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Talking Heads / Chronology
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Gerade letztens, beim And I'll Scratch Yours-Review begegnete mir David Byrne nach gefühlten Ewigkeiten mal wieder. Mit seinen Talking Heads und vor allem deren "Psycho Killer" gehörte er zum Stammrepertoire des Lieblings-DJs meines ziemlich trüben Lieblingsladens, damals, Ende der Achtziger.
Deutlich früher ist die vorliegende "Chronology" angesiedelt, die ersten Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1975 und enden (zwangsläufig) 1983, dem Jahr der letzten Tour, bevor die Heads nur noch Studioalben produzierten. Lediglich der letzte Track von 2002, als sich die Truppe zur Aufnahme in die Rock'n'Roll Hall Of Fame zusammenfand, fällt aus dem Raster.
Den Kern der Gruppe bildeten Frontmann David Byrne, Bassistin Tina Weymouth und Drummer Chris Frantz. In dieser Besetzung sind sie auch auf den ersten Tracks aus dem The Kitchen in Soho und dem CBGB zu sehen. Sie wirken sehr introvertiert, fast abwesend, dabei waren sie wahrscheinlich vor allem hochkonzentriert, weil die Monitorboxen nicht funktionierten und sie sich deshalb selbst nicht hören konnten. Das und noch viel mehr interessante Hintergrundinfos, Erklärungen und Gedanken findet sich in den Untertiteln. Ich weiß selbst nicht, welches Teufelchen (oder doch ein Engelchen?) mich geritten hat, die einzuschalten; macht ja normalerweise bei Musikvideos nicht unbedingt Sinn, lohnt sich hier aber unbedingt. Ganz genauso wie das enthaltene Bonusmaterial.
Stilistisch schrammeln sie hier noch in der Garage rum, ganz in der Nähe der Ramones und der gutenFrau Smith. Aus dem CBGB stammt die noch sehr reduzierte und fast ein bisschen flach wirkende "Psycho Killer"-Version von 1975.
Beim TV-Auftritt in BBC Television's Old Grey Whistle Test von 1978 ist dann schon Jerry Harrison als Bereicherung an den Tasten an Bord. Von Track zu Track und Jahr zu Jahr entwickeln die Heads ihren Stil weiter, auch durch Anregungen von außen. Brian Eno animiert sie dazu, ihre Instrumente auch mal zu tauschen, bei "Thank You For Sending Me An Angel" spielt beispielsweise Tina ihre Basslinien auf dem Keyboard.
Sie spielen auf Open Airs, wie dem Sproul Plaza in Berkeley (Kalifornien), in amerikanischen TV-Shows wie Bandstand, wo Jerry Opfer eines gewerkschaftlich organisierten Technikers wird, der ihm das Kabel zur Monitorbox ausstöpselt. 1980 wird die Band größer, als sie versuchen, mehrspurig aufgenommene Titel durch den Einsatz entsprechend vieler Musiker auf die Bühne zu bringen. Percussion hält Einzug, der Sound wird 'funky and groovy'. So beispielsweise im Capitol Theatre in Passaic (New Jersey) und bei Rockpop in Concert in Dortmund, gemeinsam mit Roxy Music, Dire Straits und Mike Oldfield. Durch die Vergrößerung der Band erhält David Byrne mehr Freiraum und entwickelt den für ihn typischen Tanzstil. Auch Tinas Schwangerschaften halten die Band nicht auf – auf dem US Festival im kalifornischen San Bernadino (mitinitiiert von Apple-Mitbegründer Steve Wozniak) hält sie ihren Bass einfach ein wenig seitlich, um ihrem Babybauch Platz zu geben.
Sogar auf das Montreux Jazz-Festival schaffen sie es 1982, die "Cities"-Version, die sie dort zum Besten geben, klingt fast ein wenig nach Bowie. Als letzter Track aus den regulären Bandzeiten brennen sie David Letterman mit "Burning Down The House" die Hütte ab (natürlich nur im übertragenen Sinn). Der Rest ist Geschichte... auf dem Höhepunkt ihres kommerziellen Erfolgs zeichneten sie 1983 drei Konzerte auf, aus denen der Konzertfilm "Stop Making Sense" entstand. Danach stellten sie die Liveauftritte ein und produzierten noch ein paar Studio- und Best Of-Alben, bevor das Ende des Jahres 1991 das Ende der Talking Heads mit sich brachte. David Byrne und Jerry Harrison widmeten sich Soloprojekten, Chris und Tina gründeten den Tom Tom Club.
Die "Chronology" behandelt die 'Vorgeschichte', vor dem großen (wavigen) Durchbruch und macht richtig Lust, sich näher mit dieser zu befassen. Na, wie sieht's aus, liebe Backkatalogrecycler? Ne kleine Box? Die ersten fünf Alben?? Ich wär dabei!
Line-up:
David Byrne (vocals, guitar) Tina Weymouth (bass, vocals) Chris Frantz (drums, vocals) Jerry Harrison (keyboards)
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