Tower Of Power / Back To Oakland
Back To Oakland Spielzeit: 43:05
Medium: LP
Label: Music On Vinyl (Warner Bros.), 2014 (1974)
Stil: Funk, Soul, R&B


Review vom 15.02.2015


Steve Braun
Wer meine Beiträge hier aufmerksam liest, braucht sicherlich keine drei Versuche, um meine Erstbegegnung mit Tower Of Power zu erraten. Richtig! Es war nämlich anlässlich der Geburt der Mutter aller Live-Alben. Danach war die damals gerade aktuelle Live-Scheibe Tower Of Powers, "Live And In Living Color" von 1976, ratzfatz eingetütet...
Ich muss zugeben, dass Soul und R&B seinerzeit (1978) nicht zu meinen absoluten Favoriten gehörten und Funk von mir in erster Linie als wichtiger Bestandteil des Jazz Rock angesehen wurde. Mit zunehmendem Lebensalter verlieren allerdings Scheuklappen ihre Bedeutung und man wird aufgeschlossener bzw. sollte dies tunlichst zulassen...
Als das eigentlich Ungewöhnliche an Tower Of Power kann der Umstand gewertet werden, dass dies zwar eine multikulturelle, aber stets überwiegend 'weiße' Funk'n'Soul-Band war und ist - sie klingt nur 'schwarz', rabenschwarz! 'Schwarz' waren zumeist nur die Sänger, die standen allerdings - auch das ein hervorstechendes Merkmal - eher im Hintergrund. Die Hauptakteure waren stets die Bläser: sprich die Gründer und Masterminds Doc Kupka und Mimi Castillo sowie Mic Gillette, alle drei auch heute noch im Line-up.
Dass die Band vor allem für ihre Mitarbeit bei Erfolgsproduktionen von Weltstars - Einspielungen bei zumeist komplett eigenem Arrangement der Bläsersätze - bekannt ist, stellt ein weiteres Kuriosum von Tower Of Power dar. Sogar bis in die Deutschrockszene war man - kaum zu glauben - tätig, man möge sich mit Klaus Lages 1994er Album "Katz & Maus" überzeugen lassen...
Tower Of Power ist ein typisches Bay Area-Musikprojekt aus den Spätsechzigern: ein bunter Haufen aus Hippies, Latinos und Farbigen. Deshalb nahmen sie gleichermaßen die Flower Power-People wie die Motown-Jünger mit...
Nach ihrem Durchbruch mit "Tower Of Power" (1973) und dem daraus ausgekoppelten Singlehit "So Very Hard To Go" (#17 der Billboard Hot 200), stellte das vierte Album, das hier zu besprechende "Back To Oakland", eine Hommage an ihre kalifornische Heimatstadt dar - ein überaus kurzweiliger Mix aus hartem Funk ("Don't Change Horses"), cremigem Soul ("Just When We Start Makin' It"), schnulzigem Vokaljazz ("Below Us, All The City Lights") und sogar Latin-Elementen ("Squib Cakes"). Letzterer ist in der Tat eines der Highlights und stark an Santanas allerfeinste Momente erinnernd, wohl auch, weil hier Organist Chester Thompson (und nicht nur hier) eindeutig von Gregg Rolie inspiriert soliert und agiert. Ein tolles Duell zwischen Mic Gillettes Posaune und The Doctors Baritonsaxofon sowie das dynamisch vorantreibende Zusammenspiel der beiden Perkussionisten steuern ebenfalls ihr Scherflein dazu bei.
"Back To Oakland" war das letzte Album mit Sänger Lenny Williams, der danach eine recht erfolgreiche Solokarriere startete. Sein geschmeidig-cremiger und gleichzeitig kraftstrotzender Tenor weiß nicht nur bei der Single "Time Will Tell", einer Paradenummer für Motown-Liebhaber, restlos zu überzeugen.
Wenn die Horn Section so richtig funkig glüht und dampft, offenbaren sich die vielleicht schönsten Augenblicke von "Back To Oakland". "Don't Change Horses", "Can't You See", "I Got The Chop" und das als Intro und Outro fungierende "Oakland Stroke" zählen ganz klar - neben dem genialen "Squib Cakes" - zu den Anspieltipps. Die Rhythmussektion, mit dem heute noch aktiven Urmitglied David Garibaldi, Brent Byars und Rocco Prestia, spielt natürlich in diesem Groove-Gewitter eine weitere Hauptrolle, während Gitarrist Bruce Conte gemeinsam mit Chester Thompson - trotz toller Soli - eher im füllenden Hintergrund agieren.
Wer sich an omnipräsenten, fett in den Vordergrund gemixten Bläsersätzen nicht satt hören kann, wird garantiert nach "Back To Oakland" noch lange nicht genug von Tower Of Power gehört haben. Ein wunderbarer Einstieg in die Welt von anspruchsvollem Soul und R&B - gerade in Zeiten, in denen jüngst wieder irgendwelche 'Hühnchen' in den entsprechenden Sparten haufenweise Grammys abgeholt haben. Tower Of Power ist da eine völlig andere 'Gewichtsklasse'!!!
Line-up:
Stephen 'The Doctor' Kupka (baritone sax, English horn, background vocals)
Emilio 'Mimi' Castillo (2nd tenor sax, background vocals)
Lenny Pickett (1st tenor sax, alto sax, bass sax, soprano sax, flute, alto flute, piccolo)
Greg Adams (trumpet, flugelhorn, orchestra bells, background vocals)
Mic Gillette (trumpet, flugelhorn, trombone, bass trombone, background vocals)
Lenny Williams (lead vocals)
Chester Thompson (organ, bass pedals, piano, Fender Rhodes, clavinet, background vocals)
Bruce Conte (guitars, background vocals)
Francis 'Rocco' Prestia (bass)
Brent Byars (percussion)
David Garibaldi (drums)
Tracklist
Seite A:
01:Oakland Stroke... (0:52)
02:Don't Change Horses [In The Middle Of The Stream] (4:45)
03:Just When We Start Makin' It (6:21)
04:Can't You See [You Doin' Me Wrong] (2:55)
05:Squib Cakes (7:42)

Seite B:
01:Time Will Tell (3:10)
02:Man From The Past (3:58)
03:Love's Been Gone So Long (4:44)
04:I Got The Chop (2:57)
05:Below Us, All The City Lights (4:15)
06:...Oakland Stroke (1:05)
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