Tommy Gun / Of Roots And Trees
Of Roots And Trees Spielzeit: 27:59
Medium: CD
Label: Flix Records, 2014
Stil: (Punk) Rock

Review vom 27.08.2014


Markus Kerren
Es muss so etwa 1983/84 gewesen sein, als mir in meinem Saarbrücker Lieblings-Plattenladen die Scheibe "Sid Sings", ein eher rüder Live-Mitschnitt des ehemaligen Sex Pistols-Bassisten (naja okay, zumindest hatte er bei Konzerten immer einen Bass um die Schultern hängen) Sid Vicious in die Hände fiel. Und ich weiß es noch genau, weil es ein Dienstag war: So schnell konnte kein Zug der Welt sein, dass ich nicht bereits tausend Tode gestorben wäre, bis ich dann endlich zuhause war, um meinen Plattenspieler mit etwas verklärtem Blick in die Gänge zu bringen.
Das war Sid Vicious, das war Punk Rock und nachdem ich mich zunächst gewundert hatte, wie oft ich die Platte jeden Tag umdrehen musste, fiel mir irgendwann auf, dass diese gerade mal 27 Minuten plus... auf dem Kerbholz hatte. Und was will ich damit sagen? Der Kreis zu der hier zu besprechenden Scheibe "Of Roots And Trees" von den Österreichern Tommy Gun schließt sich dadurch, dass diese Combo ebenfalls unter dem Banner Punk Rock hausiert und... dass deren Scheibe ebenfalls die 28-Minuten-Schallmauer nicht durchbrechen kann.
Vor drei Jahren erschien das Debüt des Fünfers mit dem Namen "Always True" und danach teilte die Band sich die Bühne mit Truppen der gleichen Stilrichtung wie etwa den Dropkick Murphys, Pennywise, US Bombs oder auch The Real McKenzies. Bis dann schließlich ein neuer Deal mit Flix Records eingefahren werden konnte und es wieder ab ins Studio ging.
Mit "The Rude Awakening" und auch "Haste And Time" legen die Austrianer gleich ganz kräftig los. Aggressiver und dennoch sehr melodischer Rock steht auf dem Menü, der mit Zutaten aus dem Metal-Bereich und Punk Rock garniert wird. Sauber (wenn auch etwas gleichförmig) produziert ist das Ganze obendrein und diese Jungs können wirklich spielen (ist mitnichten ironisch gemeint). Bezüglich der Arrangements haben sie sich ebenso Mühe gegeben, immer wieder mal ein neues Ass aus dem Ärmel zu ziehen.
Was aber leider nur teilweise funktioniert, denn wogegen sich so manche gute Idee nicht wirklich durchsetzen kann, ist dass hier zehn Mal am Stück mehr oder weniger durchgehämmert wird und es (viel zu) lange dauert, bis man die einzelnen Tracks voneinander unterscheiden kann. Etwas mehr Abwechslung (was keinesfalls unpunkig ist) hätte schon ganz gut getan. Dies gesagt, können einige Stücke einzeln gehört aber schon sehr ansprechend sein. Auf jeden Fall kann man den Jungs nicht absprechen, dass hier jede Menge Herzblut im Spiel war. Ob das ausreicht muss sich erst zeigen, wenn ich mir auch sicher bin, dass die Band ihr Publikum finden wird.
Vielleicht bin ich in der Beziehung zu altmodisch, aber mit Punk Rock hat die Musik von Tommy Gun (oder auch Pennywise, Blink-182 und Konsorten) nichts oder zumindest nicht besonders viel zu tun. Das ist sicher gut gemachte, powervolle und aggressive Rockmusik, aber unter Punk stelle ich mir dann doch ein bisschen was anderes vor. Aber gut, wenn ich mein eigenes Gusto mal außen vor lasse, darf ich Tommy Gun auf jeden Fall die bereits oben gemachten Komplimente verteilen.
All zu viel mehr ist von meiner Seite aus nicht drin, aber wenn ihr den Fünfer mal anchecken wollt, dann würde ich euch "The Rude Awakening", "Ghosts Haunt My Home" oder auch "Right Now, Right Here" empfehlen. Einfach mal reinhören...
Line-up:
Philipp Pils (guitars)
David Beneder (guitars)
Patrick Losbichler (bass)
Stefan Riegler (drums)
Stefan Harling (vocals)

With:
Steve Neary (additional vocals - #3)
Christina Sommer (additional vocals - #7)
Tracklist
01:The Rude Awakening
02:Haste And Time
03:Off By Heart
04:Ghosts Haunt My Home
05:Run In Place
06:Right Now, Right Here
07:Breaking Me
08:Sirens
09:All Hope Is Gone
10:I.H.T.W.B.N.T.
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