Tokyo Sex Destruction / Sagittarius
Sagittarius Spielzeit: 33:47
Medium: CD
Label: BCore, 2013
Stil: Garage Rock, Punk, Soul

Review vom 08.06.2013


René Francke
Na, das passt ja! Betitelt nach meinem Sternzeichen - Schütze - schlägt dieser neue, galaktisch rockig-groovende Meteorit von Tokyo Sex Destruction heftig in den Wonnemonat Mai ein. Und nie habe ich weiter danebengelegen beim Versuch, die Herkunft einer Band anhand ihrer Musik zu bestimmen. Diese Combo kommt nicht, wie der Name vielleicht vermuten lässt, aus Tokio, auch nicht aus den hippen Suburbs Londons oder New Yorks, sondern tatsächlich aus: Barcelona. Aber eigentlich könnte diese Gruppe genauso gut auch von einem anderen Stern stammen, die im Jahr 2003 auf unseren Planeten kam, um uns zu zeigen, wie fantastisch die Galaxien Garage Rock, Punk und Soul kollidieren und miteinander verschmelzen können.
Seitdem kreuzen diese interstellaren Hippies hin und wieder die Erdumlaufbahn und beschallen uns wie eine orgiastische Supergroup aus Mitgliedern der Hives, MC5, Rocket From The Crypt,
The Clash und den Sonics, während sie uns im Stil von Sly & The Family Stone und Jon Spencer von ihren Reisen durch die halluzinogenen Weiten der 60er und 70er Jahre erzählen.
Spitzbübisch und doch mit einem Schuss politischem Aktivismus huldigen die vier Jungs ihrem größten Idol mit ihren Künstlernamen: JC Sinclair, RJ Sinclair, RM "Distorsion Reverend" Sinclair und RR Sinclair; bis 2005 war auch noch das Groovemonster SF Sinclair mit von der Partie - allesamt benannt nach John Sinclair, dem legendären Black Panther-Führer und Manager der Detroiter Punkvorreiter MC5.
Auf den ersten beiden Platten "Le Red Soul Comunnitte" (2002) und "Black Noise Is The New Sound!" (2004) waren die Knaben noch äußerst raubeinig unterwegs. Beim dritten Werk "5th Avenue South" (2005) versprühte Tokyo Sex Destruction bereits die musikalische Reifung und das Gespür für eine energetisch dichte Melange aus ungestümem Garage Punk und dem sinnlichen, sexuell konnotierten Soul der 70er. 2010 erschien "The Neighbourhood", auf dem die Sinclair-Truppe eine perfekte Kombination aus Garage Rock, Punk, Soul und melodischen Pop-Elementen à la Hendrix und Kinks kredenzte.
Mit der Power von MC5, dem Soul von Sly & The Family Stone und der Dynamik von Jon Spencer brennt das spanische Quartett auf seinem neuesten Album "Sagittarius" ein Feuerwerk aus elf zackigen Garage Soul-Knallern ab - derartig heftig, direkt und unverblümt, dass ein Kollaps der Zuhörenden fest eingeplant ist. Mal pumpen verzerrte Gitarren unerhörten Druck durch die Anlage, mal peitschen funkige Klampfen nach vorne, während der Bass wie ein tänzelnder Büffel auf Ecstasy groovt. An den passenden Stellen setzen wohldosierte lateinamerikanische Percussions, Handclaps und weibliche Background-Gesänge nicht nur Akzente, sondern Ausrufezeichen, während eine psychedelische Hammondorgel eine genüssliche Duftnote verströmt und messerscharfe Bläsersätze bunte Blumenbilder ins Tanzkleid ritzen.
Wow! Tokyo Sex Destruction definieren sich über ihren mittleren Bandnamen. In ihrem wuchtig-souligen Sound liegt die Leichtigkeit eines sexuell völlig freizügigen Lebens greifbar nah wie ein fluffiger Keks auf der Milchschaumkrone eines Cappuccinos. Prädikat: sexy, groovig, tanzbar, schweißtreibend, genial. Ich will mehr, mehr, mehr!
Line-up:
JC Sinclair (drums, vocals, Hammond, guitar, sitar, claps)
RJ Sinclair (vocals, guitar, bass, organ, tambourine, claps)
RM Sinclair (fuzz bass, guitar, pedal steel, vocals, claps)
RR Sinclair (guitar, vocals, claps)
Tracklist
01:Put Your Hands Up!
02:Seven Sisters
03:In The Right Place
04:Dead Cops
05:When Those Times Are Coming Back (It Could Be Painful For Your Heart)
06:Sagittarius
07:Gimme Something To Believe In
08:Peace Is Money
09:Call The Doctor
10:Sweet Riot
11:Every Little Thing
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