Ich bin durch und durch ein Southernrocker,
bis auf die Knochen!!
Billy Moss Es war hierzulande etwas ruhiger um Billy Moss geworden. Vergessen hat man den Mann, der mit Rebel Storm seine größten Erfolge gerade in Deutschland feiern konnte, allerdings nie.

Mit seiner neuen Band Tahoma Souls Alive, die er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Carrie Martin gegründet hat, stellte er im Juni das erste, gleichnamig betitelte Album vor... und es konnte überzeugten, sogar granatenmäßig!

Überaus freundlich und zuvorkommend, ganz wie es Billys allseits bekannte Art ist, ließ er sich von uns sofort zu einem Interview per Mail überreden. Was er da andeutet, ist der Hammer! Aber lest selbst...

Alle Fotos authorisiert von Billy Moss.

Interview vom 04.09.2014


Steve Braun
RockTimes: Hi, Billy! Vielen Dank, dass Du Dir für uns Zeit nimmst. Das Debütalbum von Tahoma Souls Alive kam ja bereits im Juni heraus. Bist Du zufrieden mit den Aufnahmen und wie ist das Album in der Öffentlichkeit aufgenommen worden?
Billy: Mein Dank geht an Dich! Wie bei allen neuen Bands und ihrem ersten Album, benötigt das am Anfang eine gewisse Zeit. Aber "Tahoma Souls Alive" ist schon 'Album der Woche' im deutschen
Radio Home of Rock und sie spielen uns wie die Hölle. Mit den Aufnahmen bin ich sehr zufrieden, mit den spielerischen Leistungen wie dem Songwriting. Ich bin wirklich sehr zufrieden!
RockTimes: Tahoma ist ja der 'alte' Name Deiner Heimatstadt, Tacoma. Ist das eine Bezeichnung aus der Sprache der Ureinwohner?
Billy: Tahoma ist der indianische Name für den Mount Rainier. Meine Großmutter - Olita Delaney, ihr Mädchenname war Edsall - ist im Indianerreservat der Lummi aufgewachsen. Ich vermisse sie sehr...
RockTimes: Was verbindet Dich mit Deinen Wurzeln, der indianischen Tradition und Kultur?
Billy: Nur die spirituelle Verbindung, das ist die größte Nähe, die ich zu einer Religion haben kann.
RockTimes: Was wollt ihr mit dem Bandnamen, Tahoma Souls Alive, ausdrücken?
Billy: 'Tahoma' bezieht sich auf den Berg und die Menschen, die in diesem Bereich leben - 'Souls Alive' auf die Tatsache, dass wir dankbar für das Leben und die Dinge, die wir tun dürfen, sind. Glücklich und gesund zu sein...
RockTimes: Du kennst mein Review zu dem Album natürlich noch nicht - ich möchte Dich aber mit einer Kernaussage bereits vorab konfrontieren: »Man kann in ihrer Musik die Schönheit der Berge ebenso erkennen wie die Weite des Meeres.« Kannst Du meine Assoziationen nachvollziehen?
Billy: Ja, das kann ich sehr wohl. Wir leben hier im wunderschönen Staat Washington, haben viele Berge und das Meer. Wir erfreuen uns täglich an dieser Schönheit - sie ist ein Teil unseres Lebens geworden; sie ist, was wir sind. Ich drücke dies in einer Zeile von "The Clove" so aus: »Glaciers melt into the streams, thru river valley's to the sea.« So läuft das hier, wo ich lebe...
RockTimes: Bedeutet das, Wasser ist 'Dein' Element?
Billy: Ich bin Sternzeichen Wassermann - völlig klar, dass da Wasser mein Element sein muss...
RockTimes: Du hast im Vorgespräch deutlich betont, dass Ihr keinen reinen Southern Rock machen würdet. Aber diese 'Handschrift' kannst Du beim Songwriting und vor allem Deinem Gitarrenspiel nicht verleugnen, oder?
Billy: Ich kann und will nicht verleugnen, dass mein Spiel 'southern' klingt. Was die Songs angeht, so war das nicht beabsichtigt. Ich sah Tahoma Souls Alive von Anfang an als ein 'sauberes Stück Leinwand', um mit dieser besonderen Band zu neuen Wegen der Musik aufzubrechen, im Spielen wie im Songschreiben. Danach zu 'graben' ist alles, was zählt. Ich denke, die Handschrift meines Gitarrenspiels hat eine Menge mit 'southern' zu tun, weil es genau das ist, was mich als Gitarristen ausmacht.
