Guy Tortora / Living On Credit
Living On Credit Spielzeit: 59:46
Medium: CD
Label: Turtledove Records, 2008
Stil: Blues'n'Roots

Review vom 10.08.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Ein Amerikaner in London!
In Pasadena, Kalifornien geboren und aufgewachsen hat er sich nun in der englischen Metropole nieder gelassen und wenn man seine Musik hört, scheint man eine Oase in dieser Großstadt auszumachen.
Kaum zu glauben, dass es dort so etwas gibt wie ein Cowshed Studio. Die Liste der Künstler, die dort bereits aufgenommen haben reicht von Paul Ansell, einem Rockabilly-Mann über Ian 'Mac' McLagan (The Small Faces, The Faces), Paddy Goes To Holyhead bis hin zur Band Yeti. Die Liste ist verdammt lang!
Das Ambiente dieses 'Kuhstalls', im Norden der Stadt gelegen, passt auch zu Guy Tortoras Musik auf seinem dritten Album.
Auf das Studio wäre ich nicht besonders eingegangen, wenn im Line-up nicht das Cowshed Ensemble auftauchen würde. Die formieren in der Blues-getränkten Ballade "Mama's Tired" zusammen mit Beth Porter (cello) die Streicher-Abteilung. Toller Song, der mit einer klasse akustischen Gitarre daher kommt und diese Gruppe ist echt super. Tortora hat eine klare Stimme, die er, je nach Stimmung variabel einsetzen kann.
Mit seinen sieben eigenen Kompositionen hat er den Cut geschafft.
Fünf Songs sind ausgeliehen und bevor es zu Missverständnissen kommt: "Nobody's Fault But Mine" ist weder die Led Zeppelin heavy Ausgabe, noch hat die Tortora-Version viel mit dem Blind Willie Johnson-Original zu tun.
Sein Ding ist die Bar-Variante mit einem Janos Bajtala am Honky Tonky-Piano, das in dieser entspannten Nummer auch geschickt den Jazz streift. Mike Thorne streicht mit den Jazzbesen über die Felle und dennoch ist der Rhythmus im Blues zuhause. Würde man das Stück nicht schon kennen, könnte man es ohne Probleme dem Protagonisten zuschreiben.
Für J.J. Cales "Super Blue" bleiben wir in der gemütlichen Bar und bestellen uns einen weiteren Whiskey. Der Guy Tortora ist wirklich gut… Bei dem Blues kann man es echt aushalten, auch wenn er jetzt die E-Gitarre gegen die akustische tauscht, allerdings ist sein Spiel ebenfalls eines der entspannten Art. Bajtala hat es auf den schwarzen und weißen Tasten seines Pianos jetzt nur mit dem Jazz.
Bleiben wir doch dann direkt bei den Fremd-Kompositionen: Curtis Mayfields "People Get Ready" ist ja schon durch sehr viele Hände gegangen und irgendwo wird man diesen Song von irgendjemandem in der Sammlung haben. Vielleicht ja von der Blues Band oder Aretha Franklin. Der Amerikaner spielt mit seiner Dobro ein sehr bluesiges Stück mit ziemlich sparsamer Begleitung vom Schlagzeug, Bass und der Hammond-Orgel.
Eine kleine Überraschung überhaupt ist "Share Croppers" vom Landsmann Kreg Viesselman. Tortora slidet dezent auf der Akustischen und Olly Blanchflower zupft die Saiten vom Kontrabass. Die Stimme des Sängers wird etwas rauer mit klingt trotzdem sehr gut.
Als Bonus-Track gibt es Rick Estrins (Little Charlie & The Nightcats) "Don't Do It" auf die Ohren. Das ist herrlich zeitgemäßer Rock'n'Roll und es zeigt sich, welch ein toller Tastenmann der Janos Bajtala ist.
Tortoras Eigengewächse reihen sich problemlos in die Liste der Coversongs ein und die CD geht gleich mit viel Drive im Titelsong los. Es ist ein toller 12-Takter mit aktuellem Thema: Einkaufen mit Kreditkarte und den Überblick verlieren
Etwas ruhiger, doch mit herrlichem Groove versehen, kommt das akustisch gehaltene "Like It That Way" daher und "Cotton Was King", eine sehr intensive Ballade mit Harp, gehört zu den Highlights des Albums.
Sein "God Don't Change" klingt einfach frisch, hat einen hörenswerten Text und bleibt sofort in den Lauschern kleben. Up-Tempo-Groove sowie soulige Backing Vocals prägen den Track. Mit Rebecca und Francesca Tortora sind da wohl gleich zwei Familienmitglieder dabei. Die scheinen alle sehr musikalisch zu sein.
"White Boy Blues" shuffelt sehr gut und der längste Track, "Falling", mit Richard Studholme am Akkordeon sowie an der Mandoline, hat dann Country-Flair.
Guy Tortoras "Living On Credit" ist eine klasse Scheibe, die tierischen Spaß bereitet. Tolle Songs, bestens interpretierte Fremdkompositionen, ein Sound, der keine Wünsche offen lässt.
Mit hohen 8 von 10 RockTimes-Uhren warte ich schon jetzt auf das nächste Album des Amerikaners in London.
Line-up:
Guy Tortora (bass - #1, 5, guitars, vocals)
Janos Bajtala (piano, Hammond)
Brandan Canty (bass)
Mike Thorne (drums)
Mark Fletcher (drums - #1, 4)
Giles King (harp - #1, 4)
Olly Blanchflower (double bass - #10, 11)
Richard Studholme (mandolin, accordion - #11)
Andy Roberts (bass - #3)
The Cowshed Ensemble (strings - #7)
Beth Porter (cello - #7)
Brendan Canty (backing vocals)
Rebecca Tortora (backing vocals)
Francesca Tortora (backing vocals)
Tracklist
01:Living On Credit (5:06)
02:Nobody's Fault But Mine (3:43)
03:Like It That Way (5:12)
04:Cotton Was King (5:14)
05:God Don't Change (4:36)
06:Super Blue (5:34)
07:Mama's Tired (4:58)
08:White Boy Blues (Song For J.R.) (5:45)
09:People Get Ready (4:30)
10:Share Croppers (3:23)
11:Falling (6:23)
12:Don't Do It (Bonus Track) (5:15)
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