die Bühne und es wird erkennbar, dass diese Filmszenen - wie auch die Fortsetzungen davon - auf der Videoleinwand von der Bühnenrückseite her gezeigt wurden. Schöne Idee, immer wieder zu den Songs passende Bilder dort zu sehen - nicht, dass die Songs dies nötig hätten - aber es macht sich einfach gut.
Die Einspielungen dienen auch nicht dazu, eine langweilig und stocksteif dastehende Band auszugleichen, dies ist nämlich überhaupt nicht der Fall. Styx präsentieren sich agil und voller Spielfreude. Keyboarder Lawrence Gowan tendiert teilweise sogar eher zum Overacting - ganz im Gegensatz zu seinem Vorgänger Dennis DeYoung, dessen Lücke er sowohl instrumental als auch gesanglich gut ausfüllt. Die Trennung von ihm räumte vorhandene Unstimmigkeiten der Musiker untereinander aus und sorgte offenbar für eine Frischzellenkur. Wobei J.Y. der einzige ist, der seit der ersten LP dabei ist, Gründungsmitglied und Original-Bassist Chuck Panozzo wird zwar offiziell noch mitgezählt, hat aber aufgrund seiner AIDS-Erkrankung nur gelegentliche Gastauftritte (hier z. B. bei "Fooling Yourself (The Angry Young Man)").
Man fühlt sich irgendwie zurückkatapultiert in die 70er, die Zeit als "The Grand Illusion" und "Pieces Of Eight" entstanden.
Konsequent werden die Songs beider Scheiben der Reihe nach gespielt, ohne viel Firlefanz, was einerseits etwas schade ist, andererseits zu dieser besonderen Idee passt. Manches von dem Material wurde laut Aussage von J.Y. noch nie live gespielt. Dabei finde ich persönlich das populärste Stück der "The Grand Illusion", nämlich "Fooling Yourself (The Angry Young Man)" das schwächste. Dafür könnte ich hinwegschmelzen für "Come Sail Away" (tolle Videobilder), das progressiv angehauchte "Castle Walls" und "Man In The Wilderness", welches, wie Tommy Shaw erklärt, stark von Kansas beeinflusst wurde, mit denen man damals auf Tour war.
Gute Gitarren und Keyboards, gelungenes Songwriting, melodische und rockige Elemente im Wechsel. Einfach ein Genuss. Klar, man merkt stets den stilistischen Flair der 70er, doch wirkt nichts angestaubt oder gelangweilt.
Außer dem Publikum: Ist dies wirklich das Memphis, das für die Entwicklung des Rock, Rock'n'Roll, Blues und Soul als wichtig bezeichnet wird? Bin ich einfach nur von deutschen Metal-Konzerten verwöhnt und das ist in den USA normal?
Herrje, Leute, da erscheint eine Band fast vierzig Jahre nach ihrer Gründung trotz (oder aufgrund) ein paar Line-up-Wechseln noch lebendig und sehens-/hörenswert, bietet eine besondere Show, die aufgezeichnet wird, und dann so ein Schnarchnasenhaufen, der nicht einmal von "Renegade" mitgerissen wird…
Dieses kommt natürlich erst gegen Ende der "Pieces Of Eight", zweimal rumdrehen und einmal Platte wechseln nach dem Anfang, witzig gemacht.
The Grand Illusion + Pieces Of Eight Live CDStyx gelingt es, zwei großartige Platten live wiederzugeben, es macht Spaß, zuzusehen und zu hören. "The Grand Illusion + Pieces Of Eight live" ist daher empfehlenswert, alleine schon für alle, welche die Originale nicht im Schrank stehen haben, lohnt es sich, bei der CD-Variante zuzuschlagen, man bekommt eine wertige Neu-/Live-Einspielung mit gutem Sound, dafür ohne Schwächen. Doch nach dem Motto 'das Auge isst mit', bietet die DVD (ebenso wie die Blu-ray) noch schöne visuelle Untermalung.
Ach ja, und Bonusmaterial. Dieses zeigt eine knappe halbe Stunde lang, welche Arbeit und technischer Aufwand nötig sind, um eine perfekt ablaufende Styx-Show so zu präsentieren, wie sie hier mitgeschnitten wurde. Mal ganz interessant, den Profis zuzusehen und die Dimensionen zu erahnen, allerdings würde ich es eher kein zweites Mal ansehen. Ist eben nur eine nette Dreingabe, eigentlich geht es ja um die 100 Minuten Konzert und die sind wirklich gut gelungen.
Line-up:
James 'J.Y.' Young (guitar, vocals, keyboards)
Tommy Shaw (electric and acoustic guitars, vocals)
Chuck Panozzo (bass)
Todd Sucherman (drums, percussion)
Lawrence Gowan (keyboards, vocals)
Ricky Philips (bass, backing vocals)
Tracklist
01:Intro/1978
02:The Grand Illusion
03:Fooling Yourself (The Angry Young Man)
04:Superstars
05:Keyboard Interlude
06:Come Sail Away
07:Miss America
08:Man In The Wilderness
09:Castle Walls
10:The Grand Finale
11:Great White Hope
12:I'm O.K.
13:Sing For The Day
14:The Message
15:Lords Of The Ring
16:Blue Collar Man (Long Nights)
17:Queen Of Spades
18:Renegade
19:Keyboard Interlude
20:Pieces Of Eight
21:Aku-Aku
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