|
Mel Tormé, Gerry Mulligan, George Shearing
The Classic Concert Live
|
|||
|
Bereits 2005 veröffentlicht wurde dieses Gipfeltreffen dreier Stars, das am 29. Juni 1982 in der Carnegie Hall in New York City aufgenommen und vom Rundfunk mitgeschnitten worden war.
Mel Tormé war eigentlich ein Popsänger, der sich stark am Jazz orientierte und letztlich auch dort hängen blieb. Gerry Mulligan, der wohl bekannteste Baritonsaxofonist, ist zusammen mit
Miles Davis einer der Mitbegründer des 'Birth of the Cool'. George Shearing hat sich hauptsächlich mit Produktionen aus dem Bereich des 'Easy Listening' einen Namen gemacht. Diese Drei legen ein unterhaltsames Programm, gemischt aus Standards und Eigenkompositionen, vor. Mit ganz viel 'Showbiz' singen alle gleich den ersten Song gemeinsam, als befänden wir uns mitten in Las Vegas in einer hochwertigen Unterhaltungsshow der typischen Art. Allen Musikern ist die jahrelange Erfahrung gemein, sind sie doch etwa seit 1947 (Tormé), 1937 (Shearing) und 1946 (Mulligan) aktiv. So finden wir auf "The Classic Concert Live" einen Stilmix von den Dreißigern bis hin zur Neuzeit mit ihren mannigfaltigen Ausprägungen des Jazz. Dazu wird natürlich ordentlich gescattet; das Gerry Mulligan Orchestra begleitet kraftvoll und swingend. Die zwischendurch eingestreuten Gespräche (Tormé führt durch das Programm) belegen, dass 'Show' in den Staaten eine ganz eigene Art aufweist. Das ist typisches Entertainment mit allem, was dazu gehört. Fotos der Live-Show sind zwar nicht enthalten, aber angesichts der gebotenen Musik vermute ich, dass alle Musiker schicke Anzüge und Krawatten tragen.
Dennoch ist hier nichts steif, sondern eher gelöst und man hört die Lockerheit und den Spaß förmlich, den offensichtlich alle Beteiligten hatten. Schön ist das Duke Ellington-Medley, das einen kurzen Einblick in die Welt dieses großartigen Komponisten gibt. Mel läuft zur Hochform auf, wenn er Balladen interpretiert. Hier ist es besonders "What Are You Doing The Rest Of Your Life", in das er sich voll hineinkniet. Aber auch das an sich schon hervorragende "'Round Midnight" von Thelonious Monk wird hier zum Gänsehauttitel, wenn Mulligan sein Baritonsax einsetzt. Und dazu das sanft, fast getupfte Piano, das ist Unterhaltung erster Klasse! Ein Hauch Blues atmet das ebenfalls. Auch nach Südamerika geht die Reise mit einem Medley zweier Titel von Jobim, das ist so luftig.
Einen Höhepunkt stellt sicher der fast elf Minuten dauernde "Blues In The Night" dar. Mit vollem Bläsereinsatz startet die Reise, bis dann das elegante Piano zunächst solo ebendiese fortsetzt. Fast schon skurril wird das Arrangement, wenn die Bläser im Hintergrund wild agieren, bis dann plötzlich das Baritonsaxofon auch in eine packende und emotional berührende Solophase übergeht. Dazu singt Mel den Blues, aber aus vollem Herzen und die Bläser umrahmen das Ganze. Ständig entwickelt sich eine andere Atmosphäre und einige Register der Jazzgeschichte werden gezogen. Das ist ein erstklassiges, fantastisches Arrangement und für mich das Kernstück dieser Platte, auch, weil man sich damit vom überwiegenden Unterhaltungscharakter abwendet und der Improvisation und Ideengebung freien Raum lässt. Auch Mulligan beweist, dass er den Blues blasen kann, bevor ihm der Pianist hier nachfolgt. Der blinde Shearing beweist auf dieser Einspielung wieder, dass er nicht nur ein 'Weichspüler' war.
Mit dem Klassiker "Lady Be Good" der Gershwin-Brüder wird dieses tolle Konzert beendet. So macht Live-Jazz der alten Art Spaß, und Tormé singt dann, auf dass es alle mitbekommen: "That's Jazz"!
Line-up:
Mel Tormé (vocals) Gerry Mulligan (baritone saxophone, vocals) George Shearing (piano, vocals) Don Thompson (piano, bass) Chuck Wilson (saxophones) Mike Migliore (saxophones) Gary Keller (saxophones) Tom Boras (saxophones) Laurie Frink (trumpets) Mike Carubia (trumpets) Chris Rogers (trumpets) Gary Guzio (trumpets) Rick Chamberlain (trombone) Dave Glenn (trombone) Jim Daniels (trombone) Mitchell Forman (piano) Frank Luther (bass) Richie DeRosa (drums)
Externe Links:
|
