The Treatment / Running With The Dogs
Running With The Dogs Spielzeit: 47:33
Medium: CD
Label: Spinefarm Records, 2014
Stil: Rock

Review vom 19.02.2014


Jochen v. Arnim
War der geschätzte Kollege Markus schon sehr angetan vom Debüt der jungen Engländer, so darf ich mit Freude vermelden, dass auch das Zweitwerk, "Running With The Dogs", kein Griff ins Klo ist. Sieht man von einer kleinen EP zu Beginn des letzten Jahres mal ab, so haben die fünf Jungs aus Cambridge die Zeit seit ihrem Debüt im Jahre 2011 gut und intensiv mit Touren und dem Schreiben neuer Songs genutzt.
Gerade erst von einer Tour zurück, konnten/durften sie davor auch schon für Alice Cooper, Motörhead, Slash, Thin Lizzy oder Status Quo eröffnen - und die nehmen ja alle keine Loser. Trotz allem hat man aber noch Zeit gefunden, sich dreizehn kernige Tracks auszudenken und diese einzuspielen. Dass ihnen dabei der Rock'n'Roll eine Herzensangelegenheit ist und sie diese mit breitbeiniger Überzeugungskraft zu vertreten gedenken, sieht man schon beim schnellen Überfliegen der Titel. Allein Opener und Rausschmeißer, "I Bleed Rock'n'Roll" und "Don't Get Mad Get Evil", reichen vollkommen aus, dieses Postulat zu glauben.
Und genau so klingt das Spiel ab dem ersten Ton: Sattes Riffing, treibende Rhythmen und leicht sleaziger Gesang sorgen für die passende Melange. Dazu mag auch immer wieder mal ein Hauch von Punk (hierzu als Referenz unbedingt "What Is There To Say?" reinziehen) durchschimmern, der zweiten Leidenschaft des Quintetts. Dieses hat sich übrigens seit dem Debüt auf lediglich einer Position verändert: Der Lead-Gitarrist heißt nun Jake Pattinson anstatt Ben Brookland und der weiß ebenfalls, wie man dreckige Töne aus sechs Saiten zaubern kann. Für die Produktion hat man sich zudem wieder auf das Winning Team von 2011 verlassen und auch das Harris'sche Studio wurde erneut und erfolgreich gebucht.
Durch die Bank weg ist immer irgendwie offensichtlich, wo die fünf Jungs ihre musikalische Inspiration herholen. Da hören wir nach wie vor die ganz Großen aus Oz, die ganz Großen aus England, die etwas Kleineren aus Oz sowie einige andere Kollegen und das wird aber so gut verpackt, dass sich Genregrößen wie Gene Simmons, Nikki Sixx oder Izzy Stradlin öffentlich zu Lobpreisungen hinreißen ließen.
Ein Paradebeispiel für ihr Gespür für packende Melodien und Gesangslinien, die im Kopf hängenbleiben, ist der Titelsong, der neben dem notwendigen Sleaze im Gesang von Matt Jones auch mit einigen sehr guten mehrstimmigen und melodiösen Backings aufwarten kann. Dazu jagt Saitenmeister Pattinson unablässig das Griffbrett rauf und runter.
Noch eins gefällig? Hört Euch "The Outlaw" an, das zwar mit einem Spaghetti-Western-Intro beginnt, dann aber abrupt so dermaßen an Fahrt gewinnt und einen Kurs einschlägt, auf dessen Zielführung Los Angeles '88 steht. Damit der Gesetzlose nicht allein fahren muss, nimmt man im unmittelbaren Anschluss "Emergency" mit auf die Zeitreise. Aber auch die Reminiszenzen an die großen Rocker aus Down Under kommen nicht zu kurz, was nicht nur in "Don't Look Down" mehr als eindrücklich zur Geltung kommt. Das ist Bon Scott - und dann auch wieder nicht.
Holy smoke, Freunde, ich könnte jeden Track, ok, fast jeden, in den Himmel loben. Die einzige Ausnahme, und das ist rein subjektives Klagen auf hohem Niveau, stellt für mich die Power-Ballade "Cloud Across The Sun" dar. Die passt zwar in das Konzept eines solchen Albums (zusammen mit dem ihr ebenbürtigen "Unchain My World", das mich von der Stimmung her an den alten Schmalz-Kracher "More Than Words" von Extreme erinnert), aber ich persönlich brauche das mit dem Einsatz von Weichspüler nicht unbedingt. Und wo wir gerade schon mal beim Meckern sind: Wer auch immer das Cover von Tanks "Filth Hounds Of Hades" geklaut hat, muss sich durchaus vorwerfen lassen, ganz schön dreist zu sein!
Mit dem ganz starken "Don't Get Mad Get Evil" werden wir nach rund fünfzig Minuten standesgemäß aus der Scheibe geworfen - nur, um sofort auf Repeat zu drücken und zu hoffen, dass diese blutjunge Truppe recht bald in unsere Breiten kommt, damit wir uns eine satte Live-Prise abholen können. Wenn so die Zukunft des Hard Rock aussieht, dann besteht noch Hoffnung.
Von ganzem Herzen danke ich meinem geschätzten Kollegen Steve, dass er keine Zeit hatte, sich dieses kleinen Schätzchens selber annehmen zu können - gimme more of that!!
»Just what the rock'n'roll doctor ordered!«
Line-up:
Matt Jones (vocals)
Jake Pattinson (guitars)
Tagore Grey (guitars)
Swoggle (bass)
Dhani Mansworth (drums)
Tracklist
01:I Bleed Rock'n'Roll
02:Drop Like A Stone
03:Get The Party On
04:Running With The Dogs
05:The Outlaw
06:Emergency
07:She's Too Much
08:Cloud Across The Sun
09:Don't Look Down
10:World On Fire
11:What Is There To Say
12:Unchain My World
13:Don't Get Mad Get Evil
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