Chris Thompson / Do Nothing Till You Hear From Me
Do Nothing Till You Hear From Me Spielzeit: 53:23
Medium: CD
Label: Connector Records, 2012
Stil: Swing

Review vom 13.10.2012


Wolfgang Giese
Viele Nicht-Jazzsänger haben es mittlerweile versucht, sich diesem fremden Genre zu nähern, in der Regel mit unterschiedlichem Erfolg. Objektiv gesehen, waren diese Versuche in der Regel handwerklich einwandfrei gelungen, mit der einen oder anderen Einschränkung vielleicht. Subjektiv gesehen, beurteile ich das als Jazzfreund anders. Meistens ist es aus dieser Sicht noch nie so richtig gut geworden.
So kann mich auch Chris Thompson, seines Zeichens Ex-Sänger bei Manfred Mann's Earth Band, letztlich nicht mit der Mehrzahl der Jazzstücke auf der Platte überzeugen. "Caravan", einer meiner Lieblingstitel des Genres, ist eines davon. Erstens fehlt hier das gewisse 'schleichende' Element, mit dem vergleichbare Sänger in diesen absolut aalglatten und mit orientalischem Ausdruck versehenen Titel hinein kriechen - Chris bleibt hier sehr an der Oberfläche. Zweitens bringt das Orchester diese geschmeidige Melodie meines Erachtens sehr akademisch und steif, wenngleich handwerklich ohne Fehl und Tadel. Und drittens wird nach gut drei Minuten einfach ausgeblendet, mitten in ein gerade beginnendes Flötensolo, das ist echt eine Schande!
Der totale Ausgleich für diesen Ausrutscher folgt auf den Fuß. "Boulevard Of Broken Dreams" ist einfach fantastisch. Das ist der Knüller der Scheibe! Von dicken und satten Streicherteppichen umrahmt, 'croont' sich Chris mit rauchiger und emotional aufgeladener Stimme durch diesen Klassiker, der rhythmisch vom Bass getragen wird und sich in Mark und Bein bohrt. Alle Songs in genau diesem Arrangement - das wäre eine Superplatte geworden, denn das ist Chris auf den Leib geschneidert. Unglaublich, wie er zum Schluss ausholt und man meint, die Gefühle würden explodieren, wunderbar! Leider ist mit dieser Besetzung nur dieses eine Stück eingespielt worden. Die R&B-orientierten Titel wie "Take These Chains" lassen mich auch relativ kalt, weil ihnen ein gewisses Feeling fehlt - unterkühlt und zu wenig Leben.
Neben dem oben genannten Favoriten sind es letztlich die verbleibenden Balladen, die mit Bravour gemeistert werden: das sind die Tracks fünf, sieben, acht und fünfzehn. Doch ganz so 'sophisticated' wie die Lady, die auf dem letzten Stück besungen wird, ist Chris nicht, aber die Balladen liegen ihm trotzdem sehr gut. Interessant zu erfahren, wie denn nun "Davy's On The Road Again" hier hinein passt. Im Ansatz sicher interessant, doch swingt der Gesang überhaupt nicht und steht neben dem sehr perfekt agierenden Orchester, das zu rocken versucht. Nun denn, für mich nicht mehr als interessant eben.
Fazit: Ich möchte Chris nicht raten, bei seinen Leisten zu bleiben, denn wenn es ihm Spaß macht, sich im Jazzmeer zu tummeln, warum nicht? Doch möglicherweise hätte es anders ausgesehen, wenn nicht alles so streng organisiert worden wäre und sich stattdessen mehr frecher Swing hätte entfalten können - mit mehr Druck und Ausdruck, hier wirkt es oft zu steril, Jazz mit Latex-Handschuhen. Mein Wunsch nach einem reinen Balladenalbum mit satten Streicherarrangements möge also bitte erhört werden, ja?
Line-up:
Chris Thompson (vocals)
Philippe Decock (keyboards - #1,5,-8, 11,14 15)
Jean Pierre Onraedt (drums - #1,6,7,9,10,14)
Ghislain Slingemeyer (bass -#1,4,6,9,10,12,14, keyboards - #12)
Ruggero 'Jerome' Munafo (guitar - #1,4,6,7,12,14)
Marie Anne Standaert (trumpet - #1)
Frederick Heirman (trombone - #1,2,5,7,8,10,12,14)
Vincent Bruyninckx (keyboards - #2,9, 0)
Bruno Castellucci (drums - #2,5,8,11,12,15)
Bart Denolf (bass - #2,5,8,11,12,15)
Marty Townsend (guitar - #2,8,10)
Jef Coolen (trumpet - #2,8,10,14)
Eric Verhaeghe (trumpet - #2,8,10,12,14)
Eddy Devos (saxophone - #2,6,8,10,12,14)
Gan Van Wouwe (saxophone - #2,6,8,10,14)
Bart De Lausnay (trombone - #2,8,10,14)
The Vitoria-Gasteiz orchestra conducted by Maite Aurrekoetxea - #3)
Eric Devos (keyboards - #4,12)
Ralph Helsen (drums # 4)
Sonja Pelgrims (backing vocals - #4)
Lei Wang (violin, concertmaster - #4,7,8,9)
Filip Suys (violin -#4,8)
Virginia Petit (violin - #4,7)
Katelijne Vinkeroye (violin - #4)
Barbara Smet (viola - #4)
Romain Montford (viola - #4)
Jan Baerts (cello - #4,7-9)
Emmanuel Tondus (cello - #4,7-9)
Pietro Lacirignola (saxophone - #6,7,11,12)
Nadia Mampaey (backing vocals - #6)
Ivan Vanmeer (backing vocals - #6)
Evert Verhees (bass - #7)
Wendy Quinlan (flute - #7)
Stefan Claeys (violin - #7)
Mari Hagiwara (violin - #7)
Krist Vanseveran (viola - #7,8,9)
Sander Geerts (viola - #7)
Lisbeth Kind (violin - #8, 9)
Niels Grosemans (violin - #8)
Katelijne Onsia (viola - #8, 9)
Oliver Bodson (flugelhorn - #9,12, trumpet - #12)
Paulina Sokolowska (violin - #9)
Aline Janeczek (violin - #9)
Chris Peeters (guitar - #10, 11)
Tony Gyselinck (drums - #12)
Cois Hendrickx (trombone - #12)
Hilde Coppe (backing vocals - #12)
Chris Brooker (backing vocals - #12)
Tracklist
01:When I Take My Sugar To Tea [Fain/Kahal/Norman] (2:50)
02:Caravan [Ellington/Mills/Tizol] (3:14)
03:Boulevard Of Broken Dreams [Warren/Dubin] (3:51)
04:Take These Chains [Heath/Rose] (3:51)
05:Solitude [Ellington/Mills/Delange] (3:40)
06:Those Wedding Bells Are Breakin' Up (That Old Gang Of Mine) [Fain/Kahal/Raskin (2:27)
07:Moonlight Serenade [Miller/Parish] (2:53)
08:Do Nothing Till You Hear From Me [Ellington/Russell] (3:30)
09:True Love Wins Again [Thompson/Bogdanovs (4:37)
10:Davy's On The Road Again [Simon/Robertson] (5:31)
11:Ole Buttermilk Sky [Carmichael/Brooks] (3:36)
12:The Hucklebuck [Alfred/Gibson] (3:08)
13:Georgia On My Mind [Carmichael/Gorrell] (4:45)
14:In The Cool Cool Cool Cool Of The Evening [Carmichael/Mercer] (3:06)
15:Sophisticated Lady [Ellington/Mills/Parish (3:45)
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