Tony Vega Band
19.04.2007, Alte Mühle, Eutin
Live Tony Vega Band
Alte Mühle Eutin
19. April 2007
Konzertbericht
Stil: Blues Rock

Artikel vom 23.04.2007


Tom H. Machoy
»Einmal jährlich in Eutin«, so wird die Band vom Veranstalter angekündigt, und nun ist es wieder soweit. Und es ist lange vor der Zeit schon so gut besucht, dass mir die vorderen Plätze für die 'Knipserei' verwehrt bleiben, nun ja, eben keine Fotos vom Konzert.
Irgendeinen dunklen Saft in kleinen, kurzstieligen Gläsern bewegten die Musiker erst zum Mund, um sich danach zu ihren Instrumenten zu bewegen. Und gleich nach wenigen Takten der Stromausfall an der Gitarre, der von Bass und Schlagzeug ganz fabelhaft in einen 'Ohne-Gitarre-Blues' mit witzigem Abschluss verwandelt wurde. Dafür gab es schon mal Applaus.
Tony VegaOhne Zwischenfälle ging es dann richtig los mit Slow Blues, diesmal mit Gitarre. "Going Back", fein getragen, leicht fingerig akzentuiert, sehr schön anzuhören. "Blackwater" wird schneller und leicht rockig, der Bassmann, Larry 'Lownote' Johnson mit Hut, Sonnenbrille und gepflegten Vollbart(!) grient vor sich hin, Gitarrenläufe vordergründig melodiös. "Frisco" erinnert erst mal an ZZ Top: Fließend und ineinander übergehender Sound, treibend - keiner steht mehr still, die noch Sitzenden 'zucken'.
Der Song klingt aus und nun gibt es Southern Bluesrock SATT. Hackender Bass, hackende Gitarre. Und weiter gehts S.R.V.-Boogie mäßig. Ein feiner Titel, der zum Tanzen einlädt, präzises Gitarrensolo, der Basser grient zum Boogierhythmus. Und da sich Tony hier schon zu Hause fühlt, prostet er erst mal allen zu - »Prost«.
»A brand new song...« erinnert dem Stil nach auch sehr an ZZ Top, ist schön 'bluesfüllig' und die Gitarrensoli werden ausgiebiger. Neuer Titel gleich anschließend ist ebenfalls ziemlich blueslastig und noch ein »Song from East-Texas« in gleichem Stil, treibend, die Soli eher fließend (S.R.V.) - sie bekommen so eine sehr ordentliche Mischung hin, und die über die Jahre gewachsene Fangemeinde ist begeistert vom Texas-Blues in Eutin.
Tony VegaDer Mann am Schlagzeug, Jeremy Pierce, hält einen feinen Rhythmus ein, stampfend, treibend, da brennt nichts an, sehr konsequent 'haut' er den Blues zurecht.
Mit T-Bone Walker geht es nun an die Wurzeln. Und wenn ich der Set-Liste (in der Pause vom Bassmann abfotografiert) glauben darf, spielt die Band "Treat Me Low". Eine Nummer, die voll ist von Tempo- und Rhythmuswechseln, vom fließenden bis zum notengenau gespielten Blues bis hinauf zu den höchsten Tönen, aber auch das obere Ende des Gitarrenhalses wird heftigst 'bespielt'. "Remember" von Jimi Hendrix, das auch auf der neuen CD zu hören ist, zeigt aber, dass irgendwie Hendrix immer Hendrix bleibt! Einen gibt es noch vor der Pause, und es klingt wieder nach S.R.V: Sehr funkige Gitarre, ins rockige abgleitend doch den Blues behaltend, die Saiten ziehend und zerrend, und auch die Soli, die nun folgen... - der Basser setzt sich boogiemäßig in Szene, wird abgelöst von Tony Vega, dann beide zusammen. Boogie in schönster Form, ich sag nur
Ten Years After, "I'm Going Home", doch nach Hause geht's noch lange nicht, ein klasse Instrumental!
Pause
Heftigst, in 'sharp dressed man-Manier' (King Friday), beginnen die Musiker nach der Pause, derb, sehr stark akzentuiert gespielt von allen Dreien. Ohne Übergang geht's in der Art weiter: Stampfender, krachender Blues. Der Bassmann grient wieder - ein überaus fröhlicher Mensch. Immer weiter ausufernde, S.R.V.-verdächtige Gitarrensoli. Tony und Larry stecken die Köpfe zusammen und bringen eine klasse Leistung rüber. Und wieder ein neuer Titel, der ebenfalls richtig loskracht und sehr bassbetont ist. Da zittert das 'morsche' Gebälk in der Mühle. Das ist harter Dampfhammerblues, schon fast schräg und weiß vollständig zu gefallen.
Tony VegaEs wird etwas lauter, ZZ Top-mäßig, wie soll ich's beschreiben? Auch irgendwie nach den Stones in ihren Bluestiteln klingend. Meine Platznachbarn fanden CCR wieder. Mit "Send Me" kommt nun ein richtiger 'Kuschelblues' auf die Bühne, so ein Stück wie "Rough Boy".
Sattes Gitarrenspiel, satter Gitarrensound, sattes Solo, völlig cool. Und der Bass wird 'gepeitscht'. Völlig ekstatisch zieht Tony Vega seiner Gitarre die Saiten stramm. Und im Boogie-Fieber geht es weiter und alle, selbst wenn sie bereits fünf mal hier waren, sind völlig begeistert.
Es folgt ein Blues der schweren, langsamen Gangart. Blues eben und alle bluesen, bluesen, bluesen - Augen schließen, einfach hören!! Beim nächsten Track hält dieses Gefühl unvermindert an. Die Tony Vega Band mischt aus dem straighten und geraden ZZ Top-Bluessound und dem funkigen S.R.V-Pendant einen Stoff, bei dem alles paßt. Bis auf die Texas-Kakteen fehlt da nichts. Und wie sie auf ihre Instrumente 'einschlagen', da werden regelrecht psychedelische Sounds produziert - STARK.
»Thanks for happiness - every year...«, dann gibt es erdigen Blues und es wird wahrhaftig getanzt. Die Band hat sehr gute Arbeit geleistet - »Eutin is rocking and bluesing«. Immer wieder klasse, 'Drei-Mann-Bands' bei der Arbeit zuzuhören und zuzusehen.
Es folgen noch zwei Zugaben, die immer besser werden und völlig enthemmt geht es nun zur Sache. Der Spielfreude, oder -lust sind nun keine Grenzen mehr gesetzt.
Dann ist Verabschiedung, »God bless you..."«. Es ist schön, den Musikern noch sagen zu können, dass sie ein klasse Konzert gespielt haben und ich erfahre, dass die Show auch der Band sehr viel Spaß bereitet hat.
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