Danny Vaughn / The Road Less Travelled
The Road Less Travelled Spielzeit: 60:05
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Melodic Rock

Review vom 26.10.2009


Boris Theobald
Der Danny Vaughn, der heute auf der Bühne steht, ist nicht mehr derselbe wie jener, der vor beinahe 20 Jahren mit Tyketto in MTV-Clips auftauchte. Er sagt das ganz offenherzig über sich selbst. Früher habe er Rockstar werden wollen. Nach Absturz und Desillusionierung habe er Jahre später wieder seine Liebe zur Musik entdeckt - zur Musik, die mit Preisverleihungen und Kommerzdruck nichts am Hut hat. Er startete von Neuem unter seinem eigenen Namen; und auch Tyketto ist (immer mal wieder) am Leben. Aber alles ist anders - Vaughn spielt in kleinen Clubs und hält unheimlich engen Kontakt zu den Fans, die diese Musik genau so lieben wie er selbst.
Ein exzellentes Dokument der Nähe zwischen Künstler und Fans ist dieses mit zahlreichen sympathischen Ansprachen gespickte Akustik-Livealbum. Es trägt das letzte Studioalbum "Traveller" - für mich eines der stärksten Melodic Rock-Scheiben der vergangenen Jahre - zum Teil im Titel. "The Road Less Travelled", aufgenommen im Dezember 2008 in Newcastle, bietet einen einstündigen Querschnitt durch mehr Schaffensphasen Vaughns als die meisten überhaupt kennen dürften. Und dabei ist kein einziger Song in der Setlist, der schon auf dem (nicht nur akustischen) letzten, guten aber nicht überragenden Live-Album "Forever Live" von 2002 gestanden hätte. Klar würde sich niemand beschweren, den 'Evergreen' "Forever Young" auch zum x-ten Mal vertont zu bekommen. Doch viel besser als das sind exklusive Raritäten, sogar nie zuvor live gespielte Songs.
Sogar vier Stücke der beiden From The Inside-Alben stehen auf der Setlist. Bei "Damn" erklärt der Frontmann noch, dass es sich im Original um einen Country-Song von LeAnn Rimes handelt, den man hier zu einer klasse Akustik-Ballade umfunktioniert hat. Diese Nummer ist eines der besten Beispiele für Vaughns stimmliche Fähigkeiten und die immense Emotionalität, die er in den Gesang legt - das ist schon Gänsehaut erregend, wenn die Melodie im Chorus immer neue Höhen erklimmt und Vaughn mehr und mehr Power in die Stimme gibt.
Die einfühlsame Ballade "Jenny Doesn't Live Here Anymore" vom Flesh & Blood-Album "Blues For Daze" (u.a. auch mit Al Pitrelli) dürfte selbst für viele Vaughn-Fans eine Hörpremiere sein. Anders sieht es mit den Stücken seiner Soloalben aus: zwei mal "Fearless"-Stoff, dazu der Titeltrack von "Soldiers And Sailors On Riverside" und natürlich "Traveller"-Songs, drei Stück an der Zahl. Darunter ist auch mein persönlicher Höhepunkt des Konzerts: "Lifted" - ein Song, den man so schnell nicht vergisst, wenn man ihn einmal gehört hat; einer, der Kraft spendet, wenn's einem dreckig geht. Die Live-Version, von der verträumten Klavier-Strophe bis hin zum Seelen reinigenden Kraft-Chorus, ist einfach wunderbar lebendig, auch auf Grund der klasse Backing Vocals. Zudem erzählt Danny Vaughn die Geschichte dieses Stücks, das er nach eigenem Bekunden als eine Art 'Gebet' geschrieben hatte, als es ihm selbst schlecht ging.
Das Feeling stimmt bei diesem Live-Konzert. Alle Nummern gehen unter die Haut, egal ob Ruhiges zum Schwelgen oder dynamische Songs, bei denen Klavier (bzw. Keyboard, also nicht ganz 'akustisch') und Gitarre optimistische, Kraft spendende Drives entwickeln. Zudem stecken Danny Vaughns Songs auch textlich allesamt voller persönlicher Botschaften. Ein immer wiederkehrendes Thema ist das des 'Reisenden' in vielerlei Hinsicht - und das nicht erst seit "Traveller". Als 'Zugabe' gibt's dann doch noch mal Tyketto - die Akustikversion des durchaus tanzbaren "Lay Your Body Down" mit Mundharmonika-Solo und Rock'n'Roll-Einlage an den Tasten verdient das Prädikat 'extra cool'.
"The Road Less Travelled" hinterlässt einen ausnahmslos positiven Eindruck. Musikalisch ist das erste Sahne. Und auch die persönliche Note des Frontmanns und Solokünstlers kommt stark und auf sympathische Weise rüber - übrigens auch in einer in dieser Form nicht alltäglichen Widmung im Booklet an die Fans. Spontan kommt mir da nochmal der vom wahren Leben mitgeschriebene Text von "A Million Miles Of Road" in den Sinn:
»I've got one grain of truth,
And this is how it stands,
You want to hear God laugh?
Tell him your plans,
Some days you run, some you just sit
on your hands,
But all you can do,
Is as the situation demands

But I've still got my drummer,
Still got my health,
Still got plenty of miles in the tank left,
But of all these things I'd have to say,
The best of them all are the friends I've made,
Along the way«
Line-up:
Danny Vaughn (vocals, guitar)
Tony Marshall (guitar, backing vocals)
Steve McKenna (bass, backing vocals)
Lee Morris (drums, backing vocals)
Mike Corfield (keyboard)
Tracklist
01:Traveller
02:Making Waves
03:Soldiers & Sailors On Riverside
04:Restless Blood
05:Damn
06:Jenny Doesn't Live Here Anymore
07:Visions
08:Nothing At All
09:Lifted
10:A Million Miles Of Road
11:When You Walk Away
12:Lay Your Body Down
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