Eddie Turner & The Trouble Twins
10.03.2013, blues, Rhede
blues Eddie Turner
blues, Rhede
10. März 2013
Stil: Blues Rock


Artikel vom 16.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Eddy TurnerRichtig charmant, wie Eddy Turner seine Lieder ankündigt: »I'll do a little thing called "..." for you.« A 'little'? Da hätte man dem Mann aus Denver (Colorado) aber vehement in die Parade fahren können. Mit ganz wenigen Ausnahmen hatten die Tracks eine gewaltige Zeitdifferenz gegenüber den Studioeinspielungen. Eddie Turner, ein Gitarrist von eruptiver Energie und so geschmeidig-zart wie eine Hautcreme verzauberte das blues in Rhede mit seiner ganz persönlichen Aura, mit seinem Blues. Viele spielen die beliebte, rockige Ausgabe, aber auch dieses Konzerte führte es allen – einigen zum ersten Mal – vor Augen, dass Eddie Turner doch ein etwas anderes Verständnis vom Blues Rock hat, als so manch anderer Künstler. Seine Kompositionen bekommen Altersringe, wie bei allen Musikern auch. Aber die Frische, mit der er uns die Nummern aus Rise, The Turner Diaries oder Miracles & Demons in verblüffenden, neuen Arrangements servierte, war selbst für diejenigen, die ihn schon öfter erleben durften, überraschend. Der bekannte Spruch vom alten Wein in neuen Schläuchen war beim 'Devilboy' kein Täuschungsmanöver, sondern eine Herzensangelegenheit, bei der er für das Publikum spielte und ihm beste Unterhaltung bot. Ein wenig grauer geworden sind seine Rastalocken, aber bekanntlich meinen Frauen dazu, dass es Männer interessanter macht. Stimmt, aber ganz klar geht da die Richtung auf den Turner-Blues.
Eddy TurnerDie Trouble Twins nahmen ihren Platz ein und der Protagonist ging in einer völlig relaxten Art zu seinen Gitarren, schulterte einen der drei Sechssaiter, stimmte ihn und begann, völlig ohne Kommentar oder Begrüßung, zu spielen ... ganz sanft, leise, aber von akzentuierten Tönen geprägt, mit denen er auf seine Weise Aufmerksamkeit erzeugte. Die beiden Begleitmusiker stimmten ebenfalls sehr zart mit ein und so langsam bekam der beeindruckende Start einen Namen ... "Mr. Blues" sollte ein stichhaltiger Vorgeschmack auf das sein, was in den nächsten zirka zweieinhalb Stunden Nettospielzeit (klingt so emotionslos gegenüber der Musik, die geboten wurde) noch passierte. Natürlich war Eddie Turner der Dreh- und Angelpunkt, das Kugellager des Geschehens. Die Leistungen seiner Trouble Twins durfte man allerdings nicht unter ferner liefen abbuchen. Der bodenständige Bassist William Shannon mit einem melodisch intonierten, fünfsaitigen Tieftöner und ein versierter Schlagzeuger Daniel Barnett hielten den Mann an der Gitarre auf Kurs. Der Drummer, damals gerade einmal neunzehn Jahre jung, war bereits bei Eddie Turners erstem Konzert auf europäischen Boden im Line-up.
Eddy TurnerAuch die vermeintlich vergessene Begrüßung des Publikums zelebrierte er in Form eines Spaziergangs durch den Zuschauerraum auf seine Art. Mit "Prison Of Love" wurde die gigantische Live-Reise fortgesetzt. Der Frontmann gab seiner Gitarre eine überaus fuzzigen Ton und die Nummer wurde mit vielen Stimmungswechseln immer länger. Dann kam es beim Dreier zu einem inszenierten Ende, aber die Songthematik wurde wieder aufgenommen und man begab sich in die schier endlosen Weiten des Blues Rocks à la Eddie Turner. Nach diesem anheizenden Ausflug servierte man uns ein kompakt-knackiges "Ride A Painted Pony" und aus der Erinnerung heraus war immer dann, wenn er zur blauen Gitarre griff Slide-Action angesagt. "I'm A Man, I'm A Man" sollte das nächste Stück der Begierde sein. Zu tonnenschweren, hypnotischen Rhythmen symbolisierte das feuerrote Bottleneck seine Slidefahrt, die er auch auf kleinstem Fretboard-Raum vollzog. Das Metallröhrchen blieb gleich am Ringfinger und der Dreier eröffnete dann eine kleine Rock'n'Roll-Session. Klasse!