Tahoma Souls Alive RockTimes: Warum die Absicht zur Abkehr vom bisherigen Weg, dem Southern Rock? Liegt es daran, dass Du Dich musikalisch weiterentwickelt hast? Oder haben Deine Bandkollegen andere Präferenzen?
Billy: Das ist eine gute Frage. Ich hatte nicht die Absicht, dem Southern Rock den Rücken zuzukehren. Ich bin bis auf die Knochen ein Southernrocker! Mit Tahoma Souls Alive habe ich die Chance, mich als Songschreiber und Gitarrist zu verbreitern. So ähnlich wie Warren Haynes von Gov't Mule. Mule ist auch keine Southern Rock-Band. Es ist sehr erfrischend, für den Gitarristen in mir ebenso wie für den Komponisten - und eine Menge Spaß! Auch dadurch, dass Carrie als Sängerin wie Songschreiber dabei ist - brauchen wir uns keine Sorgen um die 'Linien' an den Kreuzungen zu machen. Das gibt mir so viele Freiheiten, um mich auszudrücken... Ich habe - ehrlich gesagt - noch keine Ahnung, wie unsere langjährigen Freunde die neue Musik aufnehmen werden, aber bisher scheint es sich gut anzulassen. Es war absolut nicht meine Absicht, dem Southern Rock den Rücken zuzukehren. Ich hab bspw. gerade einen Track für die neue CD der Moss Brothers eingespielt, die bald herauskommen wird, und auch sonst Pläne zu einem Southern Rock-Projekt, an einem bestimmten Zeitpunkt in näherer Zukunft. Im Augenblick werde ich mich aber weiterhin auf Tahoma Souls Alive konzentrieren, ungeachtet dessen, was ich sonst musikalisch tun werde. Ich liebe die Musik dieser Band und natürlich die Leute.
RockTimes: Die meisten Songs hast Du ja gemeinsam mit Deiner Lebensgefährtin geschrieben. Wie geht Ihr dabei vor? Du die Musik - sie die Texte?
Billy: Ich schreibe auch Texte, genau wie Carrie Martin eine großartige Komponistin ist. Ich habe jede Menge Respekt vor ihren Fähigkeiten. Wir schreiben seit 35 Jahren gemeinsam Songs und die Magie ist immer noch unverändert. Wenn wir zusammen schreiben, ist das eine ganz große emotionale Sache. In dieser Musik stecken viele Botschaften und wir glauben, dass sie von Herzen kommen.
RockTimes: Gibt es einen Song, der Dir ganz eng am Herzen liegt, der Dir ganz viel bedeutet?
Billy: Für mich persönlich ist es "I Believe In Angels". Ich schrieb diesen Song in einem Traum. Als ich erwachte, bat ich Carrie um Papier und Bleistift, schrieb den Text, griff zur Gitarre und schrieb die Akkordfolge nieder. Das war an unserem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest nach Jahren, Weihnachten 2012. Natürlich beschrieb ich 'meinen' Engel, Carrie Martin. Ich glaube, der Song ist wunderschön - ich liebe ihn! Zuerst wollte ich ihn singen, aber Carrie ließ sich das nicht nehmen. Das ist auch völlig in Ordnung so, ihre Gesangsleistung ist perfekt. Carrie und ich haben eine erstaunliche Beziehung, die nur schwer zu beschreiben ist: Vertrauen und Respekt. Die Musik ist natürlich ein Teil davon...
RockTimes: Im Vorgespräch sagte ich ja schon, dass ich Deine Art, Gitarre zu spielen, blind unter Tausenden anderer Gitarristen heraushören könne - die Solos, die Melodieführungen, die Double Leads. "Dark Side Of The City" hätte doch auch ein Rebel Storm-Song sein können, oder täusche ich mich da?
Billy: Ich schätze mal, "Dark Side Of The City" könnte tatsächlich ein Rebel Storm-Song sein. Unser Gitarrist, Adam Reid, war ein großer Fan von uns und ist wohl von mir beeinflusst worden. Von ihm ist das Haupt-Gitarrenriff - ich schrieb den Song drum herum. Das Gleiche hat er bei meinen Riffs getan. Adam und ich hängen viel in unserer Freizeit gemeinsam herum, spielen viel zusammen. Für mich klang es eher wie eine Melodie von den Stones, deshalb nahm ich die Bluesharp und das Blech dazu, und in diese Richtung hat es sich auch weiterentwickelt. Manchmal ist das, als wenn Du einen Drachen am Schwanz festhalten willst und Du dann mitgeschleift wirst.
