Spielzeit: 53:19 (CD 1), 44:42 (CD 2), 132:00 (DVD) Medium: Do-CD, DVD Format: PAL Region: Alle Regionen FSK: Freigegeben ohne Altersbeschränkung Label: earMusic/Edel, 2014 Stil: Synphonic Metal Review vom 07.06.2014 Jürgen B. Volkmar

Ex-Nightwish-Nachtigall Tarja Turunen hat sich dazu entschlossen, mit Drummer Mike Terrana und einem 50-köpfigen Orchester, ein Klassik/Rock/Pop-Projekt zu performen, das von Mozart, Bach, Strauss, Rossini usw. überQueen, Led Zeppelin hin zu Sinatra sowie eigenen Werken reicht. Und wie es meistens so kommen muss, da dieses Projekt zwar nicht zur Wiederholung bestimmt war, sondern doch wohl mehr als Experiment, kam dies bei Fans und Kritikern derart gut an, dass man sich dazu entschloss, 2013 damit auf Welttour zu gehen.

Mit breit aufspielendem Orchester und bombastischen Schlagzeugwänden, sowie der natürlich in den höchsten Tonlagen agierenden und sich sichtbar wohlfühlenden Tarja, entstand daraus die Doppel-CD und DVD "Beauty & The Beat" die eigentlich eine Hybrid-Konstruktion aus Rock und Klassik darstellt.

Tarja besitzt wohl den unbestreitbaren Vorteil, dass sie wie keine andere weibliche Protagonistin das Genre des Symphonic Metal weiterentwickelte. Als Mitglied von Nightwish wurde sie im Bereich Gothic- und Symphonic Metal international bekannt und begann nach ihrem nicht ganz unspektakulären Ausstieg eine höchst erfolgreiche Solokarriere mit bisher drei Studioalben, die in einigen Ländern mit Gold oder Platin veredelt wurden.

"Beauty & The Beat" ist daher auch keine der hinlänglich bekannten Rockshows und schon gar keines der fast schon nicht mehr zählbaren auf Pop getrimmten Klassikkonzerte, sondern mehr ein Auszug aus Musikstücken des Klassikbereichs und bekannten Rockklassikern.

Die DVD/CD ist für diejenigen, für die reine klassische Musik und Operngesang nicht unbedingt angesagt ist, mehr als schwer verdaulich. Tarja schmettert eine Arie nach der anderen und Mike Terrana gibt den reinen Fellbearbeiter. Bei Tarjas eigenen Stücken sind im Gesang keine Unterschiede feststellbar und bei den klassischen Einlagen ist die hierfür ausgebildete Stimme, unüberhörbar in ihrem ureigenen Metier mit Spaß dabei. Manchmal wirkt das Teamwork von Orchester und Drums zwar etwas unsynchronisiert, aber andererseits klappt das Zusammenspiel ausgezeichnet. Ein kleiner Sangesgag folgt bei "Fly Me To The Moon" von Frank Sinatra, denn dort übergibt Tarja das Mikro an Terrana und nimmt dann hinter dem Schlagzeug Platz. Ein weiterer guter Gag auch, Terrana als verkleideten Mozart auf der Bühne zu sehen oder versteckt im Chor. Tarja und Mike erweisen sich als musikalisch kongeniale Ergänzung. Mike Terrana bearbeitet schon fast durchgeknallt sein Drumkit und Tarja kann mit ihrer sopranistischen Ausbildung und einer beeindruckenden optischen Präsenz überzeugen. Was für die DVD stimmt, ist natürlich auch für die CD gültig. Somit ist die visuelle Darstellung mehr für diejenigen, die auch etwas im Klassikbereich zuhause sind und sich diesen gerne auch einmal in neuem Gewand zuführen wollen. Mit der zusätzlichen Fotogalerie bleiben auch in dieser Hinsicht keine Wünsche offen.

Bei den CDs hat man zwar nicht die Möglichkeit, Finnen-Lerche Tarja Turunen und Drum-Exzentriker Mike Terrana zu sehen, aber der musikalische Eindruck bleibt identisch, bis auf den Vorteil, dass hier der reine musikalische Genuss durch keine sichtbaren Darstellungen unterbrochen oder verfälscht wird.

Hier werden einige hundert Jahre Musikgeschichte im Schnelldurchlauf abgespult. Ob das eine gute Idee ist, mag dem Hörer selbst überlassen sein. Hier werden Klassiker, von Terranas Drumming abgesehen, weitgehend in der ursprünglichen Version präsentiert. Metaller werden daher enttäuscht sein, da die fetten Gitarrenwände, wie auch andere elektrische Instrumentierungen, komplett außen vor sind.

Ob dieses Experiment als gelungen bezeichnet werden kann, ist davon abhängig, mit welcher Messlatte die Bewertung durchgeführt werden soll. Sehen wir es einmal aus der Welt der Klassikunbedarften, so ist diese Darstellung für diese Zielgruppe wohl am besten geeignet und dürfte auch voll ihren Zweck erfüllen. Gelungen sind auf jeden Fall die Songs aus Tarjas Repertoire, die ihre Wirkung mit Orchester genauso gut entfalten können, wie in den bekannten Metal-Kompositionen.

"Beauty & The Beat" ist jedenfalls für die Zielgruppe interessant, die bisher mit Klassik wenig am Hut hatte und somit die Gelegenheit bekommt, mit dieser Auswahl auch einmal die Alternative zur U-Musik zu hören.

Line-up:
Tarja Turunen (vocals)
Mike Terrana (drums)