Tombstones / II
II Spielzeit: 45:40
Medium: CD
Label: Transubstans Records/Indigo, 2011
Stil: Doom/Stoner Rock

Review vom 18.01.2011


Joachim 'Joe' Brookes
»Hey, Kollege! Das Feinmechaniker-Werkzeug kannste hier vergessen. Tu mir mal den 21-er Maulschlüssel, denn den haben die Tombstones auch inne Finger gehabt, als die ihre Gitarren runtergeschraubt haben.«
Selbst der Gesang kommt stellenweise aus der tiefsten Sole und das Trio sägt sich durch die norwegischen Wälder. Das Album wurde analog aufgenommen. Alles andere wäre bei diesem brachialen Sound auch zwecklos gewesen. Viele Phasen sind entschleunigt und mich beschleicht das Gefühl, ich darf in dieser Rezension zum ersten Mal den Begriff Downtempo in die Tasten fräsen.
Über die gesamte Länge von einer dreiviertel Stunde Spielzeit ist der Blues definitiv auf der Strecke geblieben. Tombstones spielen Zeitlupen-Stoner Rock, der den 12-Takter eliminiert hat. Es hat verdammt lange gedauert, überhaupt differenzierte Sounds aus den am Rande der Übersteuerung agierenden Gitarren zu finden.
Ihr zweites Album mutet wie ein monströser Abgesang auf eine Art Endzeitstimmung an. Die gesamte Platte in einem Durchgang zu hören, ist genauso beänstigend, wie die tief klingenden Gitarren mit ihren tonnenschweren Riffs bedrohlich durch den Nebel ihre gierigen Hände nach einem ausstrecken. Auch wenn im Schritttempo variiert wird, werden Tracks zu hypnotisch-lauten Gebilden, die dem Hörer so einige Fragezeichen aufgeben.
Nur selten erkennt man zarte Versuche der Sonne, ihre wärmenden Strahlen an den Mann zu bringen. Texte existieren zwar, scheinen im Konzept des Trios allerdings eine untergeordnete Rolle zu spielen. Der Gesang der 'Grabsteine' ist ab und an schon hymnisch, aber leider sind die Worte nicht so weit zu verstehen, dass sie einen sinnentnehmenden Charakter haben. Eher dienen sie als eine Art ergänzendes Klangelement.
Für "II" hat Godtland wohl oder übel Überstunden im Studio gemacht, denn diese zwischen zwei riesige Mahlsteine geratenen par force-Ritte auf der Gitarre kann man nicht live in einem Rutsch gespielt haben. Irgendwie wird man dermaßen malträtiert, dass bei der Musik irgendwann die Lethargie überhand nimmt.
Erst beim allerletzten Track, einem Überpfund von fast neuneinhalb Minuten setzt Godtland unvermittelt zu Beginn des Monsters eine akustische Gitarre ein. Der Nebel ist verflogen und man traut seinen Ohren nicht. Oh, wie schön! Eine Minute innehalten und dann pflanzt sich die knapp vor dem Stillstand befindliche Kriecherei fort. "Supernoid" ist ein Instrumental der besonderen Prägung.
Alleine schon durch die simple Schallerzeugung bringen Tombstones' Grufti-Elaborate Knochen zum Klappern und bei der Härte und Langsamkeit wage ich den Begriff Doom zu benutzen. Im Vergleich zu den Norwegern klingt Black Sabbath ("Hand Of Doom") wie eine Partyband.
Hinter den Kulissen hatten durchaus angesagte Leute ihre Finger an den Reglern und Knöpfen. Billy Anderson (Sleep, Melvins, Cathedral) hat aufgenommen, produziert und gemixt. Audun Strype (Motorpsycho, Årabrot, Suma) war für das Mastering zuständig.
Das Trio wendet sein musikalisches Portfolio konsequent und gnadenlos an. In Häppchen kann man Tombstones durchaus genießen und durch überraschende Breaks beziehungsweise Rhythmuswechsel gibt es den einen oder anderen Wandel auf dem Friedhof. Die Band ist ungemein individuell und dadurch auch etwas sehr Spezielles.
Line-up:
Bjørn-Viggo Godtland (guitar, vocals)
Ole Christian Helstad (bass)
Jørn Inge Woldmo (drums)
Tracklist
01:Hellfire (5:48)
02:Distorted Visons (4:46)
03:Whisperer In Darkness (5:10)
04:Further Down The Abyss (5:16)
05:Realms Of Oblivion (4:17)
06:Eye Of The Universe (3:05)
07:The Source (3:54)
08:Wheels Turn (4:01)
09:Supernoid (9:24)
Externe Links: