Twisted Sister / Live At The Astoria
Live At The Astoria Spielzeit: 74:24 (CD), 97:00 (DVD)
Medium: CD & DVD
Label: Global Music, 2008
Stil: Glam Metal

Review vom 14.12.2008


Moritz Alves
Weihnachten naht, und so haben sich auch die 'Perversen Schwestern' gefragt, was sie ihren Anhängern zum Fest der Liebe denn Gutes tun könnten. Nachdem sie vor zwei Jahren mit der Weihnachtsplatte A Twisted Christmas das naheliegendste Geschenk schon veröffentlicht hatten, reichte es jetzt gerade noch für einen vier Jahre alten Konzertmitschnitt aus dem altehrwürdigen Astoria zu London.
Doch auch wenn man es hier offenkundig mit einer vergleichsweise 'ollen Kamelle' zu tun hat, stehen die Dinge gar nicht so schlecht um diesen Release, wie man vielleicht annehmen möchte. Man bekommt hier nämlich nicht nur die Audiospuren dieses Gigs geboten, sondern wird obendrein auch mit den dazugehörigen Bildern auf DVD versorgt. "Live At The Astoria" ist also eine runde Sache, die man zwar nicht zwingend kaufen muss, die sich aber dennoch wunderbar im heimischen Plattenschrank macht.
Stattgefunden hat das hier nachzuempfindende Konzert im August 2004 im Rahmen der damaligen Comeback-Bemühungen von Twisted Sister - die Band fand sich zum damaligen Zeitpunkt außerdem zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder auf einer britischen Bühne zusammen, um das Haus amtlich zu rocken.
Dies taten sie dann auch gute 100 Minuten lang und brachten dem englischen Publikum schonungslos bei, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Dementsprechend euphorisch und dankbar fallen auch die Reaktionen der Fans aus, die sich bei dem hier dargebotenen Best-Of-Programm wie im Siebten Himmel gefühlt haben müssen. Denn der Fünfer um Frontsau Dee Snider lässt mit Krachern wie beispielsweise "Under The Blade", "Shoot 'Em Down", "You Can't Stop Rock 'N' Roll", "We're Not Gonna Take It" oder "I Wanna Rock" keinen Bandklassiker aus und sorgt im Sekundentakt für feuchte Augen und Höschen sowie permanente Metal-Nostalgie. Twisted Sister schleudern Hit um Hit in Richtung ihrer frenetischen Anhänger, dass es eine wahre Freude ist!
Schön auch, dass man hier eine äußerst authentische, räudige Rockshow geboten bekommt, denn der Sound drückt sich einem ungehobelt und dreckig in die Gehörgänge. Hier wurde nichts geschönt oder glattgebügelt, sondern einfach die pure, unverfälschte Live-Energie und Club-Atmosphäre eingefangen, die sich mühelos in den heimischen vier Wänden wieder aufleben lässt. Die Herren zeigen sich dabei durchweg in unbändiger, ungezügelter Spielfreude, so dass ihnen die Briten problemlos aus der Hand fressen. Dieses schweißtreibende Rocken und wilde Bangen wird auf der DVD noch besser deutlich: Besonders der blonde Derwisch Snider wirbelt headbangend über die Bretter, dass seine Mitmusiker fast schon zu Statisten verkommen, denn gerade Gitarrero Eddie Ojeda steht eigentlich recht regungslos da. Dagegen malträtiert Tiefton-Koloss Mark Mendoza seinen Bass, als gäbe es kein Morgen... Nackenwirbel und Instrumente werden unterm Strich also gnadenlos in Mitleidenschaft gezogen.
Gleich beim furiosen, hammerharten Opener "What You Don't Know (Sure Can Hurt You)" fühlt man sich an die glorreich-schmutzigen 1980er-Live-Aufnahmen aus dem Londoner Marquee Club erinnert, die es schon auf "Big Hits And Nasty Cuts - The Best Of Twisted Sister" (1992) als Dreingabe auf die Ohren gab. Der Konzerteinstieg ist hier nämlich genau so bösartig und laut wie damals, drückt durch zeitgemäße Aufnahmetechnik allerdings noch ein gutes Stück mehr aufs Trommelfell.
Auf der DVD kommt dieser Show-Auftakt übrigens noch wesentlich beeindruckender rüber, da Twisted Sister am Anfang in permanentem Blitzlichtgewitter losrocken. Dabei fällt besonders das Glam-Metal-Gedächtnis-Outfit von Snider, Ojeda und dem zweiten Gitarristen Jay Jay French auf, die optisch den 1980er Jahren schonungslos Rechnung tragen. Gerade der Sänger sieht genau so aus, wie man ihn aus den klassischen Musikvideos in Erinnerung hat.
Positiv an der DVD ist, dass man hier (im Gegensatz zur CD) die kompletten Ansagen von Snider und French zu hören bekommt, die zahlreiche Anekdoten aus der Bandgeschichte vom Stapel lassen. So zieht der Frontmann in der Mitte vom wohl größten Band-Hit "We're Not Gonna Take It" minutenlang über die damalige Plattenfirma und deren Verantwortliche her, die das Potenzial des Songs nicht mal ansatzweise erkannt hätten (die Namen wurden natürlich nachträglich unkenntlich gemacht). Vor der zweiten und letzten Zugabe "S.M.F." stellt er dann die Band vor und weist noch mal darauf hin, dass die Reunion alles andere als einfach gewesen ist. Darüber hinaus gibt es in diesem Song, genau wie bei "I Wanna Rock", massenweise Interaktion mit dem Publikum, das daraufhin extrem steil geht.
Unterm Strich präsentieren die 'Sick Motherfuckers' hier also einen überaus kurzweiligen Live-Mitschnitt, der einen ohne viel Schnickschnack gnadenlos und direkt anspringt. So räudig darf Heavy Metal heutzutage gern öfter klingen! Abgerundet wird das Package übrigens von einem schmalen Booklet inklusive Liner-Notes, einigen Fotos und einem kurzen Interview mit Jay Jay French.
"Live At The Astoria" kann man sich also guten Gewissens zulegen, wenn man nicht schon die 2005er DVD "Live At Wacken: The Reunion" sein Eigen nennt.
Line-up:
Dee Snider (lead vocals)
Jay Jay French (guitar, vocals)
Eddie Ojeda (guitar, vocals)
Mark Mendoza (bass, vocals)
A.J. Pero (drums, vocals)
Tracklist CD & DVD
01:What You Don't Know (Sure Can Hurt You) (5:02)
02:The Kids Are Back (2:52)
03:Under The Blade (4:48)
04:Destroyer (4:22)
05:Like A Knife In The Back (2:46)
06:Burn In Hell (5:31)
07:Ride To Live, Live To Ride (3:46)
08:Shoot 'Em Down (3:15)
09:You Can't Stop Rock 'N' Roll (4:24)
10:The Fire Still Burns (3:13)
11:We're Not Gonna Take It (3:59)
12:The Price (4:42)
13:I Am (I'm Me) (4:42)
14:I Wanna Rock (9:00)
15:Come Out And Play (5:34)
16:S.M.F. (6:46)
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