Toxic Smile / In Classic Extension
In Classic Extension Spielzeit: 78:00
Medium: DVD
Bildformat: PAL 16:9
Sound: AC3 2.0 Stereo
Label: Eigenproducktion, 2006
Stil: Klassik Prog


Review vom 13.01.2007


Ingolf Schmock
Toxic SmileEigentlich sollte dieses audiovisuelle Kleinod progressiver Rockmusik als große Produktion einer recht etablierten Plattenfirma schon vergangenen Winter in den heimischen DVD-Regalen stehen, aber leider spielte mal wieder, wie so oft, der schnöde Mammon die Bestimmerrolle.
Schließlich entschlossen sich die Protagonisten um den rührigen Toxic Smile-Bandkopf und Produzenten Marek Arnold, dieses raffinierte Teil unter eigener Regie zu fabrizieren, und damit noch in der vorweihnachtlichen Zeit auf rockfremden Pfaden zu wandeln bzw. ihrer bisherigen Diskografie die Krone aufzusetzen.
Die vorliegende Eigenproduktion beweist den Mut einer recht bescheidenen ostdeutschen Prog-Kapelle, deren Erstling zwar noch über den Major BMG Korea publiziert wurde, mit dem Nachfolgealbum aber bereits wieder bei einem deutschen Kleinstlabel unter Vertrag waren, ihr musikalisches Repertoire unter klassischen Kammermusikbedingungen einzuspielen und zu konservieren.
Toxic SmileMit rein klassischen Instrumentarium (außer dem Schlagzeug), brachten die Beteiligten dieses kompromisslose Unterfangen vor geladenem Publikum, im Rahmen eines Kammerkonzerts am 5. März 2005 in einem fürstlichen Rahmen zur Aufführung.
Dieser gut organisierte Konzertabend fand unplugged mit Orchester und Chor recht stilvoll in der barocken Lokalität des mitteldeutschen Schlosses Waldenburg statt.
So begleiten den Betrachter bzw. Zuhörer dieses glanzvollen audiovisuellen Mediums, die virtuosen Musiker von Toxic Smile, nebst einem 25-köpfigen Kammerorchester aus Studierenden der renommierten 'Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar', unter der Leitung des Frankfurter Konzertmeisters und Dirigenten, Paul Momberger.
Insgesamt wird hier der Versuch gewagt, kraftvollen progressiven Rock einmal anders zu präsentieren.
Der Otto Normalhörer bzw. Betrachter dürfte dieses Werk irgendwo im Bereich zwischen moderner, harmonischer Klassik und konturenscharfem, melodietrunkenem Rock einordnen, wobei hier eigentlich E- und U-Musik ein sehr interessantes, eigenes Gemisch bzw. Kreuzgeflecht bilden.
Musikalisch können die Gruppen der einzelnen Instrumente gegeneinander auftrumpfen, um weitgehend immer wieder deren eigene Eleganz großflächig aufblühen zu lassen. Im gegenseitigen Wechselspiel werden auch die gemächlichen Töne gepflegt und per se bis zur letzten Minute das knisternde Flackern von musikalischer Leidenschaft erhalten.
Toxic SmileImmer wieder neue Facetten bildet der sonst im Rockbereich beheimatete Sänger Larry B. (Ex-Karussell) und fügt sich vorzüglich in das Kammerspiel ein, welches dadurch noch an Kontur und Charakter dazugewinnt. Sein Timbre schwelgt in behaglicher Wärme, wohldosiert, nie plakativ und mit tiefem Verständnis für emotionale Farben, die er in allen Schattierungen nahezu verlustfrei auf das Vokale zu übertragen vermag.
Genauso agiert auch der begleitende Chor Conde (ehem. Kreuzchormitglieder), welcher hoheitsvoll und mit Noblesse der Aufführung die gewünschte Reife verleiht.
Das mitreisende Ensemble um die Leipziger Progrocker produziert sich unsentimental und doch berührend, gehen damit unmittelbar zu Herzen.
Die ergriffenen und glücklichen Mienen in den Gesichtern der anwesenden Zuschauer sprechen dabei wohl schon Bände.
Toxic SmileDie Interpretationen reichen von schwebender Lässigkeit bis hin zu schwungvoller, teilweise schon sperriger Rhythmik, die äußerst gefühlvoll, souverän gespielt und perfekt arrangiert werden. Hierbei sind, deutlich hörbar, echte Instrumentalisten am Werk, die sich nicht als reine Techniker profilieren, sondern ihr Können den über weite Strecken harmonisch-melodischen Kammerstücken unterordnen.
Die meisten Stücke brauchen eine Weile, um so richtig in die Gänge zu kommen, dafür erblühen die dann oftmals als mitreißende Meisterwerke.
Die technische Ausstattung ist für dieses unabhängige Produkt völlig in Ordnung, wenn man nicht gerade ein Surround-Sound Fetischist ist. Die Bildqualität ist für das Auge recht wohlig und angenehm gestaltet, wobei sich allerdings die Schnitte zwischen den einzelnen Tracks als störend erweisen und den Fluss des Ablaufs etwas hemmen.
Sehenswert ist auch das witzige "Making Of" im Abspann, welches man als Bonus- Material ergiebiger ausbauen hätte können.
Der Sound wirkt recht ausgewogen, lässt nur ein wenig mehr Dynamik vermissen. Leider finde ich die Musik doch sehr mittig orientiert, d.h. die Instrumente hätten mehr über die Front verteilt sein können.
Insgesamt ist es ein geglückter und beflügelter Versuch, alternativen Rock mit progressivem Einschlag einmal völlig anders zu präsentieren.
Ansonsten muss man Toxic Smile Lob zollen, für diese mutige, ambitionierte und erfreulich andersartige Produktion mit individueller Klasse.
Line-up:
Marek Arnold (piano, klarinette, sax)
Robert Brenner (b)
Larry B. (voc)
Antonius Grutzner (dr)
Uwe Reinholz (git)

The Toxic Extension Orchester
Paul Momberger (Dirigent)
Sylvia George, Stefanie Norbey, Philipp Reinhold,Christina Weschta,
Antje Gruneberg, Christoph Hackmüller, Andrea Peschke,
Ildiko Ludwig, Stefanie Anders, Louise Denis-Nesprias, Friederike Engelhardt,
Florian Bischof, Sebastian Keppler, Stefan Skupin, Jörg Riedel,
Steven Tailor, Hille Weig, Sylvia Horn, Matthias Dietze,
Bertram Schulz, Matthias Hirth, Friedemann Hoyer,
Dorothea Wagner, Georg Finger, Philipp Unger
Tracklist
01:Voix Du Passé 3:25
02:Horns (2:36)
03:Fall Down (5:39)
04:Confidence (5:02)
05:Escape (5:35)
06:O.T. (9:23)
07:Cold Run (5:47)
08:JB (3:02)
09:Thought Away (4:48)
10:Steps Back (5:18)
11:Pyramid (6:19)
12:Could It Be (5:39)
13:Medley (9:47)
Toxic Smile
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