Martin Turner And Friends / The Garden Party
A Celebration Of Wishbone Ash Music
The Garden Party - A Celebration Of Wishbone Ash Music Spielzeit: 48:40 (CD 1), 58:25 (CD 2)
Medium: Doppel-CD
Label: Dirty Dog Discs, 2014
Stil: Rock

Review vom 13.01.2015


Steve Braun
Erbittert geführte Namensstreitigkeiten haben bekanntlich einen ziemlich eindeutigen Drall in Richtung Lächerlichkeit. Meistens sind die Streithansel selbst die letzten, die bemerken, wie sie sich ganz persönlich blamieren.
Was hätte eigentlich gegen zwei 'The Ashs' gesprochen, wenn schon keine einvernehmliche Lösung in Sicht war? Ist doch schnuppe, solange bei beiden die Double Leads stimmen, hätte der Kenner geantwortet. Gut, das Thema ist jetzt endlich durch - natürlich musste es gerichtlich geregelt werden. Martin Turner darf seine Formation nicht mehr Martin Turner's Wishbone Ash nennen. Bitter für ihn, denn schließlich war er und nicht Andy Powell Gründungsmitglied, aber sind wir doch ehrlich: Seit der gescheiterten Reunion (von 1987 bis 1991) hat Turner nicht mehr viel gerissen. Doch als Martin Turner's Wishbone Ash reichte es eben nur noch für den 'Katzentisch'... und ohne diesen Zusatz? Time will tell...
Die vorliegenden Live-Aufnahmen stammen vom 31. August 2012, in einem offenbar etwas privateren Rahmen im Liscombe Park von Buckinghamshire aufgezeichnet. Möglicherweise hat man die Veröffentlichung bewusst bis nach der Klärung des Namensrechtstreits zurückgehalten, aber das ist reine Spekulation.
Auf der Bühne steht die damalige Besetzung von Martin Turner's Wishbone Ash. Im Verlauf des Sets kommt noch Originalmitglied Ted Turner hinzu (und sofort ist mehr Zug in der 'Bude'). Zu den beiden Zugaben kommt als weiterer Überraschungsgast dessen Nachfolger Laurie Wisefield auf die Bühne. Mit Drummer Steve Upton soll sogar noch ein weiterer Mann der ersten Stunde seinen Spaß gehabt haben, allerdings im Publikum.
Der Songreigen eröffnet ausgerechnet mit der letzten Wishbone Ash-Nummer der Martin Turner-Ära, "Standing In The Rain" vom 1991er Album "Strange Affair". Ein Schelm, wer ausgerechnet hinter dem folgenden "Rest In Peace" eine klitzekleine Boshaftigkeit vermuten sollte...
Zwei Titel aus den Wisefield-Zeiten dokumentieren, dass The Ash bereits damals seine glorreichsten Zeiten hinter sich gelassen hatte und "Fire Sign" (vom 1999er "Walking The Reeperbahn") zeigt schonungslos auf, woran es Martin Turner's Wishbone Ash wohl am meisten fehlte: an inspirierte Funken sprühenden Kompositionen!
Aber dann geht's mit zwei Ash-Klassikern endlich so richtig los: "The Pilgrim" und der wahrscheinlich beste Song der Mk II-Ära, gemeint sind beide Teile von "Way Of The World", ziehen endlich alle Register der zweifelsfreien Klasse aller beteiligten Musiker.
Disc 2 gefällt mir durchgängig besser - dafür sorgt schon das treibende "Doctor" ("Wishbone Four", 1973) als 'Türöffner'. Selbst "Broken Down House", der zweite Titel von der "...Reeperbahn", kommt sehr gut - klingt deutlich inspirierter als die Albumversion.
Ab "Valediction" steht Ted Turner (mit Martin weder verwandt noch verschwägert) mit auf der Bühne und nun reiht sich Perle an Perle: "The King Will Come", "Prelude", das Instrumental "In The Skin" (eine der besseren Nummern des Comebacks "Nouveau Calls" von 1987) und vor allem der mit beeindruckenden Soli gespickte Zehnminüter "Why Don't We?" (vom 1988er "Here To Hear") räumen gewaltig ab und lassen Zugabe-Forderungen der Zuschauer - es werden wohl ein paar wenige hundert gewesen sein - laut werden.
Zu "Living Proof" und "Jailbait" steht dann sogar eine Vier-Gitarren-Armada im Liscombe Park auf der Bühne. "Living Proof", vom eher enttäuschenden 1981er "Just Testing", wird auf diese Weise gewaltig 'aufgebrezelt' und der Klassiker "Jailbait" lässt dann endlich kein Auge mehr trocken.
Fazit: Über gewisse Anlaufschwierigkeiten verfügt "The Garden Party - A Celebration Of Wishbone Ash Music" fraglos. Einmal in Schwung gekommen, hält Martin Turner And Friends selbst etwas schwächeres Ausgangsmaterial nicht mehr zurück. Ein restlos überzeugter Anhänger seiner Gesangsfähigkeiten war ich nie. Warum sollte ausgerechnet diese x-te Live-Veröffentlichung etwas daran ändern? Es handelt sich natürlich um eine gute Platte, zur Standortbestimmung Martin Turners fehlt mir allerdings eine Studioreferenz von ihm.
Line-up:
Martin Turner (lead vocals, bass)
Danny Willson (guitars, vocals)
Ray Hatfield (guitars, vocals)
Dave Wagstaffe (drums)

Featuring:
Ted Turner (guitars, vocals - 2/#3-9)
Laurie Wisefield (guitars - 2/#8,9)
Tracklist
CD 1:
01:Standing In The Rain
02:Rest In Peace
03:Haunting Me
04:Lady Jay
05:Fire Sign
06:The Pilgrim
07:Way Of The World
08:No Easy Road
CD 2:
01:Doctor
02:Broken Down House
03:Valediction
04:The King Will Come
05:Prelude
06:In The Skin
07:Why Don't We?
08:Living Proof
09:Jailbait
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