Sonny Vincent With Members From Rocket From The Crypt / Same
Same Spielzeit: 25:42
Medium: LP (inkl. CD)
Label: We Deliver The Guts, 2009
Stil: Punk'n'Roll, Garage Punk

Review vom 02.08.2009


Moritz Alves
Der Amerikaner Sonny Vincent ist ein echtes Punkrock-Urgestein. Im New York der Siebziger war er mit seiner damaligen Band The Testors an der Szene um den legendären Club CBGB maßgeblich beteiligt. Anfang der Achtziger sorgte er, mittlerweile in Minneapolis lebend, mit der Formation Sonny Vincent And The Extreme, mit der er u.a. den obskuren Film "Mannequin World" (1983) drehte, für Furore.
Nachdem sich die Gruppe getrennt hatte, war Tausendsassa Vincent in den verschiedensten Bands aktiv: Model Prisoner (mit Bob Stinson, dem Gründer der Replacements und gleichzeitig verstorbener Bruder (1959-1995) des heutigen Guns N' Roses-Bassisten und Replacements-Mannes Tommy Stinson), Shotgun Rationale (mit Gary Taylor (Tank), Greg Norton (Hüsker Dü) und Paul Smith (Gutter Sluts)) und Sonny Vincent And His Rat Race Choir (mit Scott Asheton (Stooges), Captain Sensible (The Damned) und Cheetah Chrome (The Dead Boys)) sind wohl die bekanntesten von ihnen. Darüber hinaus hat Sonny Vincent aber auch mehrfach mit der legendären
Velvet Underground-Schlagzeugerin Maureen 'Moe' Tucker zusammengearbeitet.
Vor sechs Jahren dann gab es eine neue Kollaboration zu vermelden, denn 2003 tat sich der Gitarrist mit einigen Mitgliedern von Rocket From The Crypt zusammen, um durch die USA zu touren. Das Besondere daran: Einige der Musiker stellten bei diesen Gigs erst Vincents Backing Band, um danach dann ihren eigenen Set zu spielen.
Die Früchte dieser gemeinsamen Tour kann man heute ernten, denn abgesehen von einer tiefen Freundschaft zwischen den Beteiligten ist damals auch eine Reihe von Songs entstanden. Diese finden sich jetzt auf der mir vorliegenden Silberscheibe wieder. Aber halt! 'Silberscheibe' stimmt nur so halb, denn an sich ist das gute Stück als reine Vinylveröffentlichung gedacht, der allerdings, dem digitalen Zeitalter sei Dank, auch eine CD mit exakt demselben Inhalt beiliegt.
Musikalisch gibt es hierbei keine Überraschungen zu vermelden, denn das Quartett bewegt sich mit einem energiegeladenen Mix aus trashigem Ur-Punk und Rock'n'Roll in sicherem, jahrzehntelang ausgelotetem Fahrwasser. Solche Szene-Koryphäen wie Sonny Vincent, Ruby Mars, Speedo und N.D. es nun mal sind, können halt einfach nicht aus ihrer Haut, sondern haben sich nicht nur mit selbiger, sondern eben auch mit Haaren ihrem bevorzugten Stil verschrieben. Dass das Punk Rock war, ist und wohl auch immer sein wird, steht außer Frage, und daher hat hier auch keiner etwas anderes erwartet.
Somit gibt's denn auch in nicht mal einer halben Stunde ganze elf Songs auf die Lauscher - in der Kürze liegt die Würze, das war bei dieser Musik ja eigentlich immer schon so. Ungehobelt, etwas holprig und reichlich abgefuckt gehen die Mannen auf diesem Scheibchen zu Werke, so dass jeder Retro-Punk'n'Roller hier voll auf seine Kosten kommen wird. Das ist schließlich der pure, unverfälschte Underground. Direkt aus der Garage bzw. dem schäbigen Probekeller springt es einen an, das Liedgut. Da poltern die Drums, da nölt und leiert die Stimme, da zieht die Lead-Gitarre ein fieses Solo - so soll's sein, verdammt noch mal! Hier werden nur selten Gefangene gemacht, hier geht's ungeschönt und mit Schmackes auf die berühmte Zwölf!
Gut, bei "Dream" wird es verhältnismäßig romantisch und melodisch, und auch "Her Hand" wartet mit sowas wie einem fiesen Pop-Chorus auf (dafür sind die Strophen herrlich unbeugsam). Aber ansonsten bekommt man eine ordentliche Portion Punk und Rock'n'Roll vor den Latz geknallt - und von beidem gibt es natürlich nur die schmutzigsten Zutaten.
Fazit: Jeder Sonny Vincent-Anhänger muss hier blind und taub zugreifen, und wer Rocket From The Crypt mag, wird mit dieser Scheibe ebenfalls Spaß haben. Generell gilt aber, dass diese elf Songs alle Fans von Garage Punk und trashigem Retro Rock begeistern sollte. The Stooges, MC5 und The Dead Boys scheinen hier auf alle Fälle durch.
Line-up:
Sonny Vincent (vocals and guitar)
Ruby Mars (drums)
Speedo (guitar, vocals)
N.D. (bass)
Tracklist
01:Pick Up The Slack (2:36)
02:It's Not Your Fault (2:02)
03:Through My Head (3:07)
04:Dream (2:20)
05:Her Hand (3:28)
06:Pieces (1:22)
07:Something I Gotta Do (1:50)
08:Talking Trash (2:12)
09:They Say You Are Crazy (2:12)
10:Unlock (1:47)
11:Daily Procedure (2:46)
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