Eddy TurnerDie Setlist des blues-Gigs beinhaltete fast ausschließlich Turner-Originale. Die Ausnahmen bildeten "I Smell Smoke" und "Wind Cries Mary"
(Jimi Hendrix). Der Musiker betonte, dass er "I Smell Smoke" in der Version von Michael Burks und nicht Johnny Winter den Vorzug gab. Wie auch immer, das Solo war gigantisch. "The Answer Is" rief auf infizierende Weise wieder den unwiderstehlichen Groove der Gruppe auf den Plan. Die Turner'schen Markenzeichentöne/-riffs waren so prägnant wie die glitzernde Feuchtigkeit auf der Stirn des Bluesers. Puh, welch ein Konzert. Dann war Pause und der Amerikaner wurde am Verkaufsstand von Fans quasi belagert. Neben den bereits erwähnten drei Studioalben standen auch die in Eigenproduktion veröffentlichten Live At The New Orleans Rhede 2007, Live At The Triple Door sowie
Live At The Heritage Blues Festival October 2008, zur Verfügung. Dieses reichlich gefüllte Sortiment wurde um eine neue Platte namens "Gone In 60 Seconds" (ebenfalls live) ergänzt. Diese Scheibe gibt es exklusiv nur bei seinen Konzerten zu kaufen.
Eddy TurnerNach der Hendrix-Interpretation stand "Dangerous" auf dem Menüplan des Abends. Aus der psychedelischen Zeitlupe wechselte man ganz langsam auf die höllische, von übermächtiger Power strahlende Überholspur. "Rise" ... der Bassist konnte mit einem von spielerischen Effekten und auch geslappten Tieftöner punkten. Insgesamt entwickelte das Stück zunächst unmerklich aufsteigenden Rauch aus dem Krater, ohne Vorwarnung explodierte der Vulkan des 'Devilboy' und er ließ seine glühendheiße Blues-Lava auf das Publikum wirken. In "Secrets" lud er mit hypnotischen, vom Wah Wah-Pedal gesteuerten Funklicks die zahlreich erscheinen Anwesenden zu einer Karussellfahrt der besonderen Art ein. Wahnsinn! Ein endloser Groove der Rhytmusfraktion untermalte Eddie Turners zweite Wanderung durch das Publikum. Hatte er da den einen oder anderen prägenden Ton von Pink Floyds "Shine On You Crazy Diamond" untergebracht? Es klang zumindest so und passte vortrefflich.
Eddy TurnerBei dieser gigantischen Vorstellung in Sachen 12-Takter stellte sich die Frage einer Zugabe gar nicht ... es gab zwei. Zunächst machte sich der Musiker solo (mit lautstarkem Handclapping der Zuschauer) auf den Weg und dann folgte ein Lied, das den Abend krönte: "Privileged Life". Dazu nur ein Wort: gigantisch. Zum Abschluss noch einen Trip ins Mississippi Delta und alle Anwesenden waren mehr als zufrieden.
Ein Tagtraum hatte dann leider doch ein Ende.
RockTimes war in der Vergangenheit schon bei einigen Konzerten in der ehemaligen Location (New Orleans) des blues-Inhabers André Koch. »bar*live*unterhaltung*events*sport bar« ergeben blues und es ist ein richtiges Schatzkästchen geworden. Die immer freundliche Bedienung war stets zum richtigen Zeitpunkt mit flüssigem Treibstoff zur Stelle und das Eddie Turner-Konzert wird für unser Magazin bestimmt nicht das letzte im blues gewesen sein.
Wir bedanken uns bei André Koch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up: Eddie Turner
Eddie Turner (guitar, vocals)
William Shannon (bass)
Daniel Barnett (drums)
Bilder vom Konzert
Eddie Turner    Eddie Turner
Eddie Turner    Eddie Turner    Eddie Turner
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