The Traveling Wilburys
The Traveling Wilburys Collection
The Traveling Wilburys Collection Spielzeit: 42:46 (CD 1), 42:17 (CD 2), 43:00 (DVD)
Medium: CD & DVD Digipack
Label: Rhino Records (Warner), 2007 (1988, 1990)
Bildformat: 4:3
Regioncode: All Regions
NTSC
FSK: Keine Angabe
Sprache: Englisch (deutsche Untertitel abrufbar)
Stil: Americana


Review vom 24.07.2007


Markus Kerren
Dass mit dem Begriff 'Supergroup' in der Vergangenheit viel Schindluder getrieben wurde, haben wir ja erst vor kurzem im Falle von Nobody's Business festgestellt. Überhaupt ist dieser Begriff vielmehr von Business-Leuten und Managern (die ja auch nichts anderes sind) eingeführt worden, als dass die zahlenden Massen von Fans auf eine solche Idee gekommen wären. Selbst die Zusammenstellung der Ur-Formation von Deep Purple wurde von einem Sponsor im Hintergrund mit strengen Augen überwacht. Manchmal hat das Ganze ja, wie im gerade genannten Fall (in den 60ern zumindest in Amerika), auch geklappt, meistens ging es aber entweder musikalisch oder kommerziell, im schlimmsten Fall bei beidem, den Bach runter.
Und dann kam in den musikalisch eher langweiligen 80er Jahren plötzlich eine Sache zustande, von der sämtliche Strippenzieher nur träumen, sie aber nie auch nur ansatzweise in die Realität umsetzen hätten können. Fünf der besten Songwriter im Rockbusiness taten sich zusammen und…zauberten. Ohne Kalkül, ohne raffinierte Plattenfirmenbosse, ohne Bullshit.
Oder wie George Harrison selbst sagte:
»Tatsache ist, wenn wir das damals geplant hätten, oder wenn irgendjemand gesagt hätte 'lasst uns diese Band mit diesen Leuten zusammenstellen', dann wäre nie etwas draus geworden. Es passierte einfach so, zufällig, als wäre Magie im Spiel gewesen. Vielleicht war in dieser Nacht Vollmond, oder sowas. Es hatte wirklich etwas Magisches.«
Geschichtsunterricht: George Harrison, der gerade mit seinem letzten Album "Cloud Nine" auf einer Erfolgswelle schwamm, wollte eine Single B-Seite für den europäischen Markt einspielen und fragte den "Cloud Nine"-Produzenten Jeff Lynne (Ex-ELO), ob er ihm behilflich sein könne. Der sagte zu, obwohl er gerade mit Roy Orbison an dessen neuem Album arbeitete. Drei Mann, ein Studio. Eine seiner Gitarren, die Harrison für den Song verwenden wollte, befand sich zu der Zeit im Haus von Tom Petty, der, erstmal in Kenntnis gesetzt, auch unbedingt mitspielen wollte. Als wenn das alles nicht schon genug Zufälle wären, war zum Aufnahmetermin auch noch der allen persönlich bekannte Bob Dylan im selben Studiokomplex. Dylan komponierte Harrisons halbfertigen Song zu Ende, während das Hirn des guten George plötzlich zu rattern begann. Er arbeitete Gesangsparts für alle Beteiligten aus. Das Ergebnis dieser einen Nacht war der Song "Handle With Care", mit allen fünf Protagonisten an den Vocals und so easy entstanden, wie auch dermaßen gut, dass Harrison nicht im Traum daran dachte, ihn für eine Single B-Seite zu verschwenden.
Nochmal Originalton Harrison: »Ich mochte den Song und die Art und Weise, wie er entstanden war, mit all diesen Leuten. Und so trug ich ihn mit mir herum und dachte, was tue ich damit? Und alles, was mir einfiel, war neun weitere Songs zu schreiben. Ein Album draus machen.«
Im Endeffekt war dieses Album in null Komma nix im Kasten, und zwar eines, mit dem sich alle fünf Superstars so stark identifizieren konnten, dass keiner ihrer Namen auf dem Booklet auftauchte, sondern alle zu Brüdern der Wilbury-Family wurden. Nelson (Harrsion), Lucky (Dylan), Otis (Lynne), Lefty (Orbison) und Charlie T. (Petty) Wilbury. Der Rest ist Geschichte.
Der erste eingespielte Song "Handle With Care" erreichte umgehend Platz 2 in Amerika und das Album "Volume 1" wurde mit Platin ausgezeichnet. Über den gerade erwähnten Song braucht man keine Worte mehr zu verlieren, da ihn sowieso jeder kennt. Dennoch erwähnenswerte ist die Harmonie dieses Quintetts, der sich selbst ein ausgesprochener Einzelgänger wie Bob Dylan gerne unterordnete.
"Volume 1" glänzt durch sehr gutes Songwriting und viel Abwechslung, da jeder einzelne Superstar seine Solo-Parts erhielt. Neben "Handle With Care" gab es mit "End Of The Line" noch einen weiteren großen Hit, aber die Tracks dieses Albums befinden sich eigentlich allesamt in einer schwindelerregenden Qualitätshöhe. Egal, ob die von Dylan bestimmten "Dirty World" und "Congratulations", dem zeitlosen Pop-Soul Orbisons auf "You're Not Alone Anymore", Harrisons genialer Pop-Rock bei "Heading For The Light", Jeff Lynnes twistigem "Rattled" oder Tom Pettys, mit coolem 'old time feeling' gebrachten, "Last Night": Das ist einfach zeitlos gut gemachte Musik, die dazu auch noch sehr massenkompatibel produziert wurde, ohne dabei ihr Gesicht zu verlieren.
Ca. zwei Monate nach der Veröffentlichung des Albums verstarb Roy Orbison völlig unerwartet an einem Herzinfarkt. Da Außenstehende eine Weiterführung dieses Projektes sowieso nicht erwartet hatten, wurden dem Ausmaß von Orbisons Tod bezüglich der Wilburys kaum Beachtung geschenkt. Und dennoch, etwa zwei Jahre später erschien der Nachfolger des verbliebenen Quartetts mit dem ominösen Titel "Volume 3".
Über die wohl irgendwo im Universum verlorengegangene "Volume 2" ranken sich übrigens die wildesten Gerüchte. Ein Statement der beteiligten Musiker hierzu gibt es aber kurioserweise bis heute nicht. "Volume 3" ist , für manche vielleicht überraschend, bezüglich der Songs und der Produktion um keinen Deut schwächer, als sein Vorgänger. Wieder gab es mit "Inside Out", "She's My Baby" und dem "Wilbury Twist" einige Hits und der Stil wurde ebenfalls beibehalten. Mit "If You Belonged To Me" und "7 Deadly Sins" hat Bob Dylan wieder seine Glanzauftritte, die er aber ebenfalls (weniger spröde) dem Sound und Gesamtkontext der Wilburys unterordnete. Auch die weiteren drei Wilburys, die (wie Dylan auch) plötzlich andere Vornamen haben, glänzen sowohl am Gesang, wie auch auf ihren Instrumenten. Wobei wir hier auch mal die zusätzlichen Musiker erwähnen sollten, die sich nahtlos in die Bruderschaft einreihten und auf beiden Alben nahezu identisch waren. Zum einen konnte man sich die Dienste von dem Session-Veteranen Jim Keltner sichern, Außer diesem Qualitätsgaranten hatte man außerdem noch die Urgesteine Ray Cooper an den Percussions und Jim Horn am Saxophon dabei. Und auf "Volume 3" steuert sogar Gary Moore ein Gitarrensolo zu "She's My Baby" bei.
Es gibt einfach keinen Aussetzer auf diesen beiden Alben, nach denen die gemeinsame Reise der Wilbury-Familie leider endete. Was mir nach mehreren Durchläufen der beiden Werke allerdings auffiel, war, dass die Stimme von Roy Orbison auf "Volume 3" dann doch eine deutliche Lücke hinterließ und dem ersten Album nochmal einen nicht zu unterschätzenden Zauber verliehen hatte.
Auf dieser Collection, die in einem schönen Digi-Pack mit ausführlichem Booklet daherkommt, gibt es nochmal vier (je zwei pro Album) Bonustracks (Outtakes und Songs für bestimmte wohlnützige Projekte), die nicht unbedingt zu den absoluten Highlights gehören, qualitätsmäßig aber auch nur unwesentlich von den anderen 21 Tracks abfallen. Und als wenn das nicht alles schon großartig genug wäre, bekommen wir auch noch eine DVD geboten, auf der sich alle fünf Videos der Band, sowie die relativ kurze, aber knackige und sehr informative "True Story Of The Traveling Wilburys" befinden. Letztere übrigens mit Doku-Aufnahmen zu den Arbeiten an "Volume 1".
Somit wird uns hier also das gesamte Schaffen der Traveling Wilburys ans Herz gelegt, das zweifelsohne in die Annalen der Rockmusik eingehen wird. Seit 1997 waren die beiden Alben vergriffen und wurden für diese Wiederveröffentlichung remastert und soundmäßig nochmal um einiges verbessert. "The Traveling Wilburys Collection" ist schlicht und ergreifend ein wahres Freudenfest für die Freunde der bodenständigen, handgemachten Musik und auch ein Meilenstein in der Diskographie jedes einzelnen an den Aufnahmen beteiligten Musikers. Die Songs an sich tun ihr übriges!!!
Ganz ganz dicker Tipp!!!
Tracklist
CD 1:
01:Handle With Care
02:Dirty World
03:Rattled
04:Last Night
05:You're Not Alone Anymore
06:Congratulations
07:Heading For The Light
08:Margarita
09:Tweeter And The Monkey Man
10:End Of The Line

Bonus Tracks:
11:Maxine
12:Like A Ship
CD 2:
01:She's My Baby
02:Inside Out
03:If You Belonged To Me
04:The Devil's Been Busy
05:7 Deadly Sins
06:Poor House
07:Where Were You Last Night?
08:Cool Dry Place
09:New Blue Moon
10:You Took My Breath Away
11:Wilbury Twist

Bonus Tracks:
12:Nobody's Child
13:Runaway
DVD:
01:The True History Of The Traveling Wilburys
02:Handle With Care
03:End Of The Line
04:She's My Baby
05:Inside Out
06:Wilbury Twist
 
Externe Links: