Ein neuer
Thompson im
RockTimes-Künstler-Index, aber wahrlich kein Neuling im Business. Seit 1976 aktiv, gibt seine Biografie jede Menge her. Er stammt aus Richmond, Virginia und hat dort sein eigenes Label In Your Ear Records, das u.a. für die Werbebranche produziert. Auch seine musikalische Karriere kann sich sehen lassen, wenngleich bis dato wenig davon zu uns rübergeschwappt ist. Der erste markante Punkt war die gemeinsame Band mit
Bruce Springsteen namens
Steel Mill. Ein Dutzend Solo-Alben, diverse Singles und Mitwirkungen bei anderen Produktionen sind weitere; ebenso sind seine Songwriter-Qualitäten, u.a. mit Co-Autoren bei Filmmusiken, gefragt. Und als Ritterschlag hat er das American Song Festival schon zweimal gewonnen. Also ein sehr erfolgreicher und umtriebiger Geselle, dieser
Robbin Thompson. Seine Homepage nennt noch mehr Details für interessierte Leser.
Dass er in vielen Genres daheim ist, zeigt auch sein bislang letztes Album "Just A Blur In The Rearview" von 2007, an dem er drei Jahre gearbeitet hat. Durchwegs hochkarätige Stücke, zehn gut produzierte Oberklasse-Popsongs mit Ohrwurmqualitäten, jeder davon hat das Zeug zum Chart-Hit. Die musikalische Nähe zum
'Boss', zu
John Mellencamp und Genossen (allerdings nicht so rockig) ist unüberhörbar, aber auch unter diversen Country-Rockern fühlt er sich wohl. Ich schätze, die No Depression-Fraktion wird ihn gern zu den Ihren zählen.
Der Titeltrack ist in jeder Hinsicht ein Operner nach Maß, der die Qualitäten des Mannes mehr als deutlich zeigt. Ein gekonnt strukturierter Song mit den entscheidenden Hooks, mit Fiedel (
Cecil Hooker) und Congas apart angereichert sowie einem
Robbin Thompson, der richtig gut singen kann. Dass mir dabei
Jackie Leven in den Sinn kommt, liegt nicht nur an der Stimme. "Standin' In the Rain" könnte gut von dessen früheren Celtic Soul-Alben stammen, die bei mir hohen Stellenwert genießen. Auch den Bar-Blues beherrscht
Thompson, "I Won't Quit ('Till I Get Home)" - Soundtrack des Films "The Fighting Temptations" - liefert den Beweis. "Where You've Never Been (The Zhong Song)" ist dagegen eine verschärfte R'n'B-Nummer mit Live-Feeling, bei der
Thompson mit seinen Memphis Soul-Miezen (
Ellen McIlwaine gesampelt) und einer heißen Harp (
Rick Epping) jede Party auf Vordermann bringt.
Die Country-Fraktion wird bei "One-Horse Town" feuchte Augen bekommen, "Nothing But A Breeze" bedient eher die Mainstream-Hörer. Bei "Water From The Moon" zeigt er seine Stärken im Schmusebereich, aber auch das ist von der Sorte, die man gern hört. Von so einer Ballade wie "Desperate Man" träumen die
Eagles wohl seit langem, allerdings würde bei ihnen die schöne irische Fiedel fehlen. Auch bei "Real Mean Dog" ist
Cecil Hooker noch mal zu hören, diesmal präsentieren uns
Thompson und Mitspieler schönes Country Flair. Zum Schluss intoniert der Maestro den schwungvollen Gospel "Move On Down The Line" mit sich selbst im Chor.
Dem rockorientierten Hörer aus dem Roots-Lager werden einige Songs vielleicht etwas zu poliert über die Anlage kommen, aber "Just A Blur In The Rearview" ist auf jeden Fall ein gut produziertes, durchaus druckvolles und kurzweiliges Album, das aber mit nicht mal 40 Minuten auch etwas knapp geraten ist.