Thy Disease / Anshur ZA
Anshur ZA Spielzeit: 45:36
Medium: CD
Label: Mystic Productions, 2009
Stil: Industrial Black Metal

Review vom 18.04.2010


Jens Groh
"Anshur ZA" nennt sich das fünfte Werk der Polen-Deather Thy Disease, deren Mucker fast alle auch schon bei den Krachmaten Anal Stench in die Saiten griffen.
Kommen wir gleich zu den unschönen Sachen: Der neueste Output des Vierers rauscht mit einem potthässlichen Cover um die Ecke, auch Bandfotos auf denen irgendwelche Typen in Lederbondage-Kleidchen böse in die Landschaft glotzen, sind so neu wie die Erfindung der Stromgitarre. Okay, das ist jetzt schon mal die Minusseite … auf der befindet sich leider auch, dass die Burschen nicht gerade die Innovation mit Suppenlöffeln in sich aufgenommen haben.
Aber ich will und kann "Anshur ZA" nicht wirklich niedermachen, denn erstens bietet die Scheibe einen guten Ersatz für alle die, denen Samael in letzter Zeit zu soft geworden sind, und zweitens sind Bands, die sich an den Schweizern vergreifen ja nicht allzu oft vertreten.
Was kann man also von dem Silberteller der Polen erwarten: Bloßes abkupfern ist es ja nun weiß Gott nicht, aber man ist schon verdammt nah am Konzept der Eidgenossen. Musikalisch erinnert "Anshur ZA" oft an die mittlere Phase Samaels: derber gitarrendominierter Dark Metal mit vielen elektronischen Einsprengseln. Letztere können einem an manchen Tagen in den Wahnsinn treiben, an anderen Tagen passen sie wie der viel zitierte Arsch auf den Klosettdeckel.
Hat man einen dieser Klodeckeltage erwischt, macht die Scheiblette enormen Spaß, denn allein die Produktion ist schon so zwingend, dass es einen förmlich umhaut. Klar ist hier nichts wirklich neu, was da aus den Boxen quillt: weder die musikalische Seite, noch die textliche. Auch hier werden die Alpenländler an den Haaren herbeigezogen, will heißen: Es werden esoterische Themen mit Problemen der heutigen Zeit verbunden. Mein persönlicher Hit des Albums hat sich erst nach mehrmaligem Hören herauskristallisiert, nämlich "Morgal Supremacy", das mit seiner catchy Melodie zum echten Ohrwurm mutiert. Das soll auch mal als Anspieltipp gelten, zumindest von den Eigengewächsen.
Wenn ich von Eigengewächsen spreche bedeutet dies, es gibt auch Songs anderer Künstler. Richtig, zwei sogar.
Die erste ist ein Lied der Briten Depeche Mode. Okay, ist jetzt auch nix wirklich Neues, denn Epigonen von Schwermetall-Bands haben schon den Kniefall vor den Elektromuckern gemacht, aber immerhin hat man nicht zum millionsten Mal "Enjoy The Silence" 'gekoffert', sondern sich eines etwas weniger bekannten Titels angenommen, der da heißt "Sinner In Me".
Auch Popdiva Madonna durfte dran glauben, deren Superhit "Frozen" bekam nämlich auch ein metallenes Korsett verpasst. Und das ist gar nicht mal sooo schlecht wie befürchtet (ja, ich bekenne mich schuldig, Madonnas "Ray Of Light"-Album zutiefst zu verehren, und an anderen Tagen auch Depeche Mode gerne zu hören).

Wer also immer noch nicht genug Industrial-versetzten Metal im Schrank stehen hat, kann bei "Anshur ZA" bedenkenlos zugreifen. Puristen sollten das Teil allerdings fürchten wie der Teufel das Weihwasser.
Line-up:
Micha 'Psycho' Senajko (vocals)
Darius 'Yanuary' Styczen (guitar, bass)
Cloud (drums)
Qba (keyboards)
Micha 'Waran' Skotniczny (bass 'live')
Tracklist
01:Blame
02:Code Red
03:Collateral Damage
04:Nightmare Scenario
05:Morgal Supremacy
06:Fog Of War
07:Freedom For Anshur-Za
08:Generals Speech
09:Rotten Structure
10:Salah-Dhin

Bonus Tracks:
11:Sinner In Me (Depeche Mode-Cover)
12:Frozen (Madonna-Cover)
Externe Links: