Manchmal kann man sich doch trotz jahrzehntelanger Beschallung durch Rockmusik diverser Provenienz immer noch auf seine grauen Zellen verlassen. Dieses musste auch ich beim ersten Anblick des Covers vorliegender CD erfahren: Irgendwas sagte mir der Bandname
Unbuttoned Heart, aber eher, weil er früher anders lautete. Und richtig, ein kurzer Blick ins WWW rief mir die Tatsache in Erinnerung, dass es sich hierbei teilweise um ehemalige Mitglieder der Band
Five And The Red One aus Ulm handelt. Diese hatte sich nach über zehnjährigem Bestand im August 2010 wegen des Weggangs von Bassist
Tobi Merk aufgelöst und ich konnte sie kurz davor noch im Vorprogramm von
KISS in Oberhausen sehen und war seinerzeit durchaus angetan. Aus den 'Überresten' des ehemaligen Sextetts formierte sich dann recht schnell, quasi nur einen Monat später, ein neues Quintett und seit wenigen Tagen nun liegt "Stories" in den Regalen.
Mit treibenden Riffs und mehrstimmigem Gesang werden wir direkt in den flotten Opener "Without A Sound" geworfen, dessen Titel aber Lügen gestraft wird, denn er ist alles andere als geräuschlos. Ein wenig muss ich immer wieder, auch im weiteren Verlauf der Scheibe an einige Stilelemente von
U2 denken, aber das macht ja nichts. "Let You Go" schließt sich in gleicher Art und Weise an und lässt einen spätestens hier in eine gut gelaunte Gemütsverfassung geraten, der Song hat durchaus Potential für höhere Platzierungen. Etwas später geraten wir an "Close My Eyes" und das ist eine ganz feine powervolle Ballade, die ebenfalls eindeutig das Zeug hat, mit denen von Bands aus der 1. Bundesliga mitzuhalten. Mehr rockig als poppig und auch nicht so richtig viele Anteile Independent oder anderem Krempel, somit für meine Rezeptoren auch viel besser geeignet.
Eines ist vollkommen klar, auch ohne hier dezidiert auf die weiteren Tracks des Albums eingehen zu wollen - und da geht es neben den Uptempo-Nummern auch schon mal etwas gemäßigter zu (u. a. sehr gefühlvoll bei "Break Me" oder "Make Me Feel") - die Band gehört auf die Bühne. Und einige der Live-Fotos im 12-seitigen Booklet lassen den Betrachter und Hörer eine ansatzweise Ahnung davon bekommen, wie sehr die Band in der Lage sein muss, eine volle Halle oder überhaupt ein Publikum in Bewegung zu setzen. Darin liegt wohl auch ihr überzeugendes Konzept für das vorliegende Album begründet: Jeder Song wurde live und unplugged in vielen Locations Deutschlands und über die Grenzen hinaus getestet und weiterentwickelt, bevor er es auf die Platte schaffte. Zudem wurde das Album über Spenden der Fans mitfinanziert, eine Methode, die mittlerweile immer mehr um sich greift. Viele Köche können ja bekanntermaßen den Brei verderben, aber im vorliegenden Fall muss man attestieren, dass das Experiment durchweg gelungen ist.
Ulm kann also mehr als ein tolles Münster und
Albert Einstein! Die Jungs von
Unbuttoned Heart beweisen sehr eindrücklich, dass sie das Zeug haben, noch viel mehr zu erreichen, als sie es in ihren jungen Jahren bereits getan haben. Immerhin standen sie neben ihrer Rolle als Anheizer für
KISS auch schon mit
Bon Jovi oder
Nickelback auf der Bühne und werden wohl demnächst mit den award winning
Prime Circle auf Tournee und unter Umständen sogar in deren Heimatland Südafrika gehen. Da kann man ihnen nur aufrichtig alles, alles Gute wünschen - verdient haben sie es.