Hans Theessink / Slow Train
Slow Train Spielzeit: 51:54
Medium: CD
Label: Blue Groove, 2007
Stil: Blues/Roots

Review vom 05.04.2007


János Wolfart
Bekanntlich beginnt der Balkan irgendwo in Österreich - die Bayern werden mir die Exklusion hoffentlich verzeihen - und wenn man in dieser Region Europas sein Dasein fristet, wird man früher oder später vom Blues befallen. Eventuell noch mehr, als in den Südstaaten der USA, dachte sich vielleicht der inzwischen 59-jährige niederländische Blues-Veteran Hans Theessink, als er sich vor einigen Jahren in Wien niederließ. Anscheinend war aber die pulsierende Donau-Metropole nicht geeignet für das Blasen von Trübsal, also entschied man sich für die ländliche Steiermark als Aufnahmeort von "Slow Train".
Balkan-Blues - wie wäre es mal mit einer Kollaboration von, sagen wir mal, Boban Markovic und B.B. King, für die filmische Dokumentation Emir Kusturica am Werk - ist leider daraus nicht geworden, dafür viel akustischer Blues&Roots wie aus dem Deep South, mit reichlich Gospel-Charakter, für den in erster Linie das simbabwische und seit einiger Zeit, Robert Mugabe sei Dank, in Graz beheimatete A-Capella-Trio Insingizi verantwortlich zeichnet. Die drei Jungs sind auch schon das Highlight dieser ansonsten unspektakulären Platte.
Theessink verfügt über ein arg unterentwickeltes Organ. So etwas kommt auch in den besten Familien vor, aber wie schaffen es vergleichbare Minimalisten-Blueser wie J.J. Cale oder Tony Joe White trotz ihrer stimmlichen Beschränktheit, einen emotional zu packen? Auch als Songwriter scheint er nicht die Fähigkeiten eines Chip Taylor zu besitzen, von Tom Russell gar nicht zu sprechen. So verpufft jede Sozialkritik in Kombination mit dem schwachen Gesang. Die Songs wirken auch sonst irgendwie blutleer, man wartet vergeblich auf interessante Einfälle; entweder plätschert es langsam-gemächlich vor sich hin oder man kriegt eine Midtempo-Schlaftablette verabreicht. Warum dürfen Insingizi nur auf "May The Road" und auf ""Run On For A Long Time" auftrumpfen? Hier gab es die Gelegenheit, mit den drei Afrikanern etwas Eigenständiges, Originelles zu kreieren. Chance vertan!
Am Gesamteindruck ändert auch Theessinks äußerst respektables Spiel an den verschiedenen Saiteninstrumenten wenig, so wird "God Created The World" zu einem der wenigen guten Songs des Albums. Der Titeltrack und "Old Man Trouble" wären noch erwähnenswert, aber die Atmosphäre der Stücke wird durch den viel zu aufdringlichen und nicht natürlich klingenden Bassdrum erheblich gestört. Soll das 'natural ambient sound' sein?
Das, was der Niederländer hier abliefert, wird auch Blues-Enthusiasten nicht vom Hocker hauen. Bevor er in Rente geht, sollte er es mit einem neuen Konzept probieren: Balkan-Blues! Falls er ihn bereits bekommen hat...
Line-up:
Hans Theessink (vocals, guitars, banjo, mandolin, mandoguitar, harmonica)
Harry Stampfer (drums, percussion)
Erich Buchebner (electric & double bass)
Roland Guggenbichler (organ, piano, pump organ, wurlitzer piano)

Insingizi:
Dumisani 'Ramadu' Moyo (backing vocals, percussion)
Zibusiso 'Blessings' Nkomo (backing vocals)
Vusumuzi 'Vusa' Ndlovu (backing vocals)
Tracklist
01:Slow Train (5:24)
02:Katrina (3:45)
03:God Created The World (5:05)
04:Thula Mama - Oh Mother Don't You Weep (5:25)
05:Cry Cry Cry (3:56)
06:Let Go (3:28)
07:Love You Baby (2:39)
08:Old Man Trouble (4:19)
09:Leaving At Daybreak (5:11)
10:May The Road (2:43)
11:Run On For A Long Time (4:00)
12:When Luther Played The Blues (5:26)
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