Tomydeepestego / Odyssea
Odyssea Spielzeit: 65:17
Medium: CD
Label: Subsound/KNVBI Records, 2007
Stil: Psychedelic, Metal

Review vom 11.08.2008


Ulli Heiser
Schnell, bevor sie weg sind: Was mir als Digipack vorliegt, ist auch als limitierte Doppel-Vinylausgabe erhältlich. 300 Stück in schwarz und 200 mal als Picture Disc. Die Italiener debütieren mit "Odyssea", dem nach der Bandgründung 2006 lediglich eine Live-Promo vorausging.
Tomydeepestego (TMDE) setzt sich aus Musikern mit unterschiedlichem Background zusammen. Allerdings waren sie allesamt im musikalischen Underground aktiv und bündeln ihre Erfahrung, Herkunft und Ideen nun bei TMDE. Laut Bandaussage erwartet den Hörer eine Mixtur mit Zutaten aus dem Musikkosmos von Bands wie Pelican, Neurosis, Isis und Mogwai.
Aus bewusstem Verzicht auf Gesang heraus, geht die 'Aussage' der Tracks, (die allesamt eine Story erzählen, so die Band) 'lediglich' auf die Konten der Instrumentalisten. Jeder hat den Raum, um seinen Part zu leisten - nach dem Motto 'let the music do the talking'.
»Something that is to listen and to watch, but with your eyes closed, with your heart.«
Wartet man beim Opener "Euskadia" vielleicht noch auf den Einsatz der Vocals, so ist das bei "Mizar" bereits Schnee von gestern. Die erwähnten Konten der Instrumentalisten sind prall gefüllt und Geiz ist ein Fremdwort für die Protagonisten. Schlagzeug und Bass bereiten, anders als meistens, kein rein trockenes Fundament, sondern sind agiler Bestandteil des Organismus, der von den beiden Gitarren gefüttert und gehätschelt wird. Ob da das eine Langeisen verzerrt drauflos bollert und die andere Klampfe zarte Melodien zupft, oder aber alle zwölf Stahlseiten im Tiefgang-Verbund durch den Keller brettern - Bass und Felle liefern adäquate Parts.
Mal klingt das partiell wie die alten Black Sabbath ("Mizar"), dann nach Wellness für Kopf und Seele ("Liver", "Crepuscolo"). Besonders "Liver" erhält durch die Violine, gespielt von Maestro Leonardo Li Vecchi, eine geniale Komponente. Die Gitarren halten sich zurück und beschränken sich auf dezente Begleitung. Lediglich der Bass knarzt und lässt ab und an sein tiefes Grollen neben den zarten Geigenklängen rollen.
Die Kompositionen sind spannend arrangiert, weil man zwar oft mit genau der Tonfolge bedient wird, die man auch erwartet, aber oft bedeutet nun mal nicht immer. Auch wird aus dezentem, melodiösen Saiten'geklimper' plötzlich ein Doomgesäge mit der Kraft der zwei Gitarren. Das ist, um italienisch zu bleiben, wie wenn man noch den zarten Geschmack von Leber an Salbeisahne am Gaumen genießt und sich Sekundenbruchteile später ein Grappasturzbach seinen Weg durch den Mund bahnt.
»Let the music do the talking«... Ja, Gesang in Form von Text, den man verstehen soll oder möchte, wäre in der Tat störend. Aber wenn ich ganz ehrlich bin und das bin ich nach dem Genuss von Grappa immer, könnte ich mir als i-Tüpfelchen schon etwas Stimmband vorstellen. Ob nun in Form von Elfengeträller, Grunts oder einfach gesampelten Sprachfetzen... ich glaube, ich wäre noch mehr begeistert.
Das soll jetzt aber keine Kritik sein, sondern einfach wie ein Extra-Schuss Marsala zur Salbeisoße gesehen werden. Tomydeepestego (to my deepest ego) ist mit "Odyssea" ein starkes Debüt gelungen.
Line-up:
Valerio De Lucia (guitars)
Edoardo Lucà (guitars)
Daniele Lunardi (bass)
Simone Giannangeli (drums)

Maestro Leonardo Li Vecchi (viola -#5)
Tracklist
01:Euskadia
02:Mizar
03:Ius Primae Noctis
04:Renovatio
05:Liver
06:Tora
07:Mediterraneo
08:Crepuscolo
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