Triumvirat / Remasters
Mediterranean Tales      Illusions On A Double Dimple
Discographie:

1:Mediterranean Tales (1972)
2:Illusions Of A Double Dimple (1974)
3:Spartacus (1975)
4:Old Loves Die Hard (1976)
5:Pompeii (1977)
6:A la Carte (1978)
7:Russian Roulette (1979)
Virtuos - die "Brockhaus Enzyklopädie" bezeichnet dies als meisterhaft, tech. vollendet.
Ego. Ich-bezogenheit.
Classic Rock. Halt!! Hier gibt es ein Problem. Im angelsächsischen Sprachraum bedeutet Classic Rock eben nicht "Klassik-Rock". Hat mit klassischer Musik nichts zu tun, sondern bezieht sich auf einen wie immer eng oder weniger eng gesteckten zeitlichen Rahmen. Also Vorsicht.
Klassische Musik mit Elementen des Pop bzw. des daraus entstehendem Rock wurde hauptsächlich in Europa vermischt. Bands wie The Nice, Procul Harum, Emerson, Lake & Palmer, Yes oder auch Ekseption aus Holland grasten diese Gegend der musikalischen Weide ab. Und immer waren virtuose Keyboardspieler beteiligt. (wieso eigentlich Tasteninstrumente? - klassische Musik ist doch eher streicherlastig...die Elemente des Klassik-Rock beziehen sich m. E. eher auf die biedere Phase des Barock, nicht auf die symphonische Romantik) - die zweifelsfrei bekanntesten waren wohl Keith Emerson (Nice, ELP) und Rick Wakeman (Strawbs, YES).
Spartacus      Old Loves Die Hard
Es muss auch grundsätzlich die Frage erlaubt sein, wieweit es in Ordnung ist, solche Platten von Leuten wie mir, heutzutage zu rezensieren. Damals war das (zum Teil) sicher meine Welt - heutzutage hört sich vieles (ELP & Co.) doch eher nach dem Tod des Rock'n'Roll an. Wenn ich heutzutage solche Musik hören will leg ich gleich eine Klassikplatte auf - gegen die Symphonie "Aus der neuen Welt" von Dvorak etwa, gespielt von einem Top-Orchester hat dieser Klassik-Rock eh keine Chance. Und die Gefilde des Barock (s.o.) langweilen mich zu Tode. Ich scheine schon an den Begriffen zu scheitern. Ist Klassik-Rock gleich Prog(ressive)-Rock? Als einer, der beispielsweise 1971 "Yours Is No Disgrace" und "Starship Trooper" vom Yes-Album oder 1973 "Close To The Edge" von der gleichnamigen Platte zu Tode genudelt hat sage ich mal als Nichtwisser: Nein!
Wie dem auch sei, auch in Deutschland wurde Klassik-Rock (nach-)gespielt. Die von Jürgen Fritz 1969 gegründete Band Triumvirat war als Trio dem berühmten Vorbild ELP nachempfunden, allerdings mit dem gewaltigen Unterschied, dass bei den Engländern drei Gleichberechtigte auf ihrem jeweiligen Egotrip waren, bei Triumvirat nur einer, nämlich der virtuose Fritz. Die anderen waren, obwohl gute Musiker, austauschbares Beiwerk.
Dass diese Art von Musik ein Menge an Geld abwarf, darf man schon alleine der Tatsache entnehmen, dass Triumvirat als deutsche Band auf dem "EMI"-Ableger "Harvest" erschien - als 1972 die erste Platte "Mediterranean Tales: Across the Waters" dann greifbar war, klang sie aber doch recht eintönig, neben einem ausgeprägtem Mozartzitat und biederem Rockgesprengsel wurde nur Hausmannskost vorgesetzt. Virtuos natürlich. Fast alle Titel aber im damaligen absoluten "In"-Bereich, will sagen: alle sehr lang...wobei ich einwerfen möchte, dass mir damals das 23-minütige "Eruption" der Holländer Focus, ebenfalls von 1972, doch viel mehr zusagte. Eigenständiger, wohl auch wegen dem (virtuosen!) Gitarristen Jan Akkerman stilistisch vielseitiger. Das nur am Rande.
Pompeij  A La Carte  Russian Roulette
Die 1974 nachgeschobene Platte "Illusions On A Double Dimple", wagte dann den Rahmen zu erweitern. In den beiden über 20 Minuten langen Stücken der LP waren neben ein paar ELP-Klängen auch Chor, Streicher und Bläser zu vernehmen, was allerdings auch den Hang zum Bombast verstärkte. Triumvirat war drei Monate auf US-Tour und schaffte es, die Platte in die "Billboard-Charts" zu bringen.
Das Konzeptalbum "Spartacus" von 1975 gab leider eine (weitere) Menge Selbstständigkeit zugunsten von ELP-Bearbeitungen, so gelungen sie auch waren, wieder auf. Trotzdem wird das Album von vielen als das Beste von Triumvirat bezeichnet, das gilt (galt) auch für mich persönlich. Das dramatische Ende des Titeltracks war ein echter Boxenprüfstein, speziell in Verbindung mit den damals riesengroßen, schweren japanischen Stereo-Receivern.
"Old Loves Die Hard" brachte 1976 mit Barry Palmer erstmals einen englischen Sänger in die Band und siehe da: ohne Akzent klingt's besser. Obwohl immer noch von ELP-Elementen durchsetzt, wurden diese etwas zurückgedrängt. Das Resultat stellt die Platte trotz der dominanten Keyboards von Jürgen Fritz aber eher in die etwas glattgebügelte Pop/Rock-Mainstream Ecke.
1977 dann der Egotrip par excellence: "Pompeii" war als Soloalbum von Fritz konzipiert - mit Gastmusikern - und musste wegen rechtlicher Verfügungen unter dem Namen New Triumvirat erscheinen. Gerettet hat das auch nichts mehr. Wie zu erwarten war, wurde auf dieser Platte die Virtuosität des Jürgen Fritz zur Schau gestellt - gepaart mit dem üblichen Bombast und null Innovation konnte man nur gähnen.
"A La Carte" und "Russian Roulette" kamen dann 1978 bzw. 1979 als letzte Platten dieser Band. "A La Carte" liegt mir nicht vor und ich möchte auch nicht etwas aus meiner Erinnerung schreiben, das wäre sicher unfair! "Russian Roulette" dreht sich allerdings im Player und ich muss leider sagen: Ohne jegliche Glaubwürdigkeit wurden hier wahllos Stile vermengt, die gar nicht zu Fritz und seinen Mannen passten. Ob Rock'n'Roll, ob Reggae - die Platte war peinlich, das Pulver war verschossen.
Alle diese Alben wurden von "EMI" durch Remastering klanglich aufgemöbelt und mit Bonustracks versehen. Wer im Gegensatz zu mir diese Musik wirklich liebt (und bis auf vielleicht "Russian Roulette" werden die Platten sicher von vielen Fans gerne gehört) sollte eventuell darin investieren. Denn eins ist sicher: Gut klingen sie, diese neuen Remaster-Editionen.
Remasters: Triumvirat Discographie, EMI International
Manni Hüther, 04.10.2003