Tervingi / Gotensaga
Gotensaga Spielzeit: 40:14
Medium: CD
Label: TWS/ Source Of Deluge, 2013
Stil: Pagan Metal

Review vom 13.04.2013


Andrea Groh
'Tervingi' ist die Bezeichnung für einen Stamm der Westgoten aus der Spätantike und bedeutet 'Waldleute'. Die Band Tervingi wurde 2011 von Ex-Lyfthrasyr-Gitarrist Johann Frey gegründet und das Debüt "Gotensaga" ist (wen wundert's) ein Konzeptalbum über den genannten Stamm.
Schön, wieder was zum Weiterbilden. Klasse, wenn Bands ihren Fans historische Gegebenheiten nahe bringen, hier geht es also um die Völkerwanderung der Goten.
Dazu gibt es sogar ein 32-seitiges Story-Book und Metall-Box in der Luxusausgabe, preisgünstiger ist die normale CD mit 8-seitigem Booklet. Mehr Details kann ich hierzu nicht schreiben, da ich nur eine schlichte Promo vorliegen habe.
Also kommen wir zum Eigentlichen, der Musik. "Aufbruch zur großen Wanderung" ist ein recht dramatisch gestaltetes Intro, das die Erwartungen hochschraubt. Dann wendet sich Tervingisprecher Johann Frey in "Der Goten Eid" an die Goten und fordert sie mit flottem Metal auf, ihm die Treue zu schwören, ihm zu folgen und mit ihm zu kämpfen.
Inhaltlich nichts Neues (außer dem Adressatenkreis…), Ähnliches gibt es häufig im Heavy Metal, Power oder auch Pagan Metal - wobei die Wahl der deutschen Sprache die Gefahr birgt, dass es platter wirkt als in Englisch… was gleiche Aussagen sonst natürlich auch sind, fällt halt nur weniger auf.
"Die Seherin" überzeugt mit Wechselgesang von Johann und Gastsängerin Ada Flechtner. Okay, diese männlich/weiblich-Kombination ist zwar nichts Neues mehr, aber gefällt mir, gerade wenn sie singt, recht gut.
Hm, bei "Töchter schnellen Wassers" passiert es dann: Manches wirkt unfreiwillig etwas komisch. Ich denke dabei unwillkürlich an volkstümliche Musik und Heimatfilme. Daneben gibt es jedoch auch gute Momente, ich bin hin- und hergerissen, was ich davon halten soll. Mit "Der Hörner Ruf" wird es wieder kriegerischer und flotter. Das seltsame Gefühl bleibt.
Ähnlich geht es mir auch weiterhin. Daher spare ich mir, nun noch weitere Songs aufzuzählen. Es gibt immer wieder gute oder interessante Momente, doch dann wird es irgendwie zu pathetisch. Was viel an dem Gesang von Gitarrist Johann Frey liegt.
Ich mag gut gemachten Pagan Metal, auch mal Mittelalterrock oder Vergleichbares. Historische Konzepte finde ich klasse. Gegen deutsche Texte habe ich grundsätzlich nichts, und gerade wenn sie Literatur oder Geschichte aufgreifen, können sie interessant sein.
Gotensaga BoxMusikalisch spielen Tervingi Heavy Metal, kombiniert mit etwas Death Metal, Folk und symphonisch-bombastischen Elementen. Ex-Belphegor-Drummer Tomasz 'Nefastus' Janiszewski kann durchaus etwas. Man bemüht sich um Originalität, Heldenmetal meets Heimatromantik wie es hier geboten wird, ist ja schon eigenwillig. Die Mühe mit dem inhaltlichen Konzept ist lobenswert (und die Gestaltung bestimmt optisch reizvoll).
Und doch… ist das Ergebnis zwiespältig. Ich glaube, "Gotensaga" kann sowohl Begeisterung als auch totale Ablehnung hervorrufen. Manche werden die CD mögen, andere werden sie hassen. Wer bisher Vorurteile gegen Heidenmetal hatte, wird sie hier bestätigt finden.
Interessierte sollten unbedingt vorher reinhören.
Line-up:
Johann Frey (lead, rhythm guitars & vocals)
Aria Keramati Noori (lead & rhythm guitars, speaking choirs on #2,8,10)
Todd Goldfinger (bass guitar)
Tomasz 'Nefastus' Janiszewski (drums)
Julian Pešek (keyboards)

Guests:
Ada Flechtner (female vocals and speech on #3, 4)
Francesca Dürr (female vocals on #4)
Simon Maria Hassemer, Malte Bartz, Johannes Wolff (speaking choirs on #2,8,10)
Tracklist
01:Aufbruch zur großen Wanderung
02:Der Goten Eid
03:Die Seherin
04:Töchter schnellen Wassers
05:Der Hörner Ruf
06:Reka
07:Der Abschied
08:Alewars Schmiede
09:Witirichs Recken
10:Stadt aus Asche
11:Epilog
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