Robbin Thompson / Just A Blur In The Rearview
Just A Blur In The Rearview Spielzeit: 38:07
Medium: CD
Label: In Your Ear Records, 2007
Stil: Singer/Songwriter, Americana

Review vom 15.09.2008


Norbert Neugebauer
Ein neuer Thompson im RockTimes-Künstler-Index, aber wahrlich kein Neuling im Business. Seit 1976 aktiv, gibt seine Biografie jede Menge her. Er stammt aus Richmond, Virginia und hat dort sein eigenes Label In Your Ear Records, das u.a. für die Werbebranche produziert. Auch seine musikalische Karriere kann sich sehen lassen, wenngleich bis dato wenig davon zu uns rübergeschwappt ist. Der erste markante Punkt war die gemeinsame Band mit Bruce Springsteen namens Steel Mill. Ein Dutzend Solo-Alben, diverse Singles und Mitwirkungen bei anderen Produktionen sind weitere; ebenso sind seine Songwriter-Qualitäten, u.a. mit Co-Autoren bei Filmmusiken, gefragt. Und als Ritterschlag hat er das American Song Festival schon zweimal gewonnen. Also ein sehr erfolgreicher und umtriebiger Geselle, dieser Robbin Thompson. Seine Homepage nennt noch mehr Details für interessierte Leser.
Dass er in vielen Genres daheim ist, zeigt auch sein bislang letztes Album "Just A Blur In The Rearview" von 2007, an dem er drei Jahre gearbeitet hat. Durchwegs hochkarätige Stücke, zehn gut produzierte Oberklasse-Popsongs mit Ohrwurmqualitäten, jeder davon hat das Zeug zum Chart-Hit. Die musikalische Nähe zum 'Boss', zu John Mellencamp und Genossen (allerdings nicht so rockig) ist unüberhörbar, aber auch unter diversen Country-Rockern fühlt er sich wohl. Ich schätze, die No Depression-Fraktion wird ihn gern zu den Ihren zählen.
Der Titeltrack ist in jeder Hinsicht ein Operner nach Maß, der die Qualitäten des Mannes mehr als deutlich zeigt. Ein gekonnt strukturierter Song mit den entscheidenden Hooks, mit Fiedel (Cecil Hooker) und Congas apart angereichert sowie einem Robbin Thompson, der richtig gut singen kann. Dass mir dabei Jackie Leven in den Sinn kommt, liegt nicht nur an der Stimme. "Standin' In the Rain" könnte gut von dessen früheren Celtic Soul-Alben stammen, die bei mir hohen Stellenwert genießen. Auch den Bar-Blues beherrscht Thompson, "I Won't Quit ('Till I Get Home)" - Soundtrack des Films "The Fighting Temptations" - liefert den Beweis. "Where You've Never Been (The Zhong Song)" ist dagegen eine verschärfte R'n'B-Nummer mit Live-Feeling, bei der Thompson mit seinen Memphis Soul-Miezen (Ellen McIlwaine gesampelt) und einer heißen Harp (Rick Epping) jede Party auf Vordermann bringt.
Die Country-Fraktion wird bei "One-Horse Town" feuchte Augen bekommen, "Nothing But A Breeze" bedient eher die Mainstream-Hörer. Bei "Water From The Moon" zeigt er seine Stärken im Schmusebereich, aber auch das ist von der Sorte, die man gern hört. Von so einer Ballade wie "Desperate Man" träumen die Eagles wohl seit langem, allerdings würde bei ihnen die schöne irische Fiedel fehlen. Auch bei "Real Mean Dog" ist Cecil Hooker noch mal zu hören, diesmal präsentieren uns Thompson und Mitspieler schönes Country Flair. Zum Schluss intoniert der Maestro den schwungvollen Gospel "Move On Down The Line" mit sich selbst im Chor.
Dem rockorientierten Hörer aus dem Roots-Lager werden einige Songs vielleicht etwas zu poliert über die Anlage kommen, aber "Just A Blur In The Rearview" ist auf jeden Fall ein gut produziertes, durchaus druckvolles und kurzweiliges Album, das aber mit nicht mal 40 Minuten auch etwas knapp geraten ist.
Tracklist
01:Just A Blur In The Rearview (That's Life)
02:Standin' In The Rain
03:I Won't Quit (Till I Get Home)
04:Where You've Never Been (The Zhong Song)
05:One-Horse Town
06:Nothing But A Breeze
07:Water From The Moon
08:Desperate Man
09:Real Mean Dog
10:Move On Down The Line
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