Andreas Vockrodt / Adventures From Foggyland
Adventures From Foggyland Spielzeit: 44:19
Medium: CD
Label: 7hard, 2015
Stil: Rock

Review vom 08.04.2015


Jochen v. Arnim
Ich, ich liebe ja Gitarrenalben. Alben, auf denen die Axt dominiert. Alben, die oft eine dieser Gratwanderungen zwischen überkandidelter Selbstdarstellung und technisch bestens umgesetzter Begabung darstellen. Alben, die ganz leicht auch mal auf den Sack gehen können. Andreas Vockrodt liebt solche ersteren Alben wahrscheinlich auch. Alben, auf denen die Axt dominiert. Andreas Vockrodt spielt selber auf der Axt und Andreas Vockrodt hat gerade eines dieser Alben herausgebracht.
Aber er spielt nicht nur Gitarre (und hat das schon seit rund 15 Jahren überaus erfolgreich gemacht), er tut sich auch als Organisator hervor. Der Gitarrenweltrekord mit über 1800 Axtmännern bescherte ihm u. a. einen zweiseitigen Eintrag im Guiness-Buch. Im Mai folgt eine weitere Veranstaltung dieser Art - schaut mal in unseren News oder im Terminkalender, was er sich für das Guitars United-Festival ausgedacht hat, wo u. a. auch HSS auftreten werden.
Mit "Adventures From Foggyland" entführt er den Hörer auf rund fünfundvierzig Minuten in eine Art Paralleluniversum, in dem er selber (nicht nur auf der Gitarre) als Foggy die Hauptrolle spielt. Für dieses musikalische Abenteuer bedient er sich neben der Hauptkomponente Rock auch stilistischer Hilfsmittel aus anderen Genres, wie dem Metal, dem Jazz (erstaunlicherweise nicht "Pocketful Of Jazz", sondern eher "Tappology") oder dem Blues. Unterstützt wird er von zwei Bassisten, Stefan Müller und Roland Hrastinski, während weitere Klanggebilde wohl aus dem Rechner kommen.
Was sich dann so aus den Speakern zieht, ist ab dem Opener, "21 Is Only Half The Truth", durchweg gefällig, immer sehr melodiös und gipfelt vor allen Dingen nicht in diesem vorgenannten, auf den Sack gehenden Griffbrettgewichse, mit dem uns schon so manch ein selbsternannter Gitarrengott echtes Unwohlsein in der Magengegend bereiten konnte. Riffing, mal schwer, mal locker, löst kleine Solo-Läufe ab, metamorphisiert erneut zu einem Riff und diese Kompositionen versprühen durchweg Abwechslung.
Zwischendurch wird dann auch mal ein Klangteppich aus Tastentönen unterlegt ("March Of The Spider" - sind das die kleinen Viecher, die da überall über das Cover krabbeln?) und der Härtegrad nimmt erfreulich zu. Da kommen zu Beginn und gegen Ende des 'Spinnenmarsches' erfreuliche Erinnerungen an Altes von Uriah Heep auf - subjektiv gefühlt. Natürlich geht so ein Album aber nicht ohne noch weitere Assoziationen, als da Kollegen wie Malmsteen, Tapping-Gott Eddie Van Halen, Blues-Meister Gary Moore ("Foggy Waltz") und Konsorten wären.
"Sergeant Tapper's Amazing Box Of Lullabies" (wer hat sich DEN Titel denn ausgedacht…?) ist alles andere als ein sanftes Schlafliedchen, bewegt es sich doch eher im Hochgeschwindigkeits- ja, auch Tapping. Irgendwie vermag der Rezensent, hier zudem noch leicht folkloristisch angehauchte Töne auszumachen. Leider wirken die Double Bass-Sounds eben wie Double Bass-Sounds und nicht wie 'the real thing'.
Dieser Kritikpunkt ist im Grunde auch der einzige, den ich guten Gewissens anbringen kann, denn die Drums kommen 'a weng' steril rüber. Ansonsten jedoch kann ich garantieren, dass "Adventures From Foggyland" kein Dasein in der hintersten Ecke meines CD-Regals fristen wird. Besonders auch ausgekoppelt in einer selbstgemachten Compilation mag ich mir neben dem bereits erwähnten "March Of The Spider" auch den "Sophisticated Dancer" vorstellen, der auf der gesamten Länge voll zu überzeugen weiß - vielleicht auch wegen der erneut eingesetzten Tasten.
Wer sich ein Gitarrenalbum kauft, der weiß in der Regel, worauf er sich einlässt und ich kann erneut guten Gewissens konstatieren, dass unser Scheibchen hier nicht aus der eingangs genannten 'Sack-Kategorie' stammt. Neben einer hervorragenden Werkschau ist "Adventures From Foggyland" auch ein durchweg unterhaltsames Instrumental-Album geworden, das man jedem Gitarrenliebhaber empfehlen kann.
Line-up:
Andreas Vockrodt (all guitars, programming)
Stefan Müller (bass - #1-3,5-10)
Roland Hrastinski (bass - #4)
Tracklist
01:21 Is Only Half The Truth
02:Greetings From Mr. Knowitall
03:March Of The Spider
04:Pocketful Of Jazz
05:Riffology
06:Sergeant Tapper's Amazing Box Of Lullabies
07:Sophisticated Dancer
08:Tappology
09:The Foggy Waltz
10:Transition To Reality
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