Suns Of Thyme / Fortune, Shelter, Love And Cure
Fortune, Shelter, Love And Cure Spielzeit: 39:51
Medium: CD
Label: Electric Magic Records, 2013
Stil: Psychedelic, Shoegaze, Kraut

Review vom 11.07.2013


René Francke
Was ich höre:
1 Ein warm glucksendes Nebelhorn. Auf dem finsteren Meeresgrund, auf der untersten Leitersprosse sitzt Kammerton A und brummt tiefenentspannt, während oben messerscharfe Gitarrenklänge durch die stille Wasseroberfläche emporschießen und rasch wieder eintauchen. Aufputschende Trommeln, die entweder Seepferdchen ähnlich galoppieren oder gemächlich dahintraben. Es erscheinen
Black Angels mit "Violent Eyes“ und Flaming Lips, mit denen sie freudvolle Küsse in die Lüfte werfen.
2 Eine mich hypnotisierend schlängelnde Gitarrenfigur, die zwischen meinen Ohren hin und her echot. Sie kennt "The Way“. Psychedelisch flatternde Notenschwärme umkreisen mich. Aus allen Winkeln sprießt Krautrock, der unaufhörlich wächst - unerhört.
3 Wie das Flirren über dem heißen Asphalt bahnt sich eine Rückkopplung ihren Weg aus dem schummrigen Hintergrund in den Konzertsaal meiner Ohrmuscheln. Gitarrenchöre winden sich, schleichen sich schluchzend an, hadern, lamentieren flehentlich, zerfließen und bilden doch "One Song“.
4 Im Shoegaze schwadroniert der "Soma (God For Gods)“ über seine Welten und erschafft nebenbei ein klangfarbiges Wolkenmeer.
5 Ein Alien, halb Pink Floyd, halb The Byrds, entsteigt seiner Zeitmaschine. Sein Herzschlag verschmilzt mit einem schnalzenden Metronom. Schwerfällige Tropfen vereinen sich zu dicken Nieselketten, die in einem in allen Klangfarben leuchtenden Schauer niederprasseln. Jener kündet in bittersüßen Melodien von himmlischen Schmerzen, denn "The Years We Got Are Not Enough“.
6 Kolossale Klangkathedralen, deren Dächer sich als Türen zum strahlend blauen Himmel offenbaren. Harmonisch warmer Dream Pop lässt die Mauern zerschmelzen, Gebälk wird vom Feuer in Asche verwandelt, aus der ein "Blue Phoenix Tree“ erwächst.
7 Polyfones Klimpern erweckt ein unterschwelliges, unbehagliches Klirren. Verzögerte Sägeblattschwingungen tanzen zu rasselnden Electro-Beats, pathetische Schachtel-Hooklines orakeln über eine "Cataclysm 2084“.
8 Neblige Hochfrequenzen eröffnen den morgenländischen Reigen. Pulsierende Bässe erheben sich zum Rhythmus monumentaler Trommeln aus Ebenholz. Singende Didgeridoos künden von der "Asato Maa“. Indisch klampfende Fanfaren streben auf träge fliegenden Klangteppichen dem Firmament entgegen.
9 Vibrierende Tonkreise verdichten sich zu einem perpetuierenden Strudel. Sternefunkelnde Orgelströme fließen aufwärts. Wir erreichen die Erde. Erhaben schwebt sie wie ein fragiles Sandkorn im dunklen All. Dies ist der Beginn. Langsam und sanft sinke ich hinab zur
10 "Earth, Over“, während akustisches Saitenkleingeld bowieesk erschallt. Orbitales Timbre paart sich mit in die Unendlichkeit driftenden Mantrastimmen. Noten verflüchtigen sich – doch ihr Klang bleibt.
Was ich sehe:
Ein Lichtstrahl, gestochen scharf, dessen Ursprung inmitten eines Schlosses mit einäugigen Turmköpfen liegt und der sich in eng aneinander liegenden Farben kerzengerade gen Himmel rekelt.
Was ich fühle:
Elektrische Magie. Elektrisierende Magie. Faszinierende Analogmusik, in der das Rockig-Psychedelische der 60er und 70er, das Krautige der 80er und der Space Rock der 90er mit irdisch-indischen Melodien zu einem gütigen Licht verwoben wird. "Glück, Schutz, Liebe und Heilung“.
Line-up:
Tobias Feltes (guitar, vocals)
Tim Hoppe (guitar)
Gregor Amadeus Rosenkranz (bass)
Jascha Kreft (drums, vocals)
Medusas Eco (tambourin, keys)
Owen Roberts (clarinet)
Tracklist
01:Violent Eyes
02:The Way
03:One Song
04:Soma (God For Gods)
05:The Years We Got Are Not Enough
06:Blue Phoenix Tree
07:Cataclysm 2084
08:Asato Maa
09:?
10:Earth, Over
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