Tweedy. / Sukierae
Sukierae Spielzeit: 39:16 (CD 1), 32:26 (CD 2)
Medium: Doppel-CD
Label: dBpm Records, 2014
Stil: Alternative Rock

Review vom 08.11.2014


Wolfgang Giese
Tweedy? Wer ist denn nur Tweedy? Nun, es ist die Band um den 1967 geborenen Musiker Jeff Tweedy (genau, der von Wilco und Uncle Tupelo!) und seines achtzehnjährigen Sohnes Spencer. Hier ist ihr gemeinsames Debütalbum mit zwanzig Songs, verteilt auf zwei CDs.
Nun, gleich vorweg, so richtig 'anfreunden' kann ich mit dieser Musik nicht, im Gegensatz zu der oben genannter Bands des Protagonisten. Sicher, keine schlechte Musik ist es, die ich vernehme, doch vielleicht ist es dieses roh Anmutende, das mir (zunächst?) den Zugang ein wenig verweigert? Bei manchem Song habe ich den Eindruck, es könnten ebenso gut Demos sein für eine bevorstehende Platte.
So startet die erste CD gleich mit einer gewissen Punk-Attitüde, und schräg wird es, wenn so etwas wie Streicherklänge dazu stoßen. Aber nach eineinhalb Minuten ist der Spuk vorbei und es wird ganz ruhig und beschaulich, so in etwa wie frühere, langsam schleppende Songs von Neil Young etwa. "World Away", mit dem sehr nach vorn gemischten Schlagzeug, erinnert mich ein wenig an
Bo Diddley, allerdings nur, was den Rhythmus betrifft.
So erlebe ich einen Wechsel zwischen ruhigen und zurückhaltend geprägten Songs und solchen, die mit rauem Rock vorangehen, wie zum Beispiel "Diamond Light Pt. 1", mit sehr dominant rumpelndem Schlagzeug und durch Gitarre erzeugte Dissonanzen, die ein wenig befremdlich wirken. Mir gefallen da solche harmonischen Songs wie "Wait For Love" weitaus besser. Trotz der mitunter härteren Gangart wirkt die Atmosphäre der Musik - insgesamt gesehen - jedoch recht entspannt und die reduzierten Arrangements geben ihr übriges dazu. "Low Key" erinnert mich an Musik von
John Lennon und "Slow Love" ist sehr wattig und verschwommen im Sound, wirkt wie weggetreten und sehr befremdlich.
Mit "Flowering" erleben wir eine Synthese akustischer und elektrischer Gitarrenklänge und das rumpelnde Schlagzeug erinnert mich auch hier an die Spielweise von Ringo Starr, und auch schon wieder ein Hauch von Lennon. Ja, Anklänge aus früheren Zeiten tauchen verstärkt auf. Und deshalb klingt die Musik auf angenehme Weise recht altmodisch, doch habe ich den Eindruck, dass es nicht unbedingt nötig war, wirklich alles zu veröffentlichen. Denn angesichts der rauen, ungeschliffenen Art mag sich der/die eine oder andere fragen, warum das nun Alles auf ein Doppelalbum musste? Nun, das wird der Künstler selbst am besten erklären können. Die besten Songs der Sammlung vielleicht auf einer Platte hätte in der Folge für bestimmte Hörer zu einem besseren Ergebnis gereicht. Ob allerdings dann die durchgehend bestehende Atmosphäre auch genau so gewirkt hätte, sei dahingestellt. Denn andererseits gewinne ich nach mehrmaligem Hören den Eindruck, dass einige Songs wie Atempausen wirken, die die Musik vielleicht auch braucht. Angesichts der ohnehin kurzen Spielzeit hätte man alle Songs auch auf einer CD veröffentlichen können. Aber - es ist schon gut so, wie es ist.
Einen nicht so angenehmen Hintergrund zu dieser Platte gibt es leider auch. Während der Vorbereitungen zu den Aufnahmen diagnostizierte man bei der Ehefrau Jeff Tweedys Krebs, so dass diese Tatsache - verbunden mit all den Eindrücken, die damit einhergehen - sicher dazu führte, dass dies in die Gestaltung der Texte und Musik einfloss.
Line-up:
Jeff Tweedy (vocals, guitar, bass, iPhone tracks, keyboards, piano)
Spencer Tweedy (drums, percussion)
Jess Wolfe (background vocals - CD 1: #2,5,6,8-10, CD 2: #7, 10)
Holly Laessig (background vocals - CD 1: #2,5,6,8-10, CD 2: #7, 10)
Scott McCaughey (piano - CD 1: #5, 6, CD 2: #1-3,6, mellotron - CD 1: #6, typewriter - CD 2: #3, vibraphone - CD 2: #6)
Tracklist
CD 1:
01:Please Don't Let Me Be So Understood (1:33)
02:High As Hello (3:56)
03:World Away (3:31)
04:Diamond Light Pt. 1 (6:13)
05:Wait For Love (3:07)
06:Low Key (3:15)
07:Pigeons (3:09)
08:Slow Love (5:32)
09:Nobody Dies Anymore (4:58)
10:I'll Sing It (4:02)
(all songs written by Jeff Tweedy)
CD 2:
01:Flowering (2:54)
02:Desert Bell (3:18)
03:Summer Noon (3:33)
04:Honey Combed (2:42)
05:New Moon (3:39)
06:Down From Above (4:25)
07:Where My Love (3:42)
08:Fake Fur Coat (2:24)
09:Hazel (2:36)
10:I'll Never Know (3:13)
(all songs written by Jeff Tweedy)
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