Nachruf / Zum Tod von Dan 'Dangerous' Toler
R.I.P. ...And the day the Free Bird died
Before the rugged cross we cried
The grey ghost he rides
Said you gotta carry on and on
We are brothers of the Southland
Singers in the same band
Spirits on the wind
Our song goes on forever
Standing on this stage together
We're part of Heaven's plan
Brothers of the Southland.
(Blackhawk)

Nachruf vom 27.02.2013


Steve Braun
Dan 'Dangerous' Toler (23.09.1948 - 25.02.2013)

Die Southern Rock-Szene betrauert das nächste Free Bird: Dan 'Dangerous' Toler verstarb am 25. Februar nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren. Er folgt damit seinem geliebten, jüngeren Bruder David 'Frankie' Toler, der am 4. Juni 2011 an den Folgen einer Lebertransplantation starb, in den Southern Rock-Pantheon.
Dangerous litt an der unheilbaren Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose, einer fortschreitenden Degeneration der Nervenzellen, die für die Muskelaktivitäten verantwortlich sind. Zuletzt war er ans Bett gefesselt und auf intensive Pflege angewiesen. In anderem Zusammenhang schrieb ich kürzlich, dass »der Tod sein gnädiger Freund« in den letzten Lebensmonaten gewesen sein dürfte. Das Leid hat nun ein Ende - Dan 'Dangerous' Toler starb nächtens, friedlich schlafend im Kreis seiner Lieben - seiner Frau Debbie, seiner Tochter Danielle Franz und deren Mann Dan.
Ruhe in Frieden, Dangerous.
Dan 'Dangerous' Toler war der typische Mann in der zweiten Reihe, ohne den eine große Band niemals funktionieren könnte. Zumeist stand er im Schatten seiner Bandleader, die ihn nicht nur wegen seines freundlichen Wesens sondern auch seiner gitarristischen Fähigkeiten überaus schätzten. Dem Exzentriker Dickey Betts war er ein beruhigender Gegenpol - der eher unsichere Gregg Allman konnte sich blind auf seine Loyalität verlassen. Auch hier war das Brüderpaar, die Toler Bros., unzertrennlich - Schlagzeug und Gitarre gab es zumeist im Doppelpack, beides mit weit überdurchschnittlicher und vor allem absolut verlässlicher Qualität gespielt.
Dangerous (seinen 'Kampfnamen' bekam er übrigens von Dickey Betts verpasst) griff im Alter von zwölf Jahren - beeinflusst von R&B, von Chet Atkins und Lonnie Mack - zur Gitarre. Seine erste Band, The Melting Pot, wurde Anfang der Siebziger von Phil Walden entdeckt, der sie zu Aufnahmen für Capricorn Records nach Macon/Georgia einlud. So fiel Dangerous einem gewissen Forrest Richard Betts auf, der ihn (und selbstredend auch seinen Bruder) zu einem wichtigen Bestandteil von Great Southern machte. Wie selbstverständlich wurden die Brüder bei der ersten Reunion der ABB zu 'Brothers of the Road'. Drei Alben - von "Enlightened Rogues" (1979), über "Reach For The Sky" (1980) bis "Brothers Of The Road" (1981) - wurden in dieser Zeit eingespielt, allesamt alles andere als Heldentaten, was nun wahrlich nicht an den Tolers lag.
Nach dem wenig rühmlichen zweiten Split der Allman Brothers Band wurde Dangerous Mitglied der Gregg Allman Band. Aber auch einer Reunion von Dickey Betts & Great Southern verweigerte er sich nicht. Das sagt viel über die Persönlichkeit des Gitarristen aus: Er ließ sich nie von einem der beiden Streithanseln vereinnahmen. Er blieb in diesem Punkt stets neutral und erwarb sich auch dadurch den großen Respekt der Southern Rock-Gemeinde.
Völlig klar, dass so einer nicht zum Frontmann, zur 'Rampensau' taugt. So war seinen Projekten wie den Renegades Of Southern Rock (u. a. mit George McCorkle, John Townsend, Jimmy Hall und Taylor Caldwell), den Toler Bros. und der Toler/Townsend Band lediglich das Lob der Kritik beschieden - die großen Erfolge blieben leider aus. Unverdientermaßen, denn gerade das gleichnamige Debüt der Toler/Townsend Band erfreute sich regen Airplays und zahlreicher Lobeshymnen der Journaille. Johnny Townsend aus Tuscaloosa/Alabama brachte hier den Blue-Eyed Soul, Dangerous tiefschwarzen, jammigen Blues ein - diese hochinteressante Mixtur kam wohl krankheitsbedingt nicht mehr zum verdienten Erfolg.
Vor etwa zwei Jahren wurde bei Dan 'Dangerous' Toler die unheilbare ALS-Erkrankung diagnostiziert. Mit zahlreichen Benefizaktionen standen ihm seine treuen Freunde zur Seite, um die ernormen Therapiekosten zu stemmen. Wie so viele US-Amerikaner hatte Dangerous keine Krankenversicherung, konnte aber zuletzt Dank 'Obama-care' wenigstens eine menschenwürdige Grundversorgung erhalten.
Das Leid hat nun ein Ende, mein Southern Brother!! Die Southern Rock Allstars da oben haben nun einen weiteren exzellenten Gitarristen in ihren Reihen. Wir werden uns dereinst dort wiederhören...
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