Dino Valenti / Get Together
Get Together Spielzeit: 68:40 (CD 1), 40:59 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Itsaboutmusic, 2011 (1964 - 1970)
Stil: Singer/Songwriter


Review vom 23.03.2011


Markus Kerren
Dino Valenti war ein junger, aufstrebender Singer/Songwriter im New Yorker Greenwich Village während der magischen Zeit Anfang der sechziger Jahre. Er war Bestandteil der dortigen Folk-Szene und Szene-Ikonen wie Bob Dylan, Fred Neil, Tom Paxton, Jack Kerouac oder Allen Ginsberg waren ganz selbstverständliche Trink-Gefährten. Aufgewachsen war er auf dem Karneval, genauer gesagt in dem Verbund herumreisender Schausteller, denen sich seine Eltern angeschlossen hatten. Für den jungen Dino gab es also jeden Abend ein neues Wunder zu erleben und so lag dann auch der Wunsch nahe, selbst eines Tages ins Show-Geschäft einzusteigen.
In der Mitte der Sechziger angekommen, war Valenti nach San Francisco übergesiedelt. Dort wurde Quicksilver Messenger Service (QMS) mit der Absicht gegründet, ihn als Backing-Band zu unterstützen. Aber noch bevor durchgestartet werden konnte, wurde Dino gleich zweimal innerhalb kurzer Zeit wegen Drogen-Besitzes verhaftet. Um eine verschärfte, langjährige Haftstrafe zu vermeiden, brauchte er einen Anwalt. Und um den bezahlen zu können, war er zähneknirschend gezwungen, die Rechte an seinem Song "Get Together" (wird an manchen Stellen auch als "Let's Get Together" gelistet) zu verkaufen. In den Knast musste er dennoch für einige Zeit und war somit nicht auf dem ersten Album von Quicksilver vertreten.
Sein Song "Get Together" wurde zu einem dicken, fetten Hit für u. a. The Youngbloods, wurde zu einer DER Hymnen der Hippie-Bewegung und die Scheibe verkaufte sich millionenfach. Dino Valenti aber sah keinen einzigen Cent davon. Extrem verbittert über diese Tatsache ging er für den Rest seines Lebens fast schon paranoid mit seinen Kompositionen um. Er nahm sie selbst auf und bewahrte die Bänder danach in irgendwelchen Verstecken auf, die er sich über die Jahre natürlich nicht alle merken konnte und viele vergaß. Aus zwei dieser Verstecke sind die Aufnahmen zu dem vorliegenden Album ans Tageslicht gekommen, die in vielerlei Hinsicht erstaunlich sind.
Die Songs stammen aus den Jahren 1964 - 1970 und verfügen - speziell wenn man ihr Alter und die lange Lagerzeit bedenkt - über einen geradezu sensationell gut erhaltenen Sound. Nicht nur im Mittelpunkt, sondern oft ganz alleine gebracht stehen die Akustik-Gitarre und Valentis Gesang. Und den Anfang macht dann auch sein wohl bekanntester Titel, das bereits weiter oben erwähnte "Get Together" in der Ur-Version, bei dem umgehend auffällt, was für ein fantastischer Performer Valenti war. Nicht nur das Songwriting - wie sich im weiteren Verlauf noch herausstellen wird - ist überdurchschnittlich stark, sondern hier haben wir es auch noch mit einem hammergeilen Sänger zu tun, der nicht nur eine ganz eigenwillige Stimme hat, sondern den Hörer aufgrund des gesanglichen Ausdrucks unweigerlich in seinen Bann zieht.
Dass unser Protagonist noch wesentlich mehr als diesen Mega-Hit drauf hatte, beweist er im Anschluss umgehend mit den Nummern "One Thousand Miles An Hour" und "Ain't That A Shame", bei denen er mich aufgrund des Gesangs, der aufgebauten Atmosphäre und auch der Message an den großartigen Gene Clark (Ex-The Byrds) erinnert, während er speziell bei dem Track "Silver Dagger" frappierend nach dem jungen John Hiatt klingt. Bzw. John Hiatt klang wie Valenti, denn der war ja schließlich ein paar Jahre früher da. Mit "Midnight Rider" (Allman Brothers Band) ist auch ein Cover-Song vertreten, der etwas anders, aber mindestens ebenso eindringlich gebracht wird.
Bei etwa der Hälfte der Songs sind übrigens noch weitere Musiker und manchmal eine ganze Band mit dabei, von denen aber leider keine Namensangaben existieren. Wahrscheinlich wurden die Musiker damals nicht auf den Schriftrollen der Aufnahme-Bänder festgehalten und da Dino Valenti, der bereits vor Jahren verstarb, nicht mehr gefragt werden kann, sind diese wohl auch nicht mehr zu eruieren. Logischerweise ist das vorliegende Material noch im Demo-Stadium, aber der Sound ist sehr gut und wer Killer-Songs wie z. B. "Strange World", "Crossroads" oder "The Letter" schreiben und in Dino Valentis Art interpretieren kann, der braucht sich eh vor niemandem zu verstecken.
Anfang der Siebziger stieg Valenti dann wieder bei Quicksilver Messenger Service ein und war für die nächsten Alben bis zur Auflösung Hauptsongwriter der Band. "Get Together" gibt es in zweifacher Ausführung. Einmal als Einfach-CD und dann wäre da noch die Variante mit einer zweiten Scheibe, die eine weitere gute dreiviertel Stunde und neun Tracks anbietet.
Ein Album für jeden, der Singer/Songwriter sowie Folk oder einfach nur gute Musik, gebracht von einem hammermäßigen Sänger mag. Bei mir haben sich bei Kerzenlicht, einem Glas Wein und dem Genuss dieses Albums nicht nur einmal die Nacken-Härchen aufrecht gestellt.
Tracklist
CD 1:
01:Get Together
02:One Thousand Miles An Hour
03:Ain't That A Shame
04:Silver Dagger
05:Strange World
06:I'll Try Something New
07:Star Rider
08:County Fair
09:Crossroads
10:Everybody Knows
11:Midnight Rider
12:The Letter
13:That's How It Goes
14:To The End Of The World
CD 2:
01:If I Had Money
02:Star Rider (Acoustic)
03:City Of Stone
04:County Fair (Acoustic)
05:Sadness Of My Mind
06:Play My Guitar
07:So Close To You
08:If I Had Money (Alternate Version)
09:Get Together (Alternate Version)
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