TBC / The Rise
The Rise Spielzeit: 46:16
Medium: CD
Label: STF Records, 2011
Stil: Gothic Metal

Review vom 11.09.2012


Boris Theobald
Oh weh. TBC, die österreichischen Symphonic-Gotiker, legen ihr zweites Album "The Rise" vor. Und gleich der Opener und Titelsong liefert mir beinahe in jedem Takt neue Gründe zum Abschalten. Ideenarme 08/15-Riffs rumpeln in einem lieblosen Sound vor sich hin. Eine Keyboard-Hook fällt mit einem nölend-nervenden Sound über den Hörer her. Es erklingt eine Männerstimme, der kaum ein Gesangslehrer ein Empfehlungsschreiben für die weiterführende Gesangsschule ausschreiben würde. Der Akzent stört außerdem. Dann kommt die opernhafte Frauenstimme, die völlig überkandidelt, unkontrolliert und ohne jedes Feingefühl ihre Kraft verschleudert; das ist schwer zu ertragen. Gegen Ende kommen sich beide Stimmen schräg in die Quere, statt ein harmonisches Miteinander zu erzeugen.
Wie geht es weiter? "Your Way" ist erträglicher - da langweilig. Anders kann ich es kaum nennen. Die gefälligen Gesangs-Kaskaden sind alte Schule, 'Proto-Nightwish'. Ein erster Entwurf, aus dem ein guter Song werden könnte. Aber es fehlen Seele und Überraschungen. "Gnade" ist der erste Song in deutscher Sprache. Nach einem verheißungsvollen Einstieg mit Fantasy-Synthie-Sounds und zurückgeschraubter, getragener Dynamik mit viel Schwerkraft folgt Stefan Wöhrers gestochen scharf akzentuierter Gesang - das klingt doch schon etwas besser. Aber dann kommt wieder Natascha Glatt hinzu. Bei Song Nummer zwei ging das eben - aber hier packt sie wieder die volle Ladung aus und legt noch eine Schippe drauf, bis die Gläser zerspringen. Es tut leider ein bisschen weh ...
"Crystal Bride" braucht nicht so lange, um den Hörer zu verschrecken. Gleich zu Beginn klingt das Keyboard wie Uralt-Möchtegern-Streicher von Billig-Tasteninstrumenten für den Hausgebrauch aus den 80ern. "Save Me" ist dann wieder so eine Nummer, die vielversprechend beginnt, mit einem längeren Intro mit Natascha Glatts wortlosem Gesang - dieses Mal wesentlich überlegter, gefühlvoller. Und diese Mal ist es Kollege Wöhrer, der wie ein Vokal-Rowdy dazwischen prescht und fast klingt wie Chris Boltendahl von Grave Digger, nur wesentlich unmusikalischer und natürlich ohne den nötigen Kult-Effekt. Und wie fast immer packt Drummer Robert Grögler am Ende plötzlich und völlig unmotiviert den Double Bass aus, um auf Teufel komm raus in Finalstimmung zu kommen. Völlig overplayed!
"Lost" lässt in mir dank des düster-geheimnisvollen Clean-Gitarren-Einstiegs wieder die Hoffnung auf einen guten Song keimen. Bald wird böse gerifft (hier sind die von der Band selbst genannten Metallica-Referenzen) und durchaus ordentlich gesungen. Leider will der Song dann aber viel zu viel. Lieb und böse, schnell und langsam, shouten und singen, episch und lyrisch ... alles wild zusammengemixt; es wächst mir als Hörer plötzlich ganz schnell über den Kopf. Das klingt wie Schneewittchen in Mordor. Much too much! "My Sweet Hell" startet wieder sehr hörbar - und hält sein Versprechen! Untermalt von einem Hauch von Orgel pendelt der Song zwischen sehr ruhigen, aber latent spannenden Parts und Power-Passagen, die plötzlich Fahrt aufnehmen. Der männliche Gesang ist ausdruckstark; der Song schließt nach beachtlichem Spannungsverlauf mit einem starken Solo-Duell von Gitarre und Keyboard. Geht doch!
Überraschenderweise fällt auch "Rush Of Antilogy" gar nicht mehr so weit ab - ein ordentliches 'zweigeteiltes' Stück, das hart und heavy mit männlichem Gesang startet und episch und symphonisch mit weiblichem endet. Der Schlusstrack "Phönix" ist der zweite in deutscher Sprache. Und bei den über weite Strecken gemeinsam agierenden Stimmen irritiert erneut der weibliche Part im lauten, grellen Sirenenmodus. Nix für ungut - aber selbst nach reiflichem Probehören wirken TBC für meine Ohren reichlich unausgereift. Genau andersrum sieht es laut eigener Website die Band. Man habe dieses Mal sogar Muttersprachler über die englischsprachigen Texte lesen lassen ... warum muss das erwähnt werden; ist das nicht selbstverständlich? TBC - to be continued ... aber so bitte nicht, sonst wird das nix.
Line-up:
Natascha Glatt (vocals)
Robert Grögler (drums)
Rudolf Haderer (guitars)
Herbert Kalser (bass)
Stefan Wöhrer (vocals, keyboards)

TBChoir:
Tamara Löwenstern
Sarah Maria Moser
Christian Philipp
Elisabeth Ritzer
Christina Vlasek
Tracklist
01:The Rise (3:56)
02:Your Way (4:52)
03:Gnade (4:16)
04:Crystal Bride (3:38)
05:Save Me (3:22)
06:Lost (5:05)
07:My Sweet Hell (5:35)
08:Lake Of Sorrow II (6:07)
09:Rush Of Antilogy (4:37)
10:Phönix [Extended Bonus Track] (4:45)
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