Theo / The Game Of Ouroboros
The Game Of Ouroboros Spielzeit: 57:42
Medium: CD
Label: Generation Prog Records, 2015
Stil: Retro Prog, Jazz Pop

Review vom 20.03.2015


Ingolf Schmock
Es ist schon beachtenswert, welch Faszinosum jenes ursprünglich als Pfeifenorgeln-Ersatz erdachte Tasteninstrument nach wie vor auf alle musizierende Schichten sowie kirchengewölblichen Klängen nacheifernde Virtuosen auszuüben vermag. Kein Wunder, bescherten uns Jon Lords sowie Mark Steins haschgeschwängertes Hammond-Fauchen obendrein Bach-inspirierte Feuchttraum-Hymnen à la "A Whiter Shade Of Pale", unauslöschliche Gravuren im musikalischen Langzeitgedächtnis.
Natürlich griffen einst mehr visionäre Rockerneuerer - despektierlich Stilkrauter titulierte Goldfinger - in die sakral-tönenden Tastenreihen, rückten ihr Sekretärschrank-ähnliches Instrumenten-Möbel bestenfalls in den spielerisch prägenden Mittelpunkt.
Somit erklären sich nicht nur Jim Alfredsons erste Hammond B3-Erfahrungen väterlicherseits, sondern überdies auch die Einflüsse weiland Barocker-Kompositions-Paradigmen samt Flower Power-beflügelter Reinkarnationen großkopferter Tasten-Gurus, wie Keith Emerson oder
Rick Wakeman, als richtige Wegberater jener gelehrigen sowie Orgelklänge absorbierenden Musiker-Karriere.
Angesichts seiner, mittlerweile prämierten, Führungsrolle im Michiganer Jazztrio Organissimo ist wohl nicht von der Hand zu weisen, dass afroamerikanische Folklore, schwarzer Gospel und Blues der Fünfziger, ferner der alles überstrahlende Konsum einer Jimmy Smith-Platte, doch üppiger Alfredsons musikalisches Naturell ansprachen.
Umso verwunderlicher, dass der Hardcore Hammond-Liebhaber auf dem Erstlingswerk des Freizeit-Prog-Projektes Theo, seinem frequenzreichen Klang-Mädchen inklusive jazziger Sperenzchen nur begrenzten Spielraum genehmigte.
Glücklicherweise lassen sich die Protagonisten nicht gänzlich von der kaum einzudämmenden Benebelung Siebziger-angereicherter Prog-Narkotika verleiten, und kredenzen ein durchaus eigensinnig arrangiertes Yin und Yang an verschwurbeltem Retro-Wohlklang sowie feinjustierter Jazz Pop-Tüftelei.
Nichtsdestoweniger verfransen sich unsere handwerklichen Hochkaräter dennoch hier und da im Flickenteppich ihrer kompositorisch Note gebendenen Authentizitäten, verbeißen sich einige großspurig verramschte Bewunderungsmomente für progambitionierte Restposten, gemäß des Album-Mottos metaphorisierten Schlangenwesens, im eigenem Schwanzende.
Die nach eigenen Aussagen vom Quell britischer Prog-Mischpoke genährten Musikanten werfen allen soundgestaltenden Hirnschmalz in die Waagschale und setzen nebst allen solistischen Eifern auf hinlängst bekannte Longlife-Ingredienzien, wie breitwandformatige Tasten-Flächen und episch angelegte Melodiebögen, auf druckvoll hibbeligem Rückgrat.
Überhaupt verlustieren sich Alfredsons Mannen mit hipper Verspieltheit nur zu gern in den Lichtungen der vielschichtig wuchernden Melodic Prog-Gewüchse und unterbinden, dank kleinerer Gimmicks aus Soundmasters Trickkiste, lauschigem Nachtklub-Piano oder technoider Tribal-Rhythmik, die mitunter Genre-lauernde Langeweile.
Wenn der Maestro dann auch noch, mit beseelt aufgerauter Kehle über melancholiegewebte Instrumental-Flokatis, gegen persönlichkeitszernagenden Wohlstands-Siechtum und andere selbstverschlingenden Zivilisations-Auswüchse, polemisiert, überzeugt das vernehmlich artifizielle Streben nach größtmöglich musikalisch-konzeptioneller Gewichtung als Herzenssache.
Tatsächlich aber dürfte sich dieses, nach mehr als nur ein erneut schwarmfinanziertes und radiountaugliches Zwischenprodukt klingende Kleinod, beim Ranking ums künstlerisch unterbewertetste Progalbum des Jahres, vordere Positionen sichern.
Somit werden vermutlich die nahe an Alfredsons musiksozialisierten Wurzelwerk sowie trübseligen Scheiterhaufen unserer globalen Machtwelt grabenden Tondokumente im Ergebnis wohl zwangsläufig ihrer übersteigernden Anspruchshaltung zum Opfer fallen, schlimmstenfalls die Krypta schlummernder Progschätze bereichern.
Mittnichten eine hartherzige Kritik, sondern mit Blick auf eine, vom Wilsonschem Virus befallenen Genremarkt, vielmehr nüchterne Diagnose, welche die hochgeschätzten Produktionsqualitäten dieses kompositorisch Siebziger-Zeitgeist evozierenden Paradestückes völlig außer Frage stellt.
Mit "The Game Of Ouroboros" scheint der schicksalverwöhnte Tasten-Genius und seine feinmotorische Entourage die unzweifelhaft selbstverpflichtende Aufgabe, ein sowohl stilistisch entknotetes, als auch lyrisch tiefschneidendes Progrock-Zeugnis umzusetzen, zur vollsten Zufriedenheit gelöst zu haben.
Line-up:
Jim Alfredson (lead and backing vocals, keyboards)
Gary Davenport (bass, chapman stick, fretless bass)
Kevin DePree (drums, percussion, backing vocals)
Special Guests:
Zach Zunis (lead guitar - #1)
Greg Nagy (12string guitar - #1, chunky rhythm guitar& backing vocals - #6)
Tracklist
01:The Game Of Ouroboros
02:The Blood That Floats My Throne
03:Creatures Of Our Comfort
04:These Are The Simple Days
05:Idle Worship
06:Exile
Externe Links: