Three Eyes Left / La Danse Macabre
La Danse Macabre Spielzeit: 38:47
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2013
Stil: Stoner Rock, Stoner Sludge

Review vom 15.07.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Das "La Danse Macabre"-Coverbild von der italienischen Combo Three Eyes Left lässt in etwa an Mystik, Psychedelic, Übersinnliches denken. Beim zweiten Blick fallen einem allerdings die drei Skelette hinter den fast nackigen Frauen auf. Dahin geht die Musik des Trios schon viel eher. Three Eyes Left ist Vertreter der Stoner Rock-Gangart, die aber schon sehr oft eine Allianz mit dem Stoner Sludge eingeht.
Los geht das tiefergelegte Spektakel mit einem "The Warriors"-Filmzitat. Glasflaschen schlagen gegeneinander und man hört eine Stimme, die in einem unmissverständlichen Ton »Warriors, come out to play« artikuliert. Three Eyes Left liefert mit dem prätentiösen "Vestibulum Diaboli" eine erste, bedeutungsschwangere Standortbestimmung ihrer hinlangenden Musik.
In viereinhalb Minuten hat das Trio die Wirkungskraft einer ganzen Packung Eisentabletten, die den Hörer langsam, aber heftig beeinflussen. Ein schleppendes Tempo wirkt wie hypnotisch und das E-Gitarrensolo könnte auch aus einem psychedelischen Bluesstück stammen. Überhaupt macht der Sechssaitersound mehr her, als nur von einer Gitarre erzeugt wird. Sänger Maic hat die gesamte Palette des ausdrucksstarken Gesangs (auch Growls) auf den Stimmbändern. Klasse!
Der Opener war auch aus zeitlicher Sicht allerdings nur ein Appetithappen. Die weiteren vier Nummern lassen uns noch tiefer in die höllischen Abgründe der Band blicken. In "Lord Of Underground" beschreibt Three Eyes Left eine Gestalt mit zwei unterschiedlichen Gesichtern. Einerseits ist sie hyperaktiv, ohne Rast, von einer inneren Unruhe angetrieben. Andererseits wird gerade in der vom Bass getragenen, abgehobenen Phase ein freier, schwebend-glücklicher Charakterzug offenbart. Das Trio schwankt zwischen aggressiven, zähnefletschenden Riffs und im Vergleich dazu fast idyllischer Melodik. Hammer!
Maic hat nicht nur eine gute Stimme, nein, er verfügt auch noch über eine riesige Riff-Ideenbude, in der es eine Vielzahl von tollen Klangvarianten gibt. Der Dreier dreht noch weiter an der Zeitschraube und serviert quasi als Hauptgericht "Celebrating The Flight Of The Crow". Vom Namen her mögen die Titel düster klingen, aber insgesamt entspricht dieser Eindruck nicht ganz dem musikalischen Output von Three Eyes Left. Immer wieder finden sich aufgelockerte Elemente in den Nummern, die alles andere als die dunkle Seite der Medaille ans Tageslicht fördern.
"Celebrating The Flight Of The Crow" bringt ganze neuneinhalb Minuten auf die Zeitwaage und die sind sehr gut bestückt worden. Man wird aber auch bis zu diesem Track das Gefühl nicht los, als hätten die drei Musiker einen Geschwindigkeitsbegrenzer verschluckt. Das Metronom tickt nur bis zu einem festgesetzten Tempo. Geht da wirklich nicht mehr?
"The Devil Walks With Him" ... schon wieder eine Nachricht aus der Region Hölle. Ja, dieser Maic bürgt für gesangliche Qualitäten. Man muss aber auch die Rhythmusabteilung mit Bassist Andrea sowie Ste (Schlagzeug) loben, denn die machen ihrem Frontmann ordentlich Feuer unter dem Hintern. Ach, wie schön, wieder ein vom Bass gesteuertes, ruhiges Intermezzo, dieses Mal mit Wah Wah-Klängen, die die Szenerie psychedelisch aufladen. Dann geht es abermals kompromisslos-tief ins Stoner Rock-Riff-Getriebe.
Dieses Album verlangt geradezu nach mehr. Bei einer Gesamtspielzeit von knapp neununddreißig Minuten sind fünf Songs irgendwie zu wenig. Allerdings hat Three Eyes Left noch ein kleines Juwel in der Hinterhand, denn das Titelstück "La Danse Macabre" kratzt an der Marke von zehn Minuten. Da kommt noch ein richtiger Brocken auf den Hörer zugeflogen. Die E-Gitarren-Zähne wurden nochmals geschärft, Maic verfügt über gesangliche Reserven und der Stoner Sludge-Wind bläst den auf dem Cover befindlichen Skeletten ordentlich durch die Rippen. Der Sechssaiter soliert exstatisch und produziert am Fließband Heftigkeit im Akkord. Man wartet förmlich auf ein Break. Jetzt aber! Ganz zum Schluss erlaubt sich die Band einen bluesigen, ruhigen Schlenker in die Siebzigerjahre. Passt gut, diese Umleitung!
Three Eyes Left hinterlässt mit "La Danse Macabre" einen verteufelt guten Eindruck. Das Pendeln zwischen Stoner Rock und den Elementen des Sludge kommt gut.
Line-up:
Maic (vocals, guitar)
Andrea (bass)
Ste (drums)
Tracklist
01:Vestibulum Diaboli (4:31)
02:Lord Of Underground (7:13)
03:Celebrating The Flight Of The Crow (9:33)
04:The Devil Walks With Him (7:43)
05:La Danse Macabre (9:41)
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