Tahoma Souls Alive RockTimes: Bei den Aufnahmen zählten ja nur Carrie, Adam und Du zum festen Line-up. Alle Drum-Parts spielte Matt Fasekas ein, Gary Montgomery und Matt Muasau hatten sich die Bass-Parts aufgeteilt? Habt Ihr mittlerweile einen festen Bassisten und Drummer?
Billy: Es war nicht einfach, ein Bassisten zu finden, der zu uns passt. Unser Freund Mark Glabe, von der Band Taist Of Iron, hat eine Zeitlang sehr gut ausgeholfen. Jetzt ist Ray Sullivan zur Band gestoßen. Wir verstehen uns sehr gut, er ist ein guter Musiker. Was Matt Fasekas angeht, er war lange Zeit unser fester Drummer. Nach den Aufnahmen zum Album hat er uns aus persönlichen Gründen verlassen müssen. Nach der Veröffentlichung waren wir in der Lage, ihn zurückzubekommen. Matt ist ehemaliges Tourmitglied von Paul Revere & The Raiders und den Righteous Brothers, ein 'real deal' und großartiger Schlagzeuger. Wir lieben und genießen die große Freundschaft mit ihm. Er soll unbedingt ein Teil dieser Band sein!
RockTimes: Lee Gregory macht einen verdammt guten Job an den Keyboards. Wäre es eine Option, zumindestens live einen Organisten ins Line-up zu holen?
Billy: Nun, ich hätte die Keyboards lieber nur bei den Studioaufnahmen (außer, Lee wäre ein festes Bandmitglied), denn wir haben live einen ziemlich aggressiven Sound. Ich mag Lee Gregory wirklich, er ist ein erstaunlicher Musiker und wir baten ihn, der Band beizutreten. Ich glaube aber, dass er sich in der Rolle als Sessionmusiker wohler fühlt. Gerade spielte Lee für die neue CD der Moss Brothers Band einige Sessions. Ich denke zudem, dass Studioaufnahmen und Live-Musik zwei völlig verschiedene Dinge sind. Vor allem wollen wir live unsere Energie auf einem hohen Level halten. Lee Gregory wird allerdings auf zukünftigen Aufnahmen von Tahoma Souls Alive mit Sicherheit wieder zu hören sein.
RockTimes: Du bist bekanntlich ein exzellenter Sänger, Billy. Warum beschränkt Du Dich diesmal nur auf die zweite Stimme? Wäre es denkbar, dass Du zukünftig gelegentlich einmal als Leadsänger in Erscheinung trittst?
Billy: Danke, Steve! Was Tahoma Souls Alive betrifft, ist alles möglich. Ich genieße die Freiheit, nicht ans Mikro gebunden zu sein, und mich auf die Gitarre konzentrieren zu können. Ist mal eine schöne Abwechslung für mich. Zudem ist Carrie Martin eine Weltklassesängerin, sodass ich diese Möglichkeit für mich nie in Betracht gezogen hatte. Carries Gesang bringt die Qualität unserer Band auf eine höhere Ebene. Ich habe mich nie als Leadsänger von Tahoma Souls Alive begriffen. Wenn einer von uns statt Carrie singen würde, wäre es wahrscheinlich eher Adam Reid, der ein phantastischer Sänger ist. Er ist derjenige, der alle hohen Harmonien singt, bis auf "Momma", bei dem Carrie alle Gesangsparts übernommen hat.
RockTimes: Als meine persönlichen Lieblingssongs haben sich "Dark Side Of The City" und "He Knows" herausgeschält. Ahnst Du, warum?
Billy: Ich habe über die Jahre herausgefunden, dass die Hörer in dieser Woche zwei Favoriten auserkoren haben und in der nächsten zwei andere - das wechselt. Auch höre ich immer wieder, dass sie Musik umso mehr lieben, je öfter sie diese hören. "Dark Side Of The City" war eine große Produktion mit Bläsern und Bluesharp, das war Jimmy King, und Keyboards. Das wäre sicherlich eine großartige Single! "He Knows" haben wir mit Joe Riggio aufgenommen, der die Rebel Storm-Platten produziert hatte. [Anmerk.: genau das hört man!!] Er spielt hier die Parts auf der elektrischen Zwölfsaitigen. Wir haben den Song in seinem House Of Sound-Studio aufgenommen. Insgesamt waren wir für "Tahoma Souls Alive" in drei verschiedenen Studios.
Tahoma Souls Alive RockTimes: Hast Du mit Deinen ehemaligen Kollegen von Rebel Storm noch Kontakt oder ist die Band endgültig Geschichte? Was waren für Dich die schönsten Momente mit Rebel Storm?
Billy: Ich stehe mit Bobby Nesbitt in Kontakt, der seit den High School-Zeiten ein Freund von mir ist. Mit Joe Turnball kommuniziere ich via Facebook. Don Swensen traf ich kürzlich, als ein gemeinsamer Freund aus Deutschland zu Besuch war. Zuvor hatten wir viele Jahre nicht mehr miteinander gesprochen. Ich hatte Rebel Storm gegründet und die meisten Songs geschrieben - ich bin wirklich sehr stolz auf unser musikalisches Erbe. Es wird weitergehen und Du wirst es in Kürze erfahren... mehr will ich dazu aber nicht verraten. Für die schönsten Momente mit Rebel Storm sorgte das Album "The Hard Way", weil mein Bruder Troy zur Band gestoßen war und mit Bobby Nesbitt zu spielen, ist stets ein Genuß. Die Touren durch Deutschland waren das Beste. Ich kam dann immer etwas kleinlaut zurück, fühlte mich unglaublich beschenkt, war der glücklichste Mensch auf Erden - ich wusste immer: das war etwas ganz besonderes. Ich traf eine Menge großartiger Menschen in Deutschland und einige davon sind noch immer in meinem Leben. Ich bin sicher, die deutschen Fans sind unsere größten überhaupt. Mit vielen stehe ich via Facebook in Kontakt, andere vermisse ich sehr. Ich mag Europa und alle Länder, in denen wir waren, aber Deutschland war die beste Sache, die mir je passiert ist.
RockTimes: Wie sieht es mit der Moss Brothers Band aus?
Billy: Meine Brüder sind der Wahnsinn! Ich sah sie gerade erst. Sie sind meine Familie. Alle anderen Typen in der Moss Brothers Band sind uralte Freunde von mir, mit vielen von ihnen habe ich schon in verschiedenen Bands gespielt. Ihr neues Album "Monarch Jubilee" ist zwar noch nicht veröffentlicht, aber ich konnte es bereits hören - und es ist phantastisch! Ich spiele gelegentlich ein bisschen mit ihnen. Jeff Moss war im vergangenen Jahr für einen Monat bei Tahoma Souls Alive und wir spielten ein Konzert als Drei-Gitarren-Band, was wirklich Spaß gemacht hat. Unsere Bands sind oft zusammen aufgetreten und es war immer ein Knaller. Die Moss Brothers Band ist meine Lieblingsband - sie sind 'killer guitar pickers'!
RockTimes: Man kann den Eindruck gewinnen, dass in der gegenwärtigen Musikszene vieles gleichförmig, ja sogar langweilig geworden ist. Wie nimmst Du die Szene zur Zeit wahr?
Billy: In Tahoma, wo ich lebe, ist die Musikszene ziemlich übersättigt. Ich will da einfach nicht mithalten. Ich glaube, dass das Internet vielen Musikern die Möglichkeit geraubt hat, mit ihren Aufnahmen Geld zu verdienen. Jetzt bekommt jeder alles kostenlos. Fangen wir erst gar nicht davon an, wie oft schon von meiner Musik Raubkopien gemacht und kostenlose Downloads weitergegeben wurden...
RockTimes: Wie sehen die näheren Zukunftspläne für Tahoma Souls Alive aus?
Billy: Wir haben schon Songs geschrieben und planen bereits einen Nachfolger. Im späten Herbst oder frühen Winter werden wir mit den Aufnahmen beginnen - vielleicht sind wir schon im kommenden Frühjahr fertig. Im Oktober werden wir ein gemeinsames Konzert mit der mächtigen Metalband Taist Of Iron spielen, seit vielen Jahren Freunde von uns. Ansonsten wollen wir einfach live spielen, Songs aufnehmen und das Leben genießen!
RockTimes: Ist es auch geplant, mal wieder über den großen Teich, speziell nach Deutschland zu kommen? Du hast hier schließlich immer noch viele Freunde und eine große Anhängerschaft...
Billy: Wir haben bereits darüber gesprochen, aber ich persönlich glaube, dass die Zeit jetzt noch nicht reif dafür ist. Erst sollten wir schauen, wie das neue Album ankommt und ob sich eine Fan-Base entwickelt. Ich würde mich natürlich freuen - ich war seit 2007 nicht mehr in Deutschland.
RockTimes: Wir danken Dir für dieses Gespräch, Billy und wünschen Euch alles Gute für die anstehenden Aufnahmen und natürlich die gesamte Zukunft!
Billy: Danke für Dein Interesse an Tahoma Souls Alive, Steve. Ich weiß, dass Du bei einigen Rebel Storm-Konzerten warst und es wäre großartig, Dich eines Tages wiederzusehen.
Externe Links: