Tracer / L.A.?
L.A.? Spielzeit: 31:59
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: (Alternative) Rock

Review vom 14.09.2010


Gunnar Körner
An was denkt man so ziemlich als erstes, wenn der Name Australien fällt? Mal von Eukalyptusblättern kauenden Koalabären abgesehen? Nun, im musikalischen Zusammenhang ja vor allem an erdigen Hardrock, wie ihn die ihren x-ten Frühling erlebenden Veteranen von AC/DC etabliert haben und an gutklassige Nachfolger wie Airbourne, die in die gleiche Kerbe hauen.
Die ebenfalls aus der südlichen Erdhalbkugel (dort fließt das Wasser im Abfluss übrigens nicht in die entgegengesetzte Richtung, glaubt nicht alles was die Simpsons über die Corioliskraft bringen) stammenden Tracer bringen dagegen einen wunderbaren frischen Wind in die alternative Rockszene. Falls der eine oder andere sich im Internet über die Band Informationen einholen möchte, bitte diese nicht mit der gleichnamigen Thrashkapelle aus Berlin verwechseln.
Was zunächst besonders an dem Trio hervorzuheben ist und höchsten Respekt verlangt, man managt sich in Ermangelung eines finanzstarken Labels bisher komplett selber, und bucht auch die aktuelle Europatour diesen Herbst (checkt unbedingt für anstehende Konzerte die Bandseite, die Jungs sind auch in Deutschland unterwegs) auf eigene Faust. Die aktuelle Scheibe sollte aber dank eines professionellen Vertriebes ohne große Probleme hierzulande erhältlich sein.
Kommen wir also zur Musik der Mittzwanziger, die man ganz grob als eine etwas eigenwillige Mischung aus Stoner- und Classic Rock, gepaart mit etwas melodischem Punk und Grunge bezeichnen könnte. Der Opener "End Of The Samurai" startet flott, eingebettet in einen herrlich warmen und leicht schrägen Gitarrensound. Geschickt wird gegen Ende das Tempo heruntergeschraubt, und bevor man es so richtig merkt, ist der Song auch schon zu Ende.
Das folgende "Don't Forget My Name" ist etwas simpler gehalten, trumpft aber mit sehr eingängigen und gelungenen Gesangslinien auf. Ebenso eingängig kommt das mit geschickten Tempovariationen unterfütterte "Wrecking Ball" daher, in Anlehnung an den Songtitel ('Abrissbirne' zu Deutsch) tönen auch das Hauptriff und die Drums eine Spur härter. Das anfangs schleppende "Get Free" entwickelt sich etwa zur Halbzeit mit erhöhtem Tempo zu einem echten Gute-Laune-Rocker. Die Vocals haben insgesamt vielleicht nicht den größten Stimmumfang, aber Michael Browns Stimme hat das so wichtige, gewisse Fünkchen Wiedererkennungswert. "All Look The Same" und "Such A Waste" stehen auf dem Qualitätslevel gleichauf mit den bereits genannten Kompositionen. Aber das Highlight kommt erst noch: "Sleep By Fire" ist ein fantastischer Rocksong mit gemäßigtem Tempo, der stark nach siebziger Jahre klingt, sicher vom Aufbau her auch eher simpel ist, aber mit toller Instrumentalarbeit und mit viel Gefühl vorgetragener Gitarre mit starker Bluesschlagseite begeistert.
Tja, und dann wären wir auch schon durch, nach sieben Songs, und das wäre vielleicht das einzige Manko an "L.A.?". Mit gut einer halben Stunde ist die Scheibe ein wenig kurz, dafür kann man aber mit Fug und Recht behaupten, keinen Füller zu finden. Tracer beweisen eine Menge Potential, und ich bin mir sehr sicher, dass wir von dieser vielseitigen Band noch hören werden.
Line-up:
Michael Brown (vocals, guitars)
Leigh Brown (vocals, bass, keyboards)
Andre Wise (drums, percussion)
Tracklist
01:End Of The Samurai
02:Don't Forget My Name
03:Wrecking Ball
04:Get Free
05:All Look The Same
06:Such A Waste
07:Sleep By The Fire
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