Brad Vickers & His Vestapolitans / Great Day In The Morning
Great Day In The Morning Spielzeit: 50:11
Medium: CD
Label: Manhatone Records, 2007
Stil: Roots Music, Blues

Review vom 24.04.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Beim ersten Hören von "Great Day In The Morning" habe ich die Nase gerümpft, obwohl mir die Kapelle durch den Vorgänger Traveling Fool bereits bekannt war. Wie es so ist, wurde die Platte nach einigen Tagen nochmals in den Playerschacht geschoben und siehe da, es funktionierte mit "Great Day In The Morning". Vielleicht hat mich der wohl noch großzügiger gezogenen Kreis der Musik zunächst etwas stutzig gemacht, aber jetzt hat die Scheibe eine Art Ehrenplatz eingenommen, denn Brad Vickers und seine Band sind nicht mit normalen Maßstäben zu messen.
Vorliegende Platte symbolisiert den musikalischen Spagat zwischen Rag Time, Blues, Country, Jazz-Flair oder »good old American roots 'n' roll.« Auf so etwas muss man sich einlassen (können). Puristen, aus welcher Ecke auch immer, haben hier keine, aber auch gar keine Chance, Land zu erblicken. Dafür ist der Horizont dieses Albums, Brad Vickers' Viertes, viel zu groß. Man musste die Aufnahmesessions wegen des Hurrikans 'Sandy' verschieben und da ist es wohl danach zeitlich gut ausgekommen, dass der Violinist Charles Burnham auch später konnte, denn er wird in den Linernotes als der besondere Gast erwähnt.
Am Line-up der Vestapolitans hat sich nichts geändert, sodass der Satz von wegen 'never change ...' perfekt passt. Mit dem Album ist der querdenkende Protagonist auch auf der Gewinnerstraße, denn mittlerweile hat die Gruppe alle Fragezeichen verschwinden lassen und so das Blatt eindeutig in die positive Richtung gewendet.
Der musikalische Gemischtwarenladen wird durch zwei Tracks von Memphis Minnie ("Frisco Town") beziehungsweise Tampa Red ("Anna Lou Blues") abgerundet. Beide Stücke in einer relativ kleinen Besetzung gespielt, sodass der Charakter des Country Blues voll und ganz zur Geltung kommt. Mit ihrer Violine drückt Margey Peters den Coversongs ihren Stempel auf und in letztgenannter Nummer setzt Brad Vickers abermals das Bottleneck ein. Sein Slidespiel kann als exzellent bezeichnet werden. Wenn Charles Burnham sein Streichinstrument zum Klingen bringt, spielt Margey Peters die zweite Geige. Nicht selten kommen die Bläser Jim Davis (Tenorsaxofon), Matt Cowan (Baritonsaxofon) zum Einsatz und dabei verpassen sie den Tracks eine ganz besondere Atmosphäre.
Bei der hier präsentierten Mischung von Pre War Blues bis Jazz ist nicht so ganz klar, an welches Publikum sich der Protagonist mit seinen Vestapolitans wendet. Meines Erachtens gehört der aufgeschlossene, vorurteilsfreie Hörer eindeutig zur Zielgruppe.
Mit der von Brad Vickers geschriebenen Nummer "Sit Down And Talk" ist man dann im Mississippi Delta angekommen. Nur im Trio mit Margey Peters am Bass sowie Bill Rankin (Schlagzeug) eingespielt, hat man einen herausragenden Slow Blues am Start. Dieses Stück steht in sehr starkem Kontrast zum folgenden Titelstück "Great Day In The Morning", denn hier wird auf das Tempo gedrückt und Country-Stimmung regiert das Lied. Margey Peters und Brad Vickers sind nicht nur beeindruckende Musiker, nein, sie können auch klasse Songs schreiben.
Die Hart Wand-Komposition "Dallas Blues" hat einen besonderen Stellenwert, denn: »All proceeds from bonus track "Dallas Blues" (which we had released digitally in March 2012 celebrating the centennial of this "first published blues") will continue to benefit The Blues Foundation's H.A.R.T. Fund, which helps blues musicians and their families by addressing medical and preventive health needs, and assisting with burial expenses.«
Schlussendlich hat sich "Great Day In The Morning" zu einem ganz besonderen Album entwickelt. Brad Vickers & His Vestapolitans schwimmen damit eben nicht im großen Strom der generellen Trends. Abseits der Hautstraßen gibt so viele schöne Hörenswürdigkeiten und diese Platte zählt uneingeschränkt dazu.
Line-up:
Brad Vickers (vocals, guitar, bottleneck guitar, hand claps)
Margey Peters (vocals, fiddle, electric bass, hand claps)
V.D. King (banjolele)
Michael Bram (mandolin)
Charles Burnham (fiddle)
Jeremy Baum (piano, Hammond B3)
Jim Davis (tenor saxophone)
Matt Cowan (baritone saxophone)
Jim Davis (clarinet, tenor saxophone)
Dave Gross (upright bass, mandolin, rhythm guitar, percussion, hand claps)
Bill Rankin (drums, percussion)
Christine Santelli (vocals)
Gina Sicilia (vocals)
Tracklist
01:Intro (0:11)
02:Little Gem (4:13)
03:Train Goin' Westward Bound (2:43)
04:Saving String Rag (3:04)
05:Sit Down And Talk (3:09)
06:Great Day In The Morning (3:05)
07:Saturday Blues (3:40)
08:Chapter And Verse (3:51)
09:It's A Good Life (3:10)
10:Frisco Town (2:44)
11:This Might Not Be Your Day (4:23)
12:Anna Lou Blues (3:46)
13:The Way It's Got To Be (3:25) 14:Together For Good (3:39)

Bonus Track:
15:Dallas Blues (5:09)
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