Tesla / Simplicity
Simplicity Spielzeit: 60:30
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2014
Stil: Hard Rock

Review vom 28.07.2014


Steve Braun
Simplizität kann durchaus ein plausibler Gegenentwurf zu einer immer komplexer werdenden Welt sein: Die Reduktion auf das wirklich Wesentliche in Lebensweise, im zwischenmenschlichen Umgang und meinetwegen auch der Musik - Verzicht auf glitzernden Tand, auf hohle Worthülsen, egozentrierte Effekthascherei... und letztlich auch seelenloses Spielzeug. In etwa so war die persönliche Gemengelage, als sich Tesla für die Kompositionen zu "Simplicity" für zwei Wochen in die Einsamkeit der Wälder Virginias zurückzog. Und so war wohl auch die Intention, als man sich danach in Brian Wheats Studio im heimatlichen Sacramento 'einschloss' und völlig schnörkellos fünfzehn Songs aufnahm - jeden Tag einen, ohne jeden Firlefanz, auf relativ simplem technischen Level.
Und genau deshalb hört sich "Simplicity" wie ein Kontrastprogramm zu den Überproduktionen der letzten Jahrzehnte an: Konzentration auf das Entscheidende, den Song an sich! Die Idee zu dieser Art von Produktion kam übrigens während einer US-Tour vor einem Jahr. Warum nicht das im Studio versuchen, was man ansonsten auf die Bühne bringt?
All diesen Reduktionen hat Tesla - glaubt man dem, was zwischen den Zeilen der Liner Notes zu stehen scheint - eine Komplexität der Gemütslage gegenüber gestellt und genau das meint man auch zu hören. Nichts klingt gekünstelt, verschraubt oder gar überladen, stattdessen direkt, ehrlich, rau und unprätentiös - und aus diesem Grund wieder sehr viel näher an den Wurzeln der Band: dem Sleaze der achtziger Jahre.
Sechs lange Jahre hat die Band seit Forever More auf ihren neuesten Output warten lassen, aber das kennt man ja durchaus von den Jungs aus dem sonnigen Sacramento. Deshalb hat es Tesla in den 32 Jahren ihres Bestehens lediglich auf zehn Alben gebracht. Nach Adam Riese ist "Simplicity" nun das elfte Scheibchen - und ein gut gefülltes noch dazu. Die letztjährige Single, "Taste My Pain", sucht man allerdings vergebens. Hierfür sollte man sich die Japan-Edition besorgen, auf der dieser Song als Bonus enthalten ist.
Die Kompositionen können durchgängig als 'routiniert' bezeichnet werden. Der absolute Überhammer - einer, den man nicht mehr aus dem Ohr bekommt - ist vielleicht nicht dabei, dafür stimmt allerdings die Höhe des Qualitäts-Plateaus. Jeder Song erfüllt den Standard, den man von den Kaliforniern letztlich erwartet.
Die Erkennungszeichen Teslas bleiben dabei glasklar im Fokus: Frank Hannons und Dave Rudes fett bratende Gitarren - gerne auch mal in perlende Double Leads, wie in "Time Bomb", mündend - sowie Jeff Keiths eigenwillig knödelnde Stimme. Diese kann man zwar nicht gerade als 'schön' bezeichnen, dafür ist sie unglaublich charakteristisch - das unverwechselbare Markenzeichen der Band.
"Simplicity" hält wunderbar die Balance zwischen herrlich direkten Abrockern wie "MP3", "Flip Side" oder "Honestly" sowie packenden Balladen/Halbballaden wie "Other Than Me", "Burnout To Fade" und "'Til That Day". "Sympathy" spielt mit ganz unterschiedlichen Stimmungen und entwickelt sich erst langsam, dann aber groß... Für die ganz persönlichen Gänsehautmomente sorgen die beiden Southern Rock-inspirierten Nummern: das luftige "Rise And Fall" und das Crowes-a-like rumpelnde "Cross My Heart". Auch das hymnische "Life Is A River" gehört klar in diese Kategorie.
Dagegen fällt das mir etwas zu vorhersehbare "Break Of Dawn" etwas ab. Hier wurde vielleicht etwas zu tief in den Sleaze-Pott gelangt... Auch die Demo-Version von "Burnout To Fade" hebt sich nicht wesentlich von der endgültigen Variante ab. Über die US-Single, "Taste My Pain", als Bonus hätte sich der eine oder andere Fan sicherlich mehr gefreut. Aber völlig schnurz...
...denn das sechsjährige Warten hat sich durchaus gelohnt. Mit "Simplicity" liefert Tesla ein grundsolides Album ab, das zwar nichts umwerfend Neues bietet, aber dafür das Alte richtig gut interpretiert. Sollte wirklich jedem Hard Rock-Fan große Freude bereiten!!
Line-up:
Jeff Keith (lead vocals)
Frank Hannon (guitars, background vocals, piano)
Dave Rude (guitars, background vocals)
Brian Wheat (bass, background vocals, piano)
Troy Luccketta (drums, percussion)
Tracklist
01:MP3 (5:13)
02:Ricochet (3:47)
03:Rise And Fall (3:57)
04:So Divine... (4:53)
05:Cross My Heart (4:11)
06:Honestly (4:13)
07:Flip Side! (3:33)
08:Other Than Me (3:22)
09:Break Of Dawn (5:04)
10:Burnout To Fade (4:51)
11:Life Is A River (4:56)
12:Sympathy (4:04)
13:Time Bomb (4:10)
14:'Til That Day (4:16)
Bonustrack:
15:Burnout To Fade [Demo Version] (4:29)
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