Dozzler & van Merwyk / Darkest Night
Darkest Night Spielzeit: 52:21
Medium: CD
Label: Groove Stew Records, 2014
Stil: Blues

Review vom 04.06.2014


Joachim 'Joe' Brookes
"Darkest Night" präsentiert Blues im Duo. Die Wien-Rheda-Wiedenbrück-Connection liefert auf dem vorliegenden Album ganze dreizehn Songs ab und wie nicht nur diese in beeindruckender Weise live rüberkommen, haben Christian Dozzler sowie Michael van Merwyk im Blues Moose-Café in Groesbeek(NL) unter Beweis gestellt.
Sieben Eigenkompositionen, davon eine mit Larry Garner verfasst, stehen sechs Coversongs gegenüber. Da sollte man vielleicht viel geschmeidiger von einer Zusammenführung der Lieder sprechen, denn Christian Dozzler und Michael van Merwyk bewegen sich mit ihren Songs ganz in der Tradition des Blues und geben den Tracks von unter anderem Thomas A. Dorsey ("Some Cold Rainy Day"), Hound Dog Taylor ("It's Alright"), Percy Mayfield ("Loose Lips") oder B.K. Turner ("Black Ace") eine sehr persönliche Note.
Zwischen dem treibenden Opener "Good Loving" und dem wunderschönen Lullaby-Blues "Darkest Night" pendelt die Stimmung ungemein anziehend zwischen Spannung und Entspanntheit. Sowohl Christian Dozzler als auch Michael van Merwyk verfügen über unterschiedlich prägnante Stimmen, die so auch noch zu einem besonderen Hörspaß führen.
Der deutsche Gitarrist und der österreichische Pianist beweisen ein ausgesprochen feines Händchen für Arrangements. Herrlich sind die von Christian Dozzler groovig intonierten Abstecher zum Boogie Woogie, der ja eine seiner musikalischen Heimatanschriften ist. Außerdem machen seine Harp-Einsätze ungemein viel her.
Demgegenüber ist Michael van Merwyk der Mann der Gitarren-Klänge. Ganz gleich, ob mit oder ohne Bottleneck ... der Ostwestfale spielt seine Saiteninstrumente mit Herz und Emotionen. Diese Einstellung kann bei beiden Künstlern ohne Einschränkung auch auf den Gesang übertragen werden.
Bei der Wahl der Fremdkompositionen hat man nicht, wie es häufig der Fall ist, auf allseits bekannte Gassenhauer gesetzt, sondern sich Lieder aus dem großen Blues-Verzeichnis ausgesucht, die vielleicht nicht so sehr bekannte Künstler einschließen. Bezogen auf die Komponisten werden die Song-Fakten, wenn man mag, auch noch zu interessanten Recherchen in die Geschichte des Blues genutzt.
Aus dem Booklet-Text (von Vincent Abbate geschrieben): »[...] In 2012, during a chance meeting on Beale Street, the two Europeans hatched the idea for a new acoustic duo. [...]«
Über diesen Zufall und die Idee kann man vor Freude ja nur in die Hände klatschen. Das "Darkest Night"-Ergebnis ist brillant, beeindruckend und zum Niederknien. Die beiden Künstler ergänzen sich prächtig, prägen die Atmosphäre durch ihre individuelle Sichtweise des Genres und das Feeling der in den Fox Music Studios in einem Tag live aufgenommenen Songs ist umwerfend. In den eigenen vier Wänden hat der Hörer das Gefühl, als würden Christian Dozzler und Michael van Merwyk eine Art Haus-Konzert geben.
Einer etwas größer als der andere läuft deren gemeinsame Tour unter dem Motto 'Four Meters Of Blues' und mit seinen über zweiundfünfzig Minuten ist "Darkest Night" mehr als vier Meter Blues. Das Album wird zu einer imposanten Duo-Reise. Wer den "It's Alright"-Raubein-Blues eines Hound Dog Taylor aus einer anderen Richtung betrachtet und interpretiert hören will, ist bei Dozzler & van Merwyk genau an der richtigen Adresse. Mit Bottleneck sowie einem mächtigen Piano-Groove ist man voll dabei. Es findet sich ausschließlich anerkennende Mienen im Gesicht des Hörers.
Die Musiker haben es geschafft, ihre musikalischen Qualitäten perfekt zu bündeln und werden ihre mit diesem Album schon erfolgreiche Zusammenarbeit hoffentlich fortsetzen. Vielleicht hat man ja am Tag der Aufnahmen noch weitere Songs gespielt. Bei der nachhaltigen Wirkung von "Darkest Night" wäre es geradezu eine Schande, wenn es bei nur einem Album beziehungsweise einer Tour bliebe.
Bei Christian Dozzlers und Michael van Merwyks erstem gemeinsamen Album unter eigenen Namen darf der Blues-Fan ruhig zugreifen und die Puristen sind dieses Mal ausdrücklich einbezogen. Hats off!
Line-up:
Christian Dozzler (vocals, piano, harmonica)
Michael van Merwyk (vocals, guitar, Weissenborn, Diddley bow)
Tracklist
01:Good Loving (2:42)
02:I Can't Sleep (4:07)
03:I'm Gonna Rock Some More (2:37)
04:Ain't No Bluesman (6:31)
05:Some Cold Rainy Day (3:55)
06:Loose Lips (2:58)
07:Long Cold Winter (3:52)
08:A Million Miles (3:28)
09:Black Ace (5:35)
10:I'll Try To Forget (3:37)
11:Sir Wilsons Bounce (3:29)
12:It's Alright (3:47)
13:Darkest Night (5:43)
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