Tribe Of Gypsies / Dweller On The Threshold
Dweller On The Threshold Spielzeit: 53:08
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2006
Stil: Rock

Review vom 26.11.2006


Markus Kerren
Roy Z war mir bisher vor allem durch seine Produzenten- und Gitarrenarbeit aus dem Metal-Bereich (Produktionen mit u.a. Halford, Judas Priest oder Bruce Dickinson) bekannt. Folglich vermutete ich bei den Tribe Of Gypsies, von denen ich bisher noch nichts kannte, natürlich Ähnliches.
Aber weit gefehlt. "Dweller On The Threshold" versprüht ein ganzes Sammelsurium an Musikstilen und Einflüssen, eine Heavy Metal-Nummer sucht man jedoch vergebens. Vielmehr bietet das bereits vierte Album der Band Rock bzw. Hardrock, zuweilen starke Latin Rock-Breitseiten und hinzugefügt wird, je nach Lust und Laune, hier mal eine Prise Funk oder dort auch mal ein kleine Dosis Pop.
Die Gitarristen Christian Byrne und Roy Z sind jederzeit allgegenwärtig, rocken stellenweise gewaltig, halten sich aber beispielhaft zurück, wenn der jeweilige Song es erfordert. Gleiches gilt für Ray Rodriguez an den Keyboards, sowie David Moreno und Elvis Balladares an Drums und Percussion.
Sehr beispielhaftes Teamwork, so dass man das Gefühl hat, dass hier eine richtige Band am Start ist, keine Zusammenstellung einer handvoll Individualisten, die dann jeweils die höchstmögliche Aufmerksamkeit auf sich selbst lenken wollen.
Und da wir schon mal bei der Band sind: Obwohl jedes Mitglied seinen starken Beitrag zu "Dweller On The Threshold" bringt, sind meine heimlichen Helden David Moreno (Drums) und Elvis Balladares (Percussion). Diese beiden zaubern mitreißende und in die Beine gehende Rhythmen aus dem Hut, die mich ansonsten nur noch an Butch Trucks und Jaimoe von der Allman Brothers Band in ihren besten Jahren erinnern.
Chas West (Ex-Jason Bonham Band) verfügt zwar nicht über eine Stimme, die man wie z.B. bei Robert Plant, Tom Waits, Janis Joplin oder auch Joe Cocker unter tausenden heraushören könnte, macht seine Sache aber ebenfalls sehr gut und bringt die Tracks jeweils mit dem richtigen Feeling.
Bezüglich der Songs kommen nach einem sehr atmosphärischen Intro erstmal zwei Rocker in Gestalt von "Ride On" und "Desolate Chile", gefolgt von dem mit plakativer Anti-Kriegs-Botschaft versehenen "Stop Bombing Each Other". Ein simples Gitarrenriff unterlegt den von Soul-Blues-Gesang bestimmten Chant.
Mit dem fünften Stück folgt eine ganz starke Nummer in Form von "Halos", die sofort ins Ohr geht und einfach nicht mehr hinaus will. Weit entfernt von irgendwelchem Schmalz hat man endlich mal wieder das Gefühl eine Ballade zu hören, die nicht geschrieben wurde, weil eine Ballade mit dabei sein muss, sondern die direkt von Herzen kommt. Sehr stark!
Etwa ab der zweiten Hälfte der CD werden die Latin Rock-Einflüsse immer stärker und bestimmender. Dennoch bleibt die Stilvielfalt erhalten.
"After The Summer" kann man ohne weiteres als poppiges Radiofutter durchgehen lassen, "Flying Tigers, Crying Dragons" ist ein richtig gutes Instrumental, bei dem wunderschöne Gitarrenmelodien und erneut die Schlagwerk-Abteilung im Vordergrund stehen.
Völlig überraschend folgt danach ein Van Halen-Cover: "Ain't Talkin' 'bout Love", das sich jedoch deutlich vom Original abhebt. Mit starken Latin-Einschüben machen Tribe Of Gypsies den Song sprichwörtlich zu ihrem eigenen.
Und zum Finale dreht die Band dann mit "La Hora" (das verhalten beginnt, sich dann aber in ein wahres Feuerwerk steigert) und "Hands To Eternity" (mit Flamenco und Led Zeppelin-artigen, orientalischen Einflüssen versehen) noch einmal so richtig auf und lässt "Dweller In The Threshold" auf ganz hohem Niveau ausklingen.
Ein starkes und sehr interessantes Album! Sollte man auf jeden Fall zumindest mal anchecken!
Line-up:
Chas West (Lead Vocals)
Roy Z. (Guitars & Vocals)
Ray Rodriguez (Keyboards)
Elvis Balladares (Percussion)
Christian Byrne (Guitars & Bass)
David Moreno (Drums)
Tracklist
01:Big Sky Presence
02:Ride On
03:Desolate Chile
04:Stop Bombing Each Other
05:Halos
06:Zoot Suit Mardi Gras
07:Go Your Way
08:After The Summer
09:Flying Tiger, Crying Dragons
10:Ain't Talkin' 'bout Love
11:Never Will Be Mine
12:La Hora
13:Hands To Eternity
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