Trans-Siberian Orchestra / 26.03.2011, Schleyerhalle, Stuttgart
Schleyerhalle Stuttgart
Trans-Siberian Orchestra
Schleyerhalle Stuttgart
26. März 2011
Stil: Rockoper
Konzertbericht


Artikel vom 03.04.2011


Holger Schwendemann
Seit Jahren wartete ich darauf. Nun ging mein Traum in Erfüllung. Trans-Siberian Orchestra wagten endlich den Schritt nach Europa. Nach dem jahrelangen gigantischen Erfolg in Nordamerika bekamen wir Europäer endlich die grandiose TSO-Show zu sehen. Schon Minuten nach Bekanntwerden der Termine hatte ich eine Karte für den 26. März in Stuttgart geordert. Reihe 8, Platz 10.
In der nicht ausverkauften Schleyerhalle angekommen dann doch ein ungewohntes Bild für einen alten Hard Rocker wie mich. Sitzplätze und leise Klaviermusik. Na ja.... Irgendwie musste ich schon grinsen, wenn ich die vielen Rocker voller Erwartung in Reih und Glied sitzen sah.
TSO Doch was ist eigentlich Trans-Siberian Orchestra ?
Eine Rock-Oper? Ein Rock-Theater? Wohl von Beidem etwas.
Hinter TSO stecken die Produzenten und Komponisten Paul O'Neill, Robert Kinkel und Mr. Savatage himself: Jon Oliva. Dazu viele ehemalige Mitstreiter von Savatage. TSO ist eine Mischung aus Rock und klassischer Orchestermusik, begleitet von einem Erzähler, der durch das Programm führt.
Worum geht es?
Im Frühling 1827, während eines Gewittersturms in Wien, bricht Ludwig van Beethoven erschöpft über seinem Klavier zusammen. Vor ihm das gerade vollendete Manuskript seiner 10. Symphonie. Es ist sein letztes und - da ist er sich sicher - auch sein größtes Werk. Schlag Mitternacht erscheint Mephisto und fordert die Seele des Komponisten ein. Entweder Beethoven nimmt das Angebot Mephistos an, oder ihm droht die ewige Verdammnis.....
So weit die Einleitung von Bryan Hicks, der als Erzähler durch den Abend führt. Mit tiefer, klarer Stimme erzählt er die Geschichte vom Kampf des Mephisto gegen einen hin und hergerissenen Beethoven. Rechts und links von der Bühne wurden seine Erzählungen ins Deutsche übersetzt. Auch was Neues für mich.
TSO Dann ging es los. Zuerst betraten die Streicher die Bühne. Dann die Band. Und die Herzen der anwesenden Gemeinde schlugen im Takt. Die alten Savatage-Recken Chris Caffery (Gitarre), Johnny Lee Middleton (Bass), Al Pitrelli (Gitarre) und Jeff Plate (Schlagzeug) bilden auf Europatour die Basis von TSO.
Außerdem noch Vitalij Kuprij (Keyboards), Mee Eun Kim (Keyboards), Roddy Chong (Geige) und Andrew Ross, der sowohl sang, als auch Gitarre spielte.
Als Sänger u.a. mit dabei: Jeff Scott Soto (ja, genau der!), John Brink, Rob Evan, Kayla Reeves und Chloe Lowery.
TSO Was folgte waren 2,5 Stunden zwischen Rock, Theater, Oper und ganz großem Kino. Unterstützt von tollen Lichteffekten, einer Lasershow und richtig viel Feuer wurde die komplette CD Beethoven's Last Night vorgestellt. Immer wieder unterbrochen durch den Erzähler Bryan Hicks, der den roten Faden in der Hand hielt und mit großem schauspielerischen Können durch die Geschichte führte.
Genial gespielt und gesungen der "Kampf" zwischen Mephisto (Jeff Scott Soto) und Beethoven (Rob Evan). Das Bild von Jeff Scott Soto mit langer gelockter Mähne und waagrecht ausgebreiteten Armen vor einer Feuerwand werde ich nie vergessen. Wahrhaft ein teuflischer Anblick.
Es wurde niemals langweilig. Immer wieder wechselten sich Erzählungen, instrumentale und Solostücke ab. Trotzdem blieb genügend Freiraum für die Musiker, ihr Können zu zeigen. Dies wirkte nie aufdringlich und passte hervorragend in den Ablauf der Show.
TSO Nach der kompletten "Beethoven's Last Night" wurden noch einige Songs der neuen CD "Night Castle" angehängt. So z.B. "Toccata - Carpimus Noctem" und "The Mountain". Dann ein interessantes Medley aus "Sleep" von der "Edge Of Thorns" (Savatage) und "Help" von den Beatles.
"Carmina Burana" (von Carl Orff) war einfach nur genial. Aber der Hammer kam zum Schluss. Seit "Sleep" saß sowieso niemand mehr auf seinem Stuhl. Bei "Chance" ("Handful Of Rain" - Savatage) war dann alles zu spät. Die Halle tobte. Johnny Lee Middleton hatte sich schon lange seiner Jacke entledigt, stand mit weißem Hemd und abgerissenen Ärmeln da und ließ den Bass donnern. Ein würdiger Abschluß einer tollen Show!
45 Minuten nach der Show saßen dann alle Musiker im Foyer, schrieben fleißig Autogramme und man konnte sogar einige Worte wechseln. Das nenn ich 'Kundennähe', Respekt!
Von den alten Savatage-Fans oftmals als Kommerzprojekt bezeichnet, muss ich sagen, dass mich das nicht im Geringsten stört. Hier stand nicht Savatage auf der Bühne, sondern Trans-Siberian Orchestra. Die Mischung aus Klassik und Rock bzw. Metal passt einfach. Der Sound war phantastisch und die 2,5-stündige Show einzigartig. Die Spielfreude aller Musiker und die Choreographie absolut sehenswert.
Für mich war es ein gelungener Abend, an den ich mich noch lange erinnern werde. Hoffentlich war es nicht die letzte Tour von TSO in Europa.
Setlist:
Overture
Midnight
Fate
What Good This Deafness
Mephistopheles
What Is Eternal
Mozart And Memories
Vienna
Mozart
The Dreams Of Candlelight
Requiem (The Fifth)
The Dark
Für Elise
After The Fall
A Last Illusion
This Is Who You Are
Beethoven
Misery
Who Is This Child
A Final Dream
Toccata - Carpimus Noctem (Night Castle)
Flight Of The Bumble Bee
The Mountain (Night Castle)
Sleep (Savatage - Edge Of Thorns)
Help! (Beatles)
Carmina Burana (Carl Orff)
Another Way You Can Die (Night Castle)
Chance (Savatage - Handful Of Rain)
Line-up:
Jeff Scott Soto (vocals)
Kayla Reeves (vocals)
Rob Evan (vocals)
Chloe Lowery
Bryan Hicks (narrator)
Andrew Ross (vocals, guitar)
Chris Caffery (guitar)
Al Pitrelli (guitar)
Johnny Lee Middleton (bass)
Jeff Plate (drums)
Roddy Chong (violin)
Robert Kinkel (keyboards)
Mee Eun Kim (keyboards)